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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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fest um den Hals liegt sie am Ende. Hängt doch, wenn ihr wollt!« Dann, als er allmählich die Fassung wiederfand, wurde der Ton milder. »Ich weiß selbst nicht, warum ich die Geduld aufbringe, mit dir zu reden. Denn ich brauche weder dich noch dein Häufchen Strauchritter, die wohl ebenso schnell ausreißen wie angreifen können, du Pferdestallkönig! Vor langer Zeit schon hab ich dir eine Stellung angeboten, die weit über dein Verdienst und deinen Verstand geht. Ich habe sie dir jetzt abermals angeboten, damit diejenigen, die du ins Verderben führst, deutlich den anderen Weg sehen, den ihr einschlagen könntet. Aber du antwortest mit Prahlereien und Beschimpfungen. Also sei es! Kehrt zurück in eure Hütten!
    Nun aber zu dir, Gandalf! Um dich zumindest tut es mir leid, mich dauert deine Schande. Wie hältst du es aus in solcher Gesellschaft? Denn du bist stolz, Gandalf – und nicht ohne Grund, mit deinem hohen Sinn und deinem Auge, das tief einzudringen und weit zu sehen vermag. Willst du nicht wenigstens jetzt meinen Rat anhören?«
    Gandalf rührte sich und blickte zu ihm hinauf. »Was hast du zu sagen, das du nicht schon bei unserer letzten Begegnung gesagt hast?«, fragte er. »Oder willst du vielleicht manches widerrufen?«
    Saruman schwieg einen Moment. »Widerrufen?«, wiederholte er, als kenne er das Wort nicht. »Widerrufen? Ich habe mich bemüht, dir zu deinem eigenen Besten zu raten, aber du hast kaum zugehört. Du bist stolz und nimmst nicht gern Rat an – weise, wie du ja selber bist. Doch bei dieser Gelegenheit warst du im Irrtum, denke ich; du hast meine Absichten eigensinnig verkannt. Ich fürchte, in meinem Eifer, dich zu überzeugen, riss mir die Geduld. Ja, und das bedaure ich aufrichtig. Denn ich wollte dir nicht übel und will es auch jetztnicht, obwohl du zusammen mit einer Bande von Haudegen und Dummköpfen zu mir zurückkehrst. Wie sollte ich auch? Gehören wir nicht beide demselben altehrwürdigen Orden an, dem vornehmsten in Mittelerde? Unsere Freundschaft käme uns beiden gleichermaßen zugute. Viel könnten wir gemeinsam bewirken, um die Gebrechen dieser Welt zu heilen. Lass uns zu einem Einverständnis finden und diese minderen Kreaturen aus unsern Gedanken verbannen! Die sollen unserer Entscheidungen harren! Dem Gemeinwohl zuliebe bin ich bereit, alles, was geschehen ist, vergessen sein zu lassen und dich bei mir zu empfangen. Wollen wir nicht unter vier Augen Rat halten? Willst du nicht heraufkommen?«
    So bezwingend war die Redegewalt, die Saruman bei dieser letzten Anstrengung aufbot, dass keiner von denen, die in Hörweite standen, unbewegt blieb. Der Bann jedoch war nun ein ganz anderer. Sie glaubten, milde Ermahnungen zu hören, die ein gütiger König seinem fehlgeleiteten, aber hochgeschätzten Minister erteilte. Sie selbst aber waren ausgeschlossen, wie wenn sie hinter einer Tür stünden und Worte belauschten, die nicht für ihre Ohren bestimmt waren: unartige Kinder oder dümmliche Diener, die aus den unverstandenen Reden der Älteren zu erraten suchen, wie über ihr Schicksal verfügt wird. Von höherer Art waren diese beiden, zwei Weise, Ehrwürdige, und unvermeidlich müssten sie sich verbünden. Gandalf würde eintreten, um in den hohen Gemächern von Orthanc über tiefschürfende Dinge zu beraten, die sie niemals verstehen konnten. Die Tür würde hinter ihm verschlossen werden, und sie müssten draußen der Strafen oder Befehle harren, die man ihnen erteilte. Selbst auf Théodens Sinn fiel der Schatten eines Zweifels, und langsam nahm der Gedanke Gestalt an: »Er wird uns verraten, er wird hineingehen – und wir sind verloren.«
    Dann lachte Gandalf. Der Trug verflog wie ein Rauchwölkchen. »Saruman, Saruman!«, sagte Gandalf, immer noch lachend. »Du hast den Beruf verfehlt. Hofnarr des Königs hättest du werden sollen und seine Ratgeber nachäffen; da hättest du dein Brot und auch ein paar Hiebe ehrlich verdient. Meine Güte!« Er hielt inne, umseine Heiterkeit zu zügeln. »Zu einem Einverständnis sollen wir finden? Ich fürchte, für mich gibt es bei dir kein Verständnis. Aber dich, Saruman, verstehe ich jetzt nur allzu gut. Deine Worte und Taten habe ich klarer in Erinnerung, als du meinst. Als ich dich zuletzt besuchte, machtest du den Kerkermeister für Mordor, und dorthin sollte ich verbracht werden. Nein, der Gast, der einmal vom Dach entfliegen musste, wird es sich zweimal überlegen, ob er zur Tür wieder eintreten will. Nein, ich glaube nicht,

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