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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Gefahr, vor der wir gewarnt wurden. Sind wir als Sieger hierher geritten, nur um uns von einem alten Lügner mit Honig auf seiner gespaltenen Zunge beirren zu lassen? So wie er spräche der Wolf in der Falle mit den Hunden, wenn er’s könnte. Welche Hilfe kann er Euch denn überhaupt leisten? Er will nur eins: sich aus seiner erbärmlichen Lage herauswinden. Aber wollt Ihr feilschen mit einem, der nichts zu bieten hat als Mord und Verrat? Denkt an Théodreds Tod an der Furt und an Hámas Grab in Helms Klamm!«
    »Wenn wir schon von giftigen Zungen reden, was wäre dann von deiner zu sagen, du junge Schlange?«, sagte Saruman, nun unüberhörbar erbost. »Doch lass gut sein, Éomer, Éomunds Sohn!«, fuhr er fort, wieder in den besänftigenden Ton zurückfindend. »Jedem das Seine. Dein ist das Waffenhandwerk, und damit erlangst du hohe Ehren. Schlage tot, wen dein König Feind nennt, und damit gib dich zufrieden! Mische dich nicht in die Staatsgeschäfte ein, von denen du nichts verstehst! Doch vielleicht, solltest du einst König werden, wirst du erkennen, dass du deine Freunde mit Bedacht wählen musst. Sarumans Freundschaft und Orthancs Macht sind nicht leichthin zu verwerfen, was man auch für Beschwerden, ob begründet oder nicht, gegen sie erheben mag. Ihr habt eine Schlacht gewonnen, aber nicht den Krieg – und selbst die Schlacht nur dank einer Hilfe, auf die ihr ein zweites Mal nicht zählen könnt. Vielleicht findet ihr den Schatten des Waldes demnächst vor der eigenen Tür: Er ist unberechenbar und unverständig und den Menschen nicht wohlgesinnt.
    Aber, König von Rohan, muss ich mich einen Mörder schimpfen lassen, weil wackre Männer im Kampf gefallen sind? Wenn Ihr ins Feld zieht, unnötigerweise, denn ich wollte keinen Krieg, werden Männer erschlagen. Bin ich aber deshalb ein Mörder, so ist Eorls ganzes Haus mit dem gleichen Makel behaftet; denn viele Kriege habt ihr geführt, in denen ihr oft auch die Angreifer wart, wenn maneuch trotzte. Doch mit manchen Feinden habt ihr nachher Frieden geschlossen – nicht zu eurem Nachteil, denn die Staatsklugheit gebot es. Ich sage Euch, König Théoden: Sollen wir nicht Frieden und Freundschaft halten, Ihr und ich? Nur wir haben darüber zu befinden.«
    »Wir werden Frieden haben«, sagte Théoden endlich, mühsam und mit belegter Stimme. Mehrere Reiter brachen in Freudengeschrei aus. Théoden hob die Hand. »Ja, wir werden Frieden haben«, sagte er, nun mit klarer Stimme. »Wir werden Frieden haben, wenn du mitsamt all deinen Werken vernichtet bist – und ebenso die Werke deines dunklen Gebieters, dem du uns ausliefern möchtest. Ein Lügner bist du, Saruman, und ein Verführer der Menschenherzen. Du streckst mir die Hand hin, und ich erkenne, dass sie nur ein Finger der Klaue Mordors ist. Grausam und kalt. Wäre dein Krieg gegen mich selbst ein gerechter Krieg – was er nicht war, denn auch, wenn du zehnmal so weise wärest, hättest du kein Recht, mich und mein Volk, wie du es wünschtest, zu deinem Nutzen zu regieren –, aber selbst dann, was sagst du zu den Bränden, die in der Westfold gelegt, und den Kindern, die dort getötet wurden? Und Hámas Leib haben deine Leute vor dem Tor der Hornburg zerhackt, als er schon tot war. Erst wenn du vor deinem Fenster am Galgen baumelst, deinen Krähen zum Fraß, dann werde ich mit dir und Orthanc Frieden haben. So stehst du mit dem Haus Eorl. Nur ein minderer Sohn großer Ahnen bin ich, hab es aber doch nicht nötig, dir die Hand zu lecken. Betöre andere! Aber ich fürchte, deine Stimme hat ihre Zauberkraft eingebüßt.«
    Die Reiter starrten zu Théoden hinauf wie Menschen, die aus einem Traum gerissen werden. Rauh wie das Gekrächz eines alten Raben klang ihnen nach Sarumans Singsang die Stimme ihres Königs im Ohr. Doch fürs Erste war Saruman nun außer sich vor Zorn. Er beugte sich übers Geländer, als wollte er auf den König mit seinem Stab einschlagen. Manche glaubten für einen Augenblick eine Schlange zu sehen, die sich vor dem Ansprung zusammenrollt.
    »Galgen und Krähen!«, zischte er, und die Veränderung war so erschreckend, dass es ihnen kalt über den Rücken lief. »Tattergreis! Was ist das Haus Eorl anderes als ein strohgedeckter, stinkender Stall voller betrunkener Straßenräuber, deren Bälger sich zwischen den Kötern auf dem Boden wälzen? Zu lange seid ihr selbst schon dem Galgen entkommen. Aber die Schlinge hängt schon über euch. Langsam wird sie sich zuziehen, aber hart und

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