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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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findest, dass alles bestens und nach Plan verlaufen ist?«
    »Ja, finde ich«, sagte Bilbo. »Nur dieser Blitz kam unvorhergesehen; er hat sogar mich erschreckt, um so mehr die anderen. Eine kleine Zugabe von dir, nehm ich an?«
    »Allerdings. Du hast klugerweise diesen Ring all die Jahre über geheimgehalten, und ich hielt es für nötig, deinen Gästen etwas zu bieten, das dein plötzliches Verschwinden scheinbar erklären könnte.«
    »Und das mir den Spaß verdirbt!«, sagte Bilbo und lachte. »Musst du dich denn in alles einmischen? Aber wahrscheinlich weißt du es wieder mal am besten.«
    »Freilich – wenn ich etwas weiß, dann weiß ich es am besten. Aber in dieser Sache bin ich mir nicht so sicher. Sie wäre nun abgeschlossen. Deinen Spaß hast du gehabt, die meisten deiner Verwandten schockiert oder beleidigt und dem ganzen Auenland Gesprächsstoff für neun bis neunundneunzig Tage gegeben. Hast du noch mehr dergleichen vor?«
    »In der Tat! Mir ist nach einem Urlaub zumute, einem sehr langen Urlaub, wie ich dir schon sagte. Wahrscheinlich wird es ein Dauerurlaub: Ich glaube nicht, dass ich wiederkomme. Jedenfalls habe ich nicht die Absicht, und ich habe alle Vorkehrungen getroffen.
    »Ich bin alt, Gandalf. Man sieht es mir nicht an, aber im Innersten spüre ich’s nun. Noch gut erhalten, von wegen!«, brummte er. »Nun,ich komme mir dünn vor, sozusagen gestreckt, versteh mich recht, wie zu dünn aufs Brot gestrichene Butter. Das kann doch nicht in Ordnung sein. Ich brauche eine Veränderung, irgendetwas.«
    Gandalf musterte ihn eindringlich. »Nein, das kann wohl nicht in Ordnung sein«, sagte er nachdenklich. »Nein, letzten Endes, glaube ich, ist dein Plan wahrscheinlich der beste.«
    »Jedenfalls, ich bin fest entschlossen. Ich will wieder Berge sehn, Gandalf, Berge, und dann einen Ort finden, wo ich meine Ruhe habe. Wo man mich in Frieden lässt, wo diese Horde von neugierigen Verwandten mir nicht zusetzt, wo nicht dauernd irgendein lästiger Besuch vor der Tür steht. Vielleicht finde ich sogar einen Ort, wo ich mein Buch zu Ende schreiben kann. Ich habe mir schon einen hübschen Schluss ausgedacht: Und er lebte glücklich und zufrieden bis ans Ende seiner Tage. «
    Gandalf lachte. »Das wünsche ich ihm. Aber niemand wird das Buch lesen, egal wie es endet.«
    »Ach, vielleicht doch der eine oder andere, in späteren Jahren. Frodo hat schon einiges gelesen, so weit, wie ich gekommen bin. Du wirst doch ein Auge auf Frodo haben, ja?«
    »Sogar zwei Augen, sooft ich sie entbehren kann.«
    »Er würde mich selbstverständlich begleiten, wenn ich ihn darum bäte. Er hat es mir sogar schon angeboten, kurz vor dem Fest. Aber eigentlich möchte er nicht fort, noch nicht. Ich will, bevor ich sterbe, das wilde Land noch einmal sehn und das Gebirge; er aber hängt noch zu sehr am Auenland mit seinen Wiesen und Wäldern und den kleinen Flüssen. Hier müsste es ihm gut gehen. Natürlich hinterlasse ich ihm alles bis auf ein paar Kleinigkeiten. Ich hoffe, er wird glücklich, wenn er sich erst mal daran gewöhnt hat, auf eigenen Füßen zu stehn. Es wurde Zeit, dass er sein eigener Herr wird.«
    »Alles?«, sagte Gandalf. »Auch den Ring? Darin hattest du eingewilligt, erinnere dich!«
    »Na, hm, ja, ich denke schon«, stammelte Bilbo.
    »Wo ist er?«
    »In einem Umschlag, wenn du’s unbedingt wissen musst«, sagte Bilbo gereizt. »Da auf dem Kaminsims. Ach nein! Ich hab ihn ja noch in der Tasche!« Er zögerte. »Ist das nicht sonderbar?«, sagte er leise zu sich selbst. »Aber warum denn auch nicht? Warum kann er nicht dort bleiben?«
    Gandalf musterte ihn wieder, diesmal sehr scharf und mit einem Funkeln in den Augen. »Ich an deiner Stelle würde ihn hier lassen, Bilbo«, sagte er ruhig. »Willst du’s nicht?«
    »Na ja – und nein. Jetzt, wo es so weit ist, möchte ich mich gar nicht mehr von ihm trennen, wenn ich das sagen darf. Und ich sehe nicht ein, warum ich es sollte. Warum verlangst du das von mir?«, fragte er, und seine Stimme veränderte sich merkwürdig. Sie klang scharf vor Ärger und Argwohn. »Immer löcherst du mich wegen des Rings! Wegen der anderen Dinge, die ich von meiner Fahrt mitgebracht habe, hast du mir nie so zugesetzt.«
    »Nein, aber ich musste dich löchern«, sagte Gandalf. »Ich wollte die Wahrheit wissen. Es war wichtig. Zauberringe sind – nun, eben Zauberringe; sie sind selten und sonderbar. Ich war sozusagen von Berufs wegen an deinem Ring interessiert und bin es noch.

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