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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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obwohl, wie schon gesagt, einundelfzig Jahre für ein Leben unter euch viel zu wenig sind – das ENDE ist. Ich gehe fort. Ich verlasse euch JETZT . LEBT WOHL !
    Er stieg vom Stuhl herab und war verschwunden. Ein blendendes Licht blitzte auf, und alle Gäste mussten blinzeln. Als sie die Augen wieder aufbekamen, war Bilbo nirgendwo zu sehen. Hundertvierundvierzig entgeisterte Hobbits saßen da und waren sprachlos. Der alte Odo Stolzfuß nahm beide Füße vom Tisch und stampfte auf. Dann war es totenstill. Endlich, nachdem sie mehrere Mal tief durchgeatmet hatten, begannen sämtliche Beutlins, Boffins, Tuks, Brandybocks, Grubers, Pausbackens, Wühlers, Bolgers, Straffgürtels, Brockhäusers, Gutleibs, Hornbläsers und Stolzfußens auf einmal zu reden.
    Man war sich einig, dass es ein Scherz von sehr schlechtem Geschmack war und dass man nun erst mal etwas zu sich nehmen musste, um den Schock und den Ärger zu lindern. »Er ist verrückt, hab ich doch schon immer gesagt«, war wohl die am häufigsten zu hörende Bemerkung. Sogar die Tuks (mit wenigen Ausnahmen) fanden Bilbos Verhalten töricht. Die meisten hielten es einstweilen für selbstverständlich, dass sein Verschwinden nicht mehr war als ein alberner Streich.
    Aber der alte Rorig Brandybock war nicht so sicher. Weder das Alter noch die gewaltige Mahlzeit hatten seinen Verstand getrübt, und er sagte zu seiner Schwiegertochter Esmeralda: »Da ist etwas faul, meine Liebe! Ich glaube, dieser verrückte Beutlin ist wieder auf und davon. Alter Narr! Aber was sollen wir uns grämen? Das Wichtigste hat er ja dagelassen.« Und er rief laut zu Frodo hinüber, er solle die Weinflaschen noch mal herumgehen lassen.
    Frodo war von allen der einzige, der nichts gesagt hatte. Eine Zeit lang blieb er stumm neben Bilbos leerem Stuhl sitzen und ging auf all die Fragen und das Gerede nicht ein. Ihm hatte Bilbos Streich gefallen, allerdings war er natürlich vorher eingeweiht worden. Es fiel ihm schwer, über die Entrüstung der verdutzten Gäste nicht laut zu lachen. Doch zugleich war er tief beunruhigt. Ihm wurde plötzlich klar, wie sehr er an dem alten Hobbit hing. Die meisten Gäste aßen und tranken weiter und erörterten Bilbo Beutlins frühere und derzeitige Schrullen; aber die Sackheim-Beutlins waren schon im Zorn aufgebrochen. Frodo hatte von dem Fest genug. Er ließ noch mehr Wein auftragen; dann stand er auf, leerte stumm sein Glas auf Bilbos Wohl und huschte aus dem Zelt.
    Und Bilbo Beutlin? Schon während er seine Rede hielt, hatte er mit dem goldenen Ring in seiner Tasche gespielt, dem Zauberring, dessen Geheimnis er so viele Jahre gewahrt hatte. Als er vom Stuhl stieg, schob er ihn sich auf den Finger und wurde von keinem Hobbit in Hobbingen je wieder gesehen.
    Rasch ging er zu seiner Höhle. Dort blieb er einen Moment stehen und horchte lächelnd auf das Getöse aus dem Zelt und den Festtrubel von den anderen Teilen der Wiese. Dann ging er hinein. Er legte den Festtagsanzug ab, faltete die bestickte Seidenweste zusammen, wickelte sie in Seidenpapier und steckte sie weg. Schnell streifte er ein paar alte, geflickte Sachen über und schnallte einen abgewetzten Ledergürtel um. Daran hängte er ein kurzes Schwert in einer Scheide aus verwittertem schwarzen Leder. Aus einer verschlossenen Schublade, die nach Mottenkugeln roch, holte er einen alten Kapuzenmantel hervor. Er hatte ihn verwahrt wie eine Kostbarkeit, doch hatte er so viele Flicken und Flecken, dass die ursprüngliche Farbe kaum mehr zu erraten war; vielleicht war er einmal dunkelgrün gewesen. Obendrein war er ihm etwas zu groß. Dann ging er in sein Studierzimmer und nahm aus einer großen eisernen Truhe ein in Lappen gewickeltes Bündel und ein in Leder gebundenes Buch, außerdem einen großen, festen Briefumschlag. Buch und Bündelstopfte er zuoberst in einen bereitstehenden schweren Rucksack, der schon fast voll war. In den Umschlag steckte er seinen goldenen Ring mitsamt dem Kettchen; dann verschloss er ihn und schrieb Frodos Namen drauf. Zuerst legte er ihn auf den Kaminsims, aber plötzlich nahm er ihn wieder weg und steckte ihn sich in die Tasche. In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Gandalf kam rasch herein.
    »Hallo!«, sagte Bilbo. »Ich fragte mich schon, ob du noch mal hereinschaust.«
    »Ich bin froh, dich sichtbar vorzufinden«, antwortete der Zauberer und setzte sich auf einen Stuhl. »Ich wollte dich unbedingt noch mal erwischen und ein paar letzte Worte loswerden. Ich nehme an, du

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