Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)
dienst!«, sagte Aragorn. »Bist du Saurons, des Dunklen Herrn von Mordor Freund oder Feind?«
»Ich diene nur dem König der Mark, Théoden, Thengels Sohn«, sagte Éomer. »Dem Herrn des fernen Schwarzen Landes dienen wir nicht, doch stehen wir auch noch nicht in offenem Krieg mit ihm; und wenn ihr vor ihm auf der Flucht seid, verlasst lieber dieses Land. Wir haben jetzt Unruhe an allen Grenzen und sehen uns bedroht; doch wünschen wir nur frei zu sein und weiter so zu leben, wie wir immer gelebt haben, und unseren Besitz zu wahren. Wir dienen keinem fremden Herrn, er sei gut oder böse. In besseren Zeiten haben wir Gäste freundlicher empfangen, doch in diesen Tagen findet uns der unerwünschte Fremde kurz angebunden und hart. Nun sprich du! Wer bist du? Wem dienst du? Wer hat dich geheißen, in unserem Land Orks zu jagen?«
»Ich diene niemandem«, sagte Aragorn, »doch wer Sauron dient, den verfolge ich, egal, in welches Land er geht. Wenige Sterbliche wissen über Orks besser Bescheid als ich; und auf diese ungewöhnliche Weise verfolge ich sie jetzt nicht aus Leichtfertigkeit. Die Orks, hinter denen wir her waren, haben zwei meiner Freunde gefangen genommen. In einer solchen Notlage wird einer, wenn er kein Pferd hat, zu Fuß gehen, und er wird nicht erst die Erlaubnis einholen, die Spur verfolgen zu dürfen. Und die Kopfzahl seiner Feinde wird er nicht anders als mit dem Schwert feststellen wollen. Ich bin nicht waffenlos.«
Aragorn warf seinen Mantel zurück. Die elbische Schwertscheide glitzerte, als er sie packte, und Andúrils Klinge leuchtete wie eine Flamme, als er es plötzlich herausriss. »Elendil!«, rief er. »Ich bin Aragorn, Arathorns Sohn, und man nennt mich Elessar, Elbenstein, den Dúnadan, Elendils und Isildurs Erben von Gondor. Hier ist das Schwert, das zerbrochen war und neu geschmiedet ward! Willst du mir helfen oder mich hindern? Triff schnell deine Wahl!«
Gimli und Legolas betrachteten ihren Gefährten mit Staunen, denn so hatten sie ihn noch nie erlebt. Er schien gewachsen, Éomer dagegen geschrumpft zu sein; und sein Gesicht, obwohl aus Fleisch und Blut, ließ sie plötzlich an die Macht und Majestät denken, die aus den Mienen der steinernen Könige sprach. Legolas schien es für einen Moment, als flackerte eine weiße Flamme um Aragorns Stirn wie eine leuchtende Krone.
Éomer trat einen Schritt zurück, und auf seinen Zügen lag ein Ausdruck der Ehrfurcht. Er schlug die stolzen Augen nieder. »Wahrhaftig, was für Zeiten!«, murmelte er. »Traum- und Sagengestalten erwachen zum Leben und springen plötzlich aus dem Gras auf.
Sag mir, Herr, was dich herführt?«, sagte er. »Und was hatten die dunklen Worte zu bedeuten? Seit langem ist Boromir, Denethors Sohn, schon fort, um die Antwort zu erfahren, und das Pferd, das wir ihm geliehen haben, kam reiterlos zurück. Welche Schicksalsbotschaft bringst du uns aus dem Norden?«
»Den Aufruf zu einer Entscheidung«, sagte Aragorn. »Sage dies zu Théoden, Thengels Sohn: Offener Krieg steht ihm bevor, Seite an Seite mit Sauron oder gegen ihn. Niemand wird mehr so leben können, wie er immer gelebt hat, und nur wenige werden bewahren können, was sie ihren Besitz nennen. Doch von solch großen Dingen reden wir später. Wenn es die Umstände erlauben, werde ich selbst den König aufsuchen. Jetzt bin ich arg in Nöten und bitte um Hilfe oder wenigstens um Nachricht. Du hast gehört, dass wir eine Horde Orks verfolgen, die unsere Freunde verschleppt haben. Was kannst du uns dazu sagen?«
»Dass ihr sie nicht weiter zu verfolgen braucht. Die Orks wurden vernichtet.«
»Und unsere Freunde?«
»Wir haben nur Orks gesehen.«
»Das ist merkwürdig!«, sagte Aragorn. »Habt ihr die Getöteten untersucht? Habt ihr keine anderen Leichen als solche von Orks gefunden? Sie wären klein gewesen, nur so groß wie Kinder, in euren Augen, unbeschuht und in Grau gekleidet.«
»Es waren keine Zwerge oder Kinder dabei«, sagte Éomer. »Wir haben die Getöteten gezählt und ihnen alles Brauchbare abgenommen, dann die Kadaver auf einen Haufen geworfen und verbrannt, wie es bei uns Sitte ist. Die Asche raucht noch.«
»Wir sprechen nicht von Zwergen oder Kindern«, sagte Gimli. »Unsere Freunde sind Hobbits.«
»Hobbits?«, sagte Éomer. »Was sind das für welche? Ein seltsamer Name!«
»Ein seltsamer Name für ein seltsames Volk«, sagte Gimli. »Aber an diesen Hobbits liegt uns sehr viel. Anscheinend habt auch ihr in Rohan von der Weissagung
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