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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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böse. Wir gehen jetzt zurück, den Bach hinauf. Los, los, geh du voran!«
    Gollum kroch ein Stückchen dicht am Rand entlang, misstrauisch schnüffelnd. Gleich darauf hielt er an und hob den Kopf. »Da ist was«, sagte er. »Kein Hobbit.« Plötzlich drehte er sich um. Ein grüner Funke flackerte in seinen vorstehenden Augen. »Masster, Masster!«, fauchte er. »Böse! Tücke! Verrat!« Er spuckte und streckte die langen Arme mit weißen, kralligen Fingern aus.
    Im gleichen Moment wuchs hinter ihm Anborns großer schwarzer Schatten empor und stürzte sich auf ihn. Eine breite, starke Hand packte ihn im Nacken und hielt ihn fest. Er fuhr blitzschnell herum, nass und schlüpfrig, wie er war, wand sich wie ein Aal, kratzte und biss wie ein Kater. Aber noch zwei Männer sprangen aus dem Schatten herbei.
    »Halte still!«, sagte der eine. »Oder wir stecken dich voll Nadeln wie einen Igel. Halte still!«
    Gollum wurde schlaff und begann zu winseln und zu schluchzen. Sie fesselten ihn unsanft.
    »Sachte, sachte!«, sagte Frodo. »Er ist nicht so stark wie ihr. Tut ihm nicht weh, wenn’s nicht sein muss. Dann wird er eher Ruhe geben. Sméagol, sie tun dir nichts! Ich komme mit dir, und dir passiert nichts. Oder sie müssen mich auch töten. Vertrau dem Master!«
    Gollum drehte sich um und spuckte nach ihm. Die Männer hoben ihn auf, zogen ihm eine Kapuze über die Augen und trugen ihn fort.
    Frodo folgte ihnen und kam sich sehr schlecht vor. Sie gingen durch die Öffnung hinter den Büschen, die Treppe hinunter und durch die Gänge in die Höhle zurück. Ein paar Fackeln brannten wieder, die Schläfer erwachten. Sam war da und empfing das schlaffe Bündel, das die Männer hereintrugen, mit einem scheelen Blick. »Erwischt?«, sagte er zu Frodo.
    »Ja. Oder eigentlich nein, ich hab ihn nicht erwischt. Er ist zu mir gekommen, weil er mir zuerst vertraut hat. Es tut mir leid! Ich wollte nicht, dass sie ihn so verschnüren. Das kommt hoffentlich wieder ins Reine, aber die Sache ist mir sehr zuwider.«
    »Mir auch«, sagte Sam. »Und nichts kommt wieder ins Reine, solange wir dieses Häufchen Elend nicht los sind.«
    Ein Mann kam, winkte den Hobbits und brachte sie zu der Nische am Ende der Höhle. Faramir saß dort auf seinem Stuhl, und die Lampe in der Auskehlung über seinem Kopf war wieder angezündet worden. Mit einer Handbewegung wies er ihnen die Hocker neben sich zum Sitzen an. »Bringt Wein für meine Gäste!«, sagte er. »Und holt mir den Gefangenen herbei!«
    Der Wein wurde gebracht, und Anborn kam und trug Gollum heran. Er nahm ihm die Kapuze ab und stellte ihn auf die Füße, blieb hinter ihm stehen, um ihn zu stützen. Gollum blinzelte und versteckte die Tücke seines Blicks unter den schweren, bleichen Lidern. Erbärmlich sah er aus, triefend nass, und stank nach Fisch (den einen hielt er immer noch in der Hand); das spärliche Haar hing ihm in Strähnen wie fauliges Unkraut um die knochige Stirn, und die Nase lief ihm.
    »Bindet uns los, bindet los!«, sagte er. »Strick tut uns weh, ja, und wie, tut weh, und wir haben doch gar nichts getan!«
    »Gar nichts?«, sagte Faramir und sah den armen Wicht scharf an, doch ohne dass seine Miene irgendeinen Ausdruck zeigte, weder Zorn noch Mitleid oder Erstaunen. »Gar nichts? Hast du noch nie etwas getan, wofür du gefesselt oder auch härter bestraft zu werden verdientest? Doch darüber muss zum Glück nicht ich urteilen. Heute Nacht aber hast du einen Ort betreten, den man nicht lebend wieder verlässt. Die Fische aus diesem Teich werden teuer erkauft.«
    Gollum ließ den Fisch aus seiner Hand fallen. »Will keinen Fisch«, sagte er.
    »Der Preis gilt nicht dem Fisch«, sagte Faramir. »Schon hierher zu kommen und den Teich zu erblicken, hat die Todesstrafe zur Folge. Nur auf Frodos Bitten hin habe ich dich bisher verschont: Er sagt, zumindest er schulde dir etwas Dank. Aber du musst auch mir Rede und Antwort stehen. Wie ist dein Name? Woher kommst du? Und wohin willst du? Was ist dein Ziel?«
    »Wir haben uns verirrt, verirrt«, sagte Gollum. »Kein Name, kein Ziel, nein, Schatz, nichts! Nur Leere, nur Hunger, ja, wir haben Hunger. Ein paar kleine Fische, grätige kleine Fische für einen armen Kerl, und sie sagen, Tod! So weise sind sie, so gerecht, so wunderbar gerecht!«
    »Nicht sehr weise«, sagte Faramir. »Aber gerecht, freilich ja, wenigstens so gerecht, wie wir es mit unserem bisschen Weisheit eben sein können. Schneide ihn los, Frodo!« Faramir nahm ein

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