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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Bergen sein. Ich höre schon des Rauros unermüdliche Stimme.«
    Die Gefährten ruhten eine Weile aus und ließen sich von der Strömung durch die Mitte des Sees nach Süden treiben. Sie aßenetwas, dann griffen sie zu den Paddeln und beschleunigten die Fahrt. Die Berghänge im Westen fielen in Schatten, und die Sonne wurde rund und rot. Hier und da stand ein Stern am dunstigen Himmel. Umdunkelt ragten die drei Berggipfel vor ihnen auf. Rauros brüllte immer lauter. Nacht lag schon über den Wassern, als die Reisenden schließlich in den Schatten der Berge eintauchten.
    Der zehnte Tag ihrer Reise war vorüber. Wilderland hatten sie hinter sich gelassen. Sie konnten nicht weiter, ohne sich zu entscheiden, ob sie nach Osten oder nach Westen gehen sollten. Die letzte Etappe ihrer Fahrt lag vor ihnen.

ZEHNTES KAPITEL

    DIE WEGE TRENNEN SICH
    A ragorn fuhr voran durch den rechten Flussarm. Auf dem Westufer, gegenüber der Zinnenfels-Insel oder Tol Brandir, erstreckte sich eine grüne Wiese vom Wasser bis an den Fuß des Amon Hen. Dahinter stiegen sacht die ersten Hänge des Berges an, auf denen Bäume standen; und Wäldchen zogen sich auch nach Westen die Biegung des Seeufers entlang. Ein kleiner Bach sprudelte vom Berg herab und befeuchtete das Gras.
    »Hier rasten wir heute Nacht«, sagte Aragorn. »Dies ist die Wiese Parth Galen, einst ein beliebter Aufenthalt an Sommertagen. Hoffentlich hat sich auch heute noch nichts Böses hier eingenistet.«
    Sie zogen die Boote aufs grüne Ufer und schlugen daneben ihr Lager auf. Sie teilten die Wachen ein, doch von Feinden war nichts zu hören und zu sehen. Wenn Gollum es fertiggebracht hatte, ihnen zu folgen, blieb er unbemerkt. Dennoch wurde Aragorn im Lauf der Nacht unruhig, wälzte sich im Schlaf herum und wurde mehrere Mal wach. In den letzten Stunden vor Morgen stand er auf und kam zu Frodo, der die Wache hatte.
    »Warum schläfst du nicht?«, fragte Frodo. »Jetzt ist nicht deine Wache.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Aragorn, »aber ein Schatten ist in meinen Schlaf gefallen und hat mich bedroht. Sei so gut und zieh dein Schwert!«
    »Warum?«, sagte Frodo. »Sind Feinde in der Nähe?«
    »Sehn wir mal, was Stich dazu sagt«, antwortete Aragorn.
    Frodo zog die Elbenklinge aus der Scheide. Zu seinem Schreckenschimmerten die Schneiden ein wenig in der Dunkelheit. »Orks!«, sagte er. »Nicht ganz in der Nähe, aber doch zu nah, scheint mir.«
    »Das hatte ich befürchtet«, sagte Aragorn. »Aber vielleicht sind sie nicht auf dieser Seite des Flusses. Stich leuchtet nur schwach und zeigt vielleicht nicht mehr an, als dass ein paar Späher auf den Hängen des Amon Lhaw herumschleichen. Von Orks auf dem Amon Hen hab ich noch nie gehört. Aber wer weiß, was in diesen schlimmen Zeiten alles möglich ist, seit Minas Tirith den Anduin nicht mehr sichert. Morgen müssen wir auf der Hut sein.«
    Der Tag kam wie Feuer und Rauch. Tief im Osten hingen schwarze Wolkenbänke, als qualmte dort ein riesiger Brand. Die aufgehende Sonne warf von unten schmutzig rote Flammen hinein; doch bald stieg sie über die Wolken an den klaren Himmel. Der Gipfel von Tol Brandir lief in eine goldene Zinne aus. Frodo blickte nach Osten auf die hochgetürmte Insel. Ihre Flanken sprangen fast senkrecht aus dem strömenden Wasser auf. Über den hohen Klippen kamen steile Hänge, an denen Bäume hinaufkrochen, ein Wipfel über dem andern, und noch weiter oben graue, unüberwindliche Felswände, gekrönt mit einem großen spitzen Zacken. Viele Vögel kreisten über der Insel, aber von anderen Lebewesen war nichts zu sehen.
    Nach dem Frühstück rief Aragorn die Gefährten zusammen. »Der Tag ist gekommen«, sagte er, »wo wir die Entscheidung treffen müssen, die wir so lange aufgeschoben haben. Wie soll die Fahrt weitergehen, nachdem wir uns so weit gemeinsam durchgeschlagen haben? Sollen wir mit Boromir nach Westen gehen und in die Kriege um Gondor ziehen? Oder nach Osten, dem Schrecken und dem Schatten entgegen? Oder sollen wir die Fahrtgemeinschaft auflösen, und jeder geht nach eigenem Ermessen hier- oder dorthin? Was wir auch tun, wir müssen es bald tun. Wir können nicht lange hier bleiben. Der Feind ist auf dem östlichen Ufer, so viel wir wissen; ich befürchte aber, dass die Orks auch schon auf diesem Ufer sein könnten.«
    Lange schwiegen sie alle, und keiner rührte sich.
    »Nun, Frodo«, sagte Aragorn schließlich. »Ich fürchte, die schwerste Last ist dir auferlegt. Du bist der vom Rat ernannte

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