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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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kam ein rotgoldener Drache, nicht in Lebensgröße, doch fürchterlich naturgetreu: Flammen loderten aus seinem Rachen, seine Augen warfen blendende Strahlen zur Erde, und mit einem tosenden Geräusch fegte er dreimal über dieKöpfe der Menge hinweg. Alle duckten sich, und manche warfen sich flach auf den Bauch. Wie ein Expresszug brauste der Drache davon, schlug einen Purzelbaum und explodierte mit ohrenbetäubendem Krachen über Wasserau.
    »Das war das Zeichen zum Abendessen«, sagte Bilbo. Sofort waren Angst und Schrecken wie weggeblasen, und die Hobbits, die am Boden Deckung gesucht hatten, kamen schleunigst wieder auf die Füße. Es gab eine Schlemmermahlzeit für alle – alle, bis auf diejenigen, die zur Feier im engsten Familienkreis in das große Zelt mit dem Baum gebeten wurden. Hier beschränkten sich die Einladungen auf zwölf Dutzend (eine Zahl, die auch bei den Hobbits ein Gros hieß, obwohl das Wort in Bezug auf Personen als ungehörig galt), ausgewählte Gäste aus allen Familien, mit denen Bilbo und Frodo verwandt waren, nebst einigen guten, aber nicht verwandten Freunden (wie Gandalf). Auch viele junge Hobbits waren dabei, in Begleitung oder mit Erlaubnis ihrer Eltern; denn mit den Schlafenszeiten für die Kinder nahmen es die Hobbits nicht so genau, besonders wenn sich die Gelegenheit bot, ihnen eine kostenlose Mahlzeit zu verschaffen. Junge Hobbits satt zu kriegen war nicht billig.
    Da sah man nun viele Beutlins und Boffins, allerlei Tuks und Brandybocks, manche Grubers (Verwandte von Bilbo Beutlins Großmutter), verschiedene Pausbackens (Verwandte seines Großvaters Tuk) und vereinzelte Wühlers, Bolgers, Straffgürtels, Brockhäusers, Gutleibs, Hornbläsers und Stolzfußens. Manche von diesen waren mit Bilbo nur ganz entfernt verwandt, und einige waren kaum je zuvor in Hobbingen gewesen, weil sie in entlegenen Winkeln des Auenlands wohnten. Die Sackheim-Beutlins waren nicht vergessen worden. Otho und seine Frau Lobelia waren da. Sie hassten Bilbo und verabscheuten Frodo, aber sie hatten eine so prächtige, mit goldener Tinte geschriebene Einladungskarte bekommen, dass sie nicht nein sagen konnten. Außerdem hatte ihr Vetter Bilbo seit vielen Jahren den Freuden der Tafel die höchste Aufmerksamkeit zugewandt, und seine Küche hatte einen vorzüglichen Ruf.
    Alle hundertvierundvierzig Gäste machten sich auf ein gediegenes Festessen gefasst, auch wenn sie der (unvermeidlichen) Nachtischrede ihres Gastgebers mit einigem Grauen entgegensahen. Er streute bei solchen Gelegenheiten gern Sachen ein, von denen er meinte, dass es Gedichte seien, und wenn er ein, zwei Glas getrunken hatte, kam er auf die verrückten Abenteuer seiner mysteriösen Reise zu sprechen. Die Gäste wurden nicht enttäuscht: Es gab ein sehr anständiges Essen – oder richtiger, ein rundum zufriedenstellendes Gelage, nahrhaft, reichlich, vielseitig und lang ausgedehnt. Der Lebensmittelabsatz ging während der folgenden Wochen im ganzen Bezirk auf nahezu Null zurück; aber weil Bilbos Einkäufe die Läden, Keller und Lagerhäuser auf Meilen im Umkreis geleert hatten, war das kein Unglück.
    Nachdem das Essen (mehr oder weniger) vorüber war, kam die Rede. Die meisten Gäste nippten und naschten zwar noch von dem, was sie am liebsten mochten, aber sie waren nun in duldsamer Laune, in jenem wohligen Stadium, in dem sie, wie sie es nannten, nur noch ein paar »Ecken ausstopfen« mussten; und alle Befürchtungen waren vergessen. Sie waren nun bereit, jede beliebige Rede über sich ergehen zu lassen und nach jedem Satz Beifall zu spenden.
    Meine lieben Leute! begann Bilbo, von seinem Stuhl aufstehend. »Hört! Hört! Hört!«, riefen sie und wiederholten es im Chor so lange, bis man zweifeln konnte, ob sie bereit waren, den eigenen guten Rat zu befolgen. Bilbo verließ seinen Platz und stellte sich auf einen Stuhl zu Füßen des hell beleuchteten Baums. Das Licht der Laternen fiel auf sein strahlendes Gesicht; die goldenen Knöpfe glänzten an seiner bestickten Seidenweste. Alle konnten ihn sehen, wie er dort stand, mit der einen Hand in der Luft herumfuchtelnd, die andere Hand in der Hosentasche.
    Meine lieben Beutlins und Boffins, begann er noch einmal, meine lieben Tuks und Brandybocks, Grubers und Pausbackens, Wühlers, Hornbläsers, Bolgers, Straffgürtels, Gutleibs, Brockhäusers und Stolzfußens.
    »Stolz FÜSSER !«, rief ein älterer Hobbit aus dem hinteren Teil des Zeltes dazwischen. Er hieß natürlich Stolzfuß, und zwar

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