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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Allmählich schüttelte er das Grauen vor dem zupackenden langen Arm von sich ab und spürte mit einem Mal einen mächtigen Hunger.
    Sein Vorschlag wurde von allen begrüßt, und sie setzten sich auf die obersten Stufen. Im Halbdunkel konnten sie einander kaum sehen. Nachdem sie gegessen hatten, spendierte Gandalf zum dritten Mal jedem einen Schluck von dem Miruvor aus Bruchtal.
    »Lange wird es leider nicht mehr reichen«, sagte er, »aber ich finde, nach dem Schrecken an der Tür haben wir das nötig. Und wenn wir nicht sehr viel Glück haben, werden wir alles, was noch übrig ist, brauchen, bevor wir auf der andern Seite herauskommen. Geht auch sparsam mit dem Wasser um! Es gibt zwar viele Bäche und Brunnen in den Minen, aber die rühren wir lieber nicht an. Wir werden vielleicht keine Gelegenheit haben, die Flaschen und Schläuche zu füllen, bis wir ins Schattenbachtal hinunterkommen.«
    »Wie lange wird das dauern?«, fragte Frodo.
    »Das kann ich nicht sagen«, antwortete Gandalf. »Es hängt von vielerlei Umständen ab. Aber wenn wir gerade zugehn, ohne Hindernisse oder Belästigungen und ohne uns zu verlaufen, werden wir wohl drei oder vier Märsche brauchen. Von der Westtür bis zum Osttor werden es in kürzester Linie mindestens vierzig Meilen sein, und die Straße macht sicher einige Biegungen.«
    Sie rasteten nur kurz, und dann ging es weiter. Allen lag daran, diese Wegstrecke so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, und darum waren sie bereit, trotz aller Müdigkeit noch etliche Stunden zu marschieren. Gandalf ging wieder voran. In der linken Hand hielter den Stab, dessen Lichtschimmer nur eben den Boden vor seinen Füßen erhellte, in der rechten sein Schwert Glamdring. Als nächster kam Gimli, die Augen wie Blinkzeichen im trüben Licht, wenn er den Kopf hin und her wandte. Hinter dem Zwerg ging Frodo, und auch er hatte sein kurzes Schwert Stich gezogen. Stich und Glamdring leuchteten nicht, sehr zur Beruhigung ihrer Träger, denn beide Klingen waren von elbischen Schmieden der Ältesten Tage gearbeitet und zeigten einen kalten Lichtschimmer, wenn Orks in der Nähe waren. Hinter Frodo kam Sam, dann Legolas, die jüngeren Hobbits und Boromir. Als Letzter, ganz in Dunkel und Schweigen gehüllt, ging Aragorn.
    Der Gang machte einige Biegungen und wurde dann abschüssig. Eine ganze Weile führte er stetig abwärts, dann blieb er wieder auf gleicher Höhe. Die Luft wurde warm und stickig, doch ohne üble Gerüche, und bisweilen spürten sie auf den Gesichtern einen kühleren Hauch, der aus kaum erkennbaren Öffnungen in den Wänden kam. Deren gab es viele. Im blassen Schein des Zauberstabs sah Frodo im Vorübereilen Treppenabsätze, Torbögen, andere Gänge und Stollen, sachte aufwärts oder steil bergab führend, oder einfach gähnend dunkle Öffnungen zu beiden Seiten. Es war zu verwirrend, als dass er auch nur hätte versuchen wollen, sich den Weg zu merken.
    Gimli war für Gandalf keine große Hilfe, abgesehen davon, dass er durch seinen unerschütterlichen Gleichmut den anderen ein Beispiel gab. Wenigstens machte ihn nicht, wie die meisten anderen, die Dunkelheit allein schon nervös. Oft holte der Zauberer an Wegscheiden seinen Rat ein, wohin man sich wenden solle; doch immer hatte Gandalf selbst das letzte Wort. Die Minen von Moria waren größer und labyrinthischer, als selbst Gimli Glóinssohn geahnt hatte, der doch dem unter Tage werkenden Zwergenvolk angehörte. Auch Gandalfs blasse Erinnerungen an eine weit zurückliegende Fahrt halfen nun nicht mehr viel; doch ungeachtet der Dunkelheit und all der Krümmungen und Kreuzungen der Straße wusste der Zauberer immer, wohin er wollte, und verlor nie den Mut, solange es einen Weg gab, der zum Ziel führen konnte.
    »Keine Angst!«, sagte Aragorn. Sie hielten an einer Stelle länger als gewöhnlich, während Gandalf und Gimli miteinander tuschelten; die anderen standen in einem dichten Haufen wartend hinter ihnen. »Keine Angst! Ich bin mit ihm auf vielen Fahrten gewesen, wenn auch noch nie in solcher Finsternis; und in Bruchtal erzählt man Sachen von ihm, die alles, was ich miterlebt habe, noch weit übersteigen. Er verirrt sich nicht! Wenn es überhaupt einen Weg gibt – er findet ihn. Gegen alle unsere Befürchtungen hat er uns hier hereingeführt, und er führt uns auch wieder hinaus, koste es ihn, was es wolle. In dunkler Nacht findet er seinen Weg so sicher wie die Katzen der Königin Berúthiel.«
    Es war wirklich ein Glück für die

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