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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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waren nicht mehr nur eine umwölkte Drohung am äußersten Rand des Sichtfeldes, sondern blickten wie finstere Wachttürme über eine trostlose Einöde herüber. Die Sümpfe waren zu Ende und verloren sich in dürrem Torfboden und breiten Streifen trockenen, rissigen Schlamms. Vor ihnen stieg das Land in langen flachen und erbarmungslos kahlen Hängen zu der Wüste an, die vor Saurons Tor gebreitet lag.
    Solange das graue Tageslicht anhielt, hockten sie unter einem schwarzen Stein, machten sich klein wie Würmer, damit der böse Blick des geflügelten Schreckensboten, wenn er vorüberkäme, sie nicht träfe. Für den Rest dieser Wegstrecke ballte sich die Furcht zu einem schattenhaften Gewölk zusammen, ohne einen einzigen klaren Anhalt, der im Gedächtnis blieb. Noch zwei Nächte lang schleppten sie sich durch das eintönige, weglose Land. Die Luft, so schien es, wurde beißend und füllte sich mit einem bitteren Gestank, der ihnen den Atem nahm und die Münder ausdörrte.
    Schließlich kam der fünfte Morgen, seit sie mit Gollum unterwegs waren. Sie machten wieder halt. Dunkel reckte sich vor ihnen in der Dämmerung das große Gebirge bis zu einem Dach aus Rauch und Wolken empor. Am Fuß der Berge verstreut standen hohe Felsnadeln und zackige Hügel, von denen die nächsten kaum mehr ein Dutzend Meilen entfernt waren. Frodo graute es, als er umherblickte. So schrecklich die Totensümpfe und die Trockenmoore des Niemandslandes auch gewesen waren, dieses Land, das der heraufkriechende Tag nun seinen zurückschreckenden Augen enthüllte, war noch abscheulicher. Selbst im Teich der toten Gesichter würde bald ein blassgrüner Hauch von Frühling sich bemerkbar machen; hier aber konnte es nie wieder Frühling oder Sommer werden. Hier war nichts, was lebte, nicht einmal die aussätzigen Gewächse, die sich von Verwestem nähren. Teiche verendeten, erstickt unter Aschenhaufen und kriechenden Schlammadern von kränklichem Grauweiß, als hätten die Berge allen Unrat aus ihren Eingeweiden hierher ausgeschieden. Riesige Haufen von zerbröckeltem oder zermahlenem Gestein, kegelförmige Erdaufschüttungen, brandgeschwärzt und giftfleckig, Reihe an Reihe wie Grabsteine auf einem ekelhaften Friedhof, traten langsam ins widerstrebende Licht.
    Sie hatten das verwüstete Land vor den Toren von Mordor erreicht, ein bleibendes Denkmal für die finstere Arbeitswut seiner Sklaven, das noch fortbestehen sollte, als alle ihre Absichten längst vereitelt waren; ein geschändetes Land, unheilbar krank – es sei denn, das Große Meer bräche herein und überspülte es mit dem Wasser des Vergessens. »Mir wird schlecht«, sagte Sam. Frodo sagte nichts.
    Eine Weile blieben sie dort stehen wie an der Grenze zu einem Schlaf, in dem ein Albtraum lauert, den man fernhalten möchte, obwohl man weiß, dass man nur durch die Nacht zum Morgen gelangt. Das Licht wurde heller und ließ alles schärfer erscheinen. Die gähnenden Gruben und giftfarbenen Hügel wurden grauenhaft deutlich. Zwischen den Wolken und den langen Rauchfahnen war die Sonne aufgestiegen, aber selbst das Sonnenlicht war besudelt. Den Hobbits war dieses Licht nicht willkommen; unfreundlichkam es ihnen vor, weil es sie in ihrer Hilflosigkeit sichtbar werden ließ – kleine piepsende Gespenster zwischen den Aschenhaufen des Dunklen Herrschers.
    Zu müde, um weiterzugehen, suchten sie nach einem Ruheplatz. Eine Weile saßen sie, ohne zu reden, im Schatten eines Schlackenhügels; doch üble Dünste entströmten ihm, die ihnen würgend die Kehlen zuschnürten. Gollum ergriff als Erster die Flucht. Spuckend und fluchend stand er auf; dann, ohne ein Wort oder einen Blick zu den Hobbits, kroch er auf allen vieren davon. Frodo und Sam krochen ihm nach, bis zu einer breiten, fast kreisrunden Grube mit hoher Böschung nach Westen. Sie war kalt und tot, auf dem Grund ein stinkender Morast mit Lachen öliger, bunt schillernder Brühe. In dieses üble Loch verkrochen sie sich und hofften, in seinem Schatten dem wachsamen Auge zu entgehen.
    Langsam schlich der Tag dahin. Heftiger Durst quälte sie, doch sie tranken nur ein paar Tropfen aus ihren Wasserflaschen – sie hatten sie zuletzt an der Rinne gefüllt, die ihnen jetzt, wenn sie zurückdachten, als ein Ort beschaulichen Friedens erschien. Die Hobbits hielten abwechselnd Wache. Bei aller Müdigkeit konnten sie zuerst doch beide nicht schlafen; aber als die Sonne hinter fernen, langsam dahintreibenden Wolken versank, döste Sam ein. Frodo

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