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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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mein Volk bewohnt. Nichts kommt den Bäumen dort gleich. Denn golden werden ihre Blätter im Herbst, statt zu fallen. Erst wenn der Lenz kommt und das junge Grün aufbricht, fallen sie ab; und alsbald sind die Zweige schwer von gelben Blüten. Golden ist dann der Boden des Waldes und golden sein Dach, und silbern sind die Säulen, denn die Rinde der Stämme ist glatt und grau. So heißt es noch heute in unseren Liedern, wie wir sie im Düsterwald singen. Von Herzen froh wär ich, könnt ich im Frühling am Saum jenes Waldes verweilen.«
    »Ich wäre dort sogar im Winter von Herzen froh«, sagte Aragorn. »Aber bis dahin sind es noch viele Meilen. Beeilen wir uns!«
    Eine Zeit lang konnten Frodo und Sam mit den anderen Schritt halten, aber Aragorn legte ein scharfes Tempo vor, und nach einer Weile blieben sie zurück. Seit dem frühen Morgen hatten sie nichts mehr gegessen. Sams Schnittwunde brannte wie Feuer, und ihm schwamm der Kopf. Trotz des Sonnenscheins kam ihm der Wind nach der warmen Dunkelheit von Moria kalt vor, und er bibberte. Frodo fiel jeder Schritt schwerer, und er schnappte nach Luft.
    Endlich drehte Legolas sich um und wies Aragorn darauf hin, wie weit sie schon zurückgeblieben waren. Die andern hielten an, und Aragorn, nachdem er Boromir zum Mitkommen aufgefordert hatte, rannte zurück.
    »Entschuldige, Frodo!«, rief er. »So viel ist heute geschehen, und wir müssen uns so beeilen, dass ich ganz vergessen habe, dass ihr beide verletzt seid. Ihr hättet etwas sagen sollen. Wir haben nichts getan, um euch zu versorgen, wovon uns alle Orks von Moria nicht hätten abhalten dürfen. Kommt nun! Bald sind wir an einem Platz,wo wir eine kurze Rast einlegen können. Da werde ich für euch tun, was ich kann. Komm, Boromir, wir tragen sie!«
    Wenig später kamen sie an einen anderen Bach, der von Westen herabfloss und sein sprudelndes Wasser mit dem Silberlauf vereinigte. Zusammen stürzten sie über einen grün bewachsenen Felsen und strömten schäumend in eine Schlucht hinab. Sie war von niedrigen, krummen Kiefern umgeben, und die Seiten waren steil und mit Hirschzunge und Heidelbeersträuchern bewachsen. Auf dem Grund war eine freie, ebene Fläche, wo der Bach über glänzende Kiesel rauschte. Hier rasteten sie. Es war nun fast drei Uhr nachmittags, und sie waren erst wenige Meilen vom Tor entfernt. Schon neigte sich die Sonne nach Westen hin.
    Während Gimli und die beiden jüngeren Hobbits mit Reisig und Kiefernholz Feuer machten und die Wasserschläuche füllten, versorgte Aragorn die beiden Verletzten. Sams Kopfwunde war nicht tief, sah aber böse aus, und Aragorn untersuchte sie mit besorgter Miene. Aber einen Moment später schaute er erleichtert auf.
    »Glück gehabt, Sam!«, sagte er. »Viele haben für ihren ersten erschlagenen Ork schon teurer bezahlen müssen. Dies ist keine vergiftete Wunde, wie sie von Orkklingen nur allzu oft geschlagen wird. Sie dürfte gut verheilen, wenn ich sie erst behandelt habe. Wasche sie gut aus, wenn Gimli das Wasser erhitzt hat.«
    Aus seiner Gürteltasche nahm er einige verdorrte Blätter. »Die sind jetzt trocken und nicht mehr so ganz wirksam, aber es sind immerhin noch ein paar von den Athelas-Blättern, die ich in der Nähe der Wetterspitze gefunden habe. Zerreibe eins ins Wasser und wasche damit die Wunde aus, dann werde ich sie verbinden. Und nun zu dir, Frodo!«
    »Mir fehlt doch nichts«, sagte Frodo, dem es widerstrebte, an seine Kleidung rühren zu lassen. »Ich brauche nur etwas im Magen und ein bisschen Ruhe.«
    »Nein«, sagte Aragorn. »Wir müssen schon mal nachsehn, was zwischen Hammer und Amboss aus dir geworden ist. Ich wundere mich, dass du überhaupt noch am Leben bist.« Behutsam streifteer Frodo die alte Jacke und das abgetragene Hemd vom Leib, und dann schnappte er seinerseits nach Luft. Er lachte. Das silberne Panzerhemd schimmerte ihm entgegen wie Licht auf einem gekräuselten See. Behutsam zog er es Frodo aus und hielt es hoch. Die Edelsteine daran funkelten wie Sterne, und als er die Ringe schüttelte, gab es ein helles Klirren, wie wenn Regen auf einen Teich fällt.
    »Seht mal, Freunde!«, rief er. »Was für ein hübsches Hobbitfell! Selbst ein kleiner Elbenprinz könnte ihn drum beneiden. Wenn bekannt würde, dass Hobbits solche Pelze tragen, kämen alle Jäger von Mittelerde ins Auenland geritten.«
    »Und alle Jäger der Welt würden ihre Pfeile vergebens abschießen«, sagte Gimli und betrachtete den Harnisch voll Bewunderung.

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