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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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dass ich zu dir hinaufkommen werde. Aber hör mir zu, Saruman, zum letzten Mal! Willst du nicht herunterkommen? Isengard hat sich als weniger stark erwiesen, als du gehofft und dir eingebildet hast. So mag es auch anderen Dingen ergehen, auf die du noch vertraust. Wäre es nicht besser, für eine Weile davon abzugehen? Vielleicht, um etwas Neues anzufangen? Überleg es dir gut, Saruman! Willst du nicht herunterkommen?«
    Ein Schatten zog über Sarumans Gesicht; dann wurde es totenbleich. Bevor er sie verbergen konnte, sahen sie durch die Maske alle Qualen des Zweifels, der Unschlüssigkeit zwischen dem Abscheu vor seiner Zufluchtsstätte und der Furcht, sie zu verlassen. Eine Sekunde lang zögerte er, und alle hielten den Atem an. Dann sprach er, und seine Stimme klang schrill und kalt. Stolz und Hass behielten die Oberhand.
    »Ob ich nicht herunterkommen will?«, spöttelte er. »Tritt ein Unbewaffneter vor seine Tür, um mit Räubern zu sprechen? Ich kann dich auch hier sehr gut hören. So dumm bin ich nicht, Gandalf, dass ich dir traue. Sie stehen zwar nicht offen vor meiner Treppe, aber ich weiß schon, wo die wilden Waldgeister auf deinen Befehl lauern.«
    »Der Verräter wittert überall Verrat«, sagte Gandalf müde. »Aber für deine Haut hast du nichts zu befürchten. Ich will dich nicht umbringen oder verletzen, wie du wissen müsstest, wenn du mich wirklich verstündest. Und ich habe die Macht, dich zu schützen. Ich gebe dir eine letzte Chance. Du kannst Orthanc verlassen, unter freiem Geleit – wenn du willst.«
    »Hört sich gut an«, sagte Saruman lächelnd. »So kenn ich Gandalf den Grauen: so überaus gütig und gönnerhaft! Ohne Zweifel könnte Orthanc dir gefallen, nachdem du mich an die Luft gesetzt hättest. Aber warum sollte ich ihn verlassen? Und was meinst du mit ›freiem Geleit‹? Du stellst doch Bedingungen, vermute ich?«
    »Gründe, warum du ihn verlassen solltest, kannst du sehn, wenn du aus den Fenstern schaust«, antwortete Gandalf. »Und einige andere kannst du dir denken. Deine Truppen sind vernichtet und zersprengt; deine Nachbarn hast du dir zu Feinden gemacht; und deinen neuen Gebieter hast du betrogen oder es zumindest versucht. Wenn er sein Auge hierher wendet, wird es zornrot sein. Aber wenn ich sage, ›freies Geleit‹, meine ich, dass du frei bist: frei von Ketten, Pflichten oder Aufträgen, frei zu gehen, wohin du willst, ja, sogar nach Mordor, Saruman, wenn es dich dahin zieht. Doch zuerst übergibst du mir die Schlüssel von Orthanc und deinen Stab als Pfand für dein Wohlverhalten. Beides bekommst du später zurück, wenn du es verdienst.«
    Sarumans Gesicht wurde fahl und verzerrte sich vor Wut; und in seinen Augen glommen rote Funken auf. Er lachte bitterlich. »Später!«, rief er, und seine Stimme schwoll zu einem Schrei an. »Ja, später! Wenn du auch die Schlüssel von Barad-dûr hast, denk ich mir, und die Kronen aller sieben Könige und die Stäbe aller fünf Zauberer; später, wenn du dir ein Paar Schuhe angezogen hast, die um etliche Nummern größer sind als die, die du jetzt trägst! Ein maßvoller Plan! Aber auf meine Hilfe kannst du dabei wohl verzichten. Ich habe anderes zu tun. Sei kein Narr! Wenn du mit mir verhandeln willst, solange du noch Gelegenheit hast, dann verschwinde jetzt und komm wieder, wenn du nüchtern bist! Und lass diese Totschläger zu Hause und das kleine Lumpenpack, das dir an den Rockschößen hängt! Guten Tag!« Er drehte sich um und wollte den Balkon verlassen.
    »Komm zurück, Saruman!«, sagte Gandalf in befehlendem Ton. Zum Erstaunen der anderen drehte Saruman sich abermals um und kam, wie gegen seinen Willen herbeigezogen, langsam ans Geländer zurück und stützte sich darauf. Sein Atem ging keuchend, das Gesicht war verzerrt und eingefallen, seine Hand umklammerte wie eine Klaue den schweren schwarzen Stab.
    »Ich habe dich noch nicht entlassen«, sagte Gandalf streng. »Ich bin noch nicht fertig. Du hast dich zum Narren gemacht, Saruman, und doch tust du mir leid. Noch jetzt hättest du dich von deiner Verblendung und vom Bösen abwenden und uns gute Dienste leisten können. Aber du ziehst es vor, hierzubleiben und weiter im eigenen Gift zu schmoren. Bleib meinetwegen! Aber sei gewarnt: So leicht kommst du nicht wieder heraus! Nicht, solange der Osten seine dunklen Hände nicht ausstreckt, um dich zu greifen. Saruman!«, donnerte er. »Sieh mich an! Ich bin nicht mehr Gandalf der Graue, den du betrogen hast! Ich bin

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