Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
Vom Netzwerk:
Schreckenszeichen des Auges in der Rinde.
    Sam, der unterhalb des Bachausflusses die ihm unbekannten Bäume und Pflanzen betastete und beschnupperte, ohne im Augenblick weiter an Mordor zu denken, wurde jäh an die allgegenwärtige Gefahr erinnert. Er stieß auf einen brandgeschwärzten Kreis im Boden, mit einem Haufen verkohlter und zerbrochener Knochen und Schädel in der Mitte. Die schnell wachsenden Wild- und Heckenrosen und die kriechenden Waldreben zogen schon einen Schleier über die Stätte dieses widerwärtigen Schlachtfests; aber alt war sie noch nicht. Er machte, dass er zu seinen Gefährten zurückkam, sagte ihnen aber nichts: Die Knochen sollten bleiben, wo sie waren, ohne dass Gollum wer weiß welche Verwendung für sie fand.
    »Suchen wir uns einen Platz, wo wir uns hinlegen können«, sagte er. »Nicht da unten, weiter oben, wenn’s nach mir geht!«
    Ein kurzes Stück oberhalb des Weihers fanden sie ein braunes Feld hohen vorjährigen Farns. Dahinter standen dunkelblättrige Lorbeerbäume, dicht an dicht eine steile Böschung hinauf, die oben mit alten Zedern bestanden war. Hier beschlossen sie, den Tag über zu rasten, der nun sonnig und warm zu werden versprach: ein schöner Tag für eine Wanderung durch Ithiliens Wäldchen und Wiesen; aber wenn Orks auch das Sonnenlicht scheuen mochten, so gab es hier doch viele Stellen, wo sie im Hinterhalt liegen konnten; und außerdem waren noch andere böse Blicke zu fürchten, denn Sauron hatte viele Diener. Gollum war ohnehin unter der gelben Fratze nicht bereit, sich vom Fleck zu rühren. Bald würde die Sonne über die dunklen Grate des Ephel Dúath blicken, und Gollum würde in sich zusammenfallen und sich verkriechen vor dem Licht und der Wärme.
    Sam hatte unterwegs sehr gründlich über ihre Verpflegung nachgedacht. Seit die Verzweiflung über das unpassierbare Tor hinter ihm lag, war er nicht so abgeneigt wie sein Herr, sich für den Fall, dass sie ihr Unternehmen überlebten, etwas einfallen zu lassen; und ohnedies hielt er es für klüger, die elbische Wegzehrung für schlechtere Zeiten aufzusparen, die noch bevorstehen mochten. Mindestens sechs Tage war es her, dass er ihren Vorrat als knapp ausreichend für drei Wochen geschätzt hatte.
    »Um bei diesem Tempo in der Zeit bis zu dem Feuer zu kommen, müssten wir Glück haben«, dachte er. »Und vielleicht möchten wir auch wieder zurück. Könnte ja sein!«
    Und außerdem plagte ihn jetzt, nach dem langen Nachtmarsch, dem Bad und dem ausgiebigen Trunk der Hunger mehr denn je. Am liebsten wäre ihm ein Frühstück oder Abendbrot am Herd in der alten Küche am Beutelhaldenweg gewesen. Da kam ihm eine Idee, und er drehte sich zu Gollum um. Der war eben im Begriff, auf allen vieren durch den Farn davonzuschleichen.
    »He, Gollum!«, sagte Sam. »Wo willst du hin? Auf die Jagd? Hör mal, du alter Schnüffler, du magst doch unsere Verpflegung nicht, und ich selber hätte auch nichts gegen eine Abwechslung. Dein neuer Wahlspruch ist doch, Gollum hilft immer. Könntest du nicht mal was Essbares für einen hungrigen Hobbit auftreiben?«
    »Ja, vielleicht, ja«, sagte Gollum. »Sméagol hilft immer, wenn sie drum bitten – wenn sie lieb drum bitten.«
    »Schön«, sagte Sam. »Ich bitte drum. Und wenn das noch nicht lieb genug ist, kann ich auch betteln.«
    Gollum verschwand. Er blieb eine Weile fort, und Frodo, nachdem er ein paar Bissen Lembas gegessen hatte, legte sich ins hohe braune Farnkraut und schlief. Sam betrachtete ihn. Das Morgenlicht kroch eben erst in die Schatten unter den Bäumen, aber er sah Frodos Gesicht ganz deutlich, und auch die Hände, die neben ihm auf dem Boden ruhten. Er fühlte sich plötzlich daran erinnert, wie Frodo nach seiner schweren Verwundung in Elronds Haus gelegen und geschlafen hatte. Als er damals bei ihm wachte, hatte Sam bisweilen einen schwachen Lichtschein auf seinen Zügen bemerkt, der von innen heraus zu kommen schien; und so auch jetzt, nur dass das Licht noch deutlicher und stärker war. Frodos Gesicht war ruhig; die Spuren von Furcht und Sorge waren getilgt, aber es sah alt aus, alt und schön, als hätte der Stichel der Jahre viele feine, bisher unsichtbare Linien herausgearbeitet; und dennoch blieb es dasselbe Gesicht. Aber so drückte es Sam Gamdschie für sich nicht aus. Er schüttelteden Kopf, als finde er Worte hier sinnlos, und brummte: »Ich häng an ihm. Er ist nun mal so, und manchmal schimmert es irgendwie durch. Aber ich häng an ihm, ob er nun so

Weitere Kostenlose Bücher