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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Seite stehn.«
    »Ja, ich versteh schon, was du meinst«, sagte Pippin. »Das könnte sein, wie wenn aus einem geruhsam wiederkäuenden Rind ein wütender Stier wird, und zwar ganz plötzlich. Aber ob es Baumbart gelingen wird, sie aufzurütteln? Sicherlich versucht er’s, so gut er kann. Aber sie lassen sich nicht gern aufrütteln. Baumbart selbst hat sich gestern Abend aufgeregt, und dann hat er es gleich wieder heruntergeschluckt.«
    Die Hobbits kehrten um. Noch immer brummten die Stimmen der Ents in der Ratsrunde, bald anschwellend, bald verebbend. Die Sonne war nun so hoch gestiegen, dass sie über die Hecke hereinschien; ihre Strahlen fielen auf die Wipfel der Birken und erhellten die Nordseite der Schlucht mit einem kühlen, gelben Licht. Dort sahen die Hobbits einen kleinen glitzernden Quell. Unter den immergrünen Bäumen gingen sie am Rand des großen Runds entlang – wie angenehm, wieder einmal kühles Gras an den Zehen zu spüren und nicht in Eile zu sein! – und stiegen zu dem sprudelnden Wasser hinab. Sie tranken ein wenig von dem klaren, kalten Nass, setzten sich auf einen bemoosten Stein und schauten zu, wie die Sonnenflecken im Gras und die Schatten der Wolken über den Grund der Schlucht zogen. Das Gemurmel der Ents ging weiter. Ein überaus seltsamer, entrückter Ort schien dies zu sein, außerhalb ihrer Welt und fern von allem, was sie kannten. Eine große Sehnsucht überkam sie nach den Gesichtern und den Stimmen ihrer Gefährten, besonders nach Frodo und Sam und nach Streicher.
    Endlich schienen die Ents eine Pause zu machen, und ihr Gesang verstummte. Als die Hobbits aufblickten, sahen sie Baumbart mit einem anderen Ent auf sich zukommen.
    »Hm, hommm, da bin ich wieder«, sagte er. »Ihr werdet schon müde, wie, oder ungeduldig, hmm? Na, leider müsst ihr noch ein bisschen warten. Mit dem ersten Schritt sind wir nun fertig; aber ich muss alles noch mal denen erklären, die weit von hier oder weit von Isengard wohnen, und denen, mit denen ich vor dem Thing noch nicht sprechen konnte; und dann werden wir beschließen müssen, was wir tun wollen. Immerhin, einen Beschluss zu fassen dauert bei den Ents nicht so lange wie das Besprechen all der Umstände und Ereignisse, über die sie sich klar werden wollen. Trotzdem, es lässt sich nicht leugnen, dass wir noch einige Zeit hierbleiben müssen,zwei, drei Tage höchstwahrscheinlich. Darum habe ich einen Begleiter für euch mitgebracht. Er hat ein Enthaus hier in der Nähe. Bregalad heißt er mit seinem elbischen Namen. Er sagt, er hat sich schon entschlossen und braucht nicht länger bei dem Thing zu bleiben. Hm, hm, wenn es unter uns einen hastigen Ent gibt, dann ist er es. Ihr müsstet euch gut vertragen. Auf Wiedersehn!« Damit verließ er sie.
    Bregalad stand eine Weile vor ihnen und betrachtete sie feierlich; und sie schauten ihn an und waren sehr gespannt, wann er die ersten Anzeichen von »Hastigkeit« verraten würde. Er war hochgewachsen und schien einer der jüngeren Ents zu sein. An Armen und Beinen hatte er glatte, glänzende Haut; seine Lippen waren rötlich, das Haar graugrün. Er konnte sich hin- und herbiegen wie ein schlanker Baum im Wind. Als er schließlich den Mund aufmachte, sprach er mit volltönender Stimme, aber heller und höher als Baumbart.
    »Ha, hmm, Freunde, gehn wir ein Stückchen!«, sagte er. »Also, ich bin Bregalad, das heißt so viel wie Flinkbaum in eurer Sprache. Aber das ist natürlich nur mein Spitzname. So nennt man mich, seit ich mal einem älteren Ent eine Frage mit ja beantwortet habe, bevor er sie ganz ausgesprochen hatte. Auch trinken kann ich so schnell, dass ich schon fertig bin, wenn andere sich erst die Bärte befeuchten. Kommt!«
    Er streckte die zwei schlanken Arme hinunter und gab den Hobbits je eine seiner langfingrigen Hände. Den ganzen Tag liefen sie singend und scherzend mit ihm im Wald herum. Flinkbaum lachte viel. Er lachte, wenn die Sonne hinter einer Wolke hervorkam; er lachte, wenn sie an einem Bach oder einer Quelle standen: Dann bückte er sich und bespritzte sich von Kopf bis Fuß mit Wasser; und manchmal lachte er über ein Geräusch oder Gewisper in den Bäumen. Immer wenn er eine Eberesche sah, blieb er ein Weilchen stehen, streckte die Arme nach ihr aus, sang und wiegte sich dabei im Takt.
    Abends nahm er sie mit zu seinem Enthaus: Es bestand nur aus einem bemoosten Stein auf dem Rasen unter einem grünen Steilhang. Ebereschen wuchsen in einem Kreis ringsherum, und wie in allen

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