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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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kannte:
    »A Elbereth Gilthoniel
    o menel palan-diriel,
    le nallon sí di’nguruthos!
    A tiro nin, Fanuilos!«
    Und mit diesen Worten kam er auf die Füße, etwas taumelig noch, aber er war wieder der Alte: Samweis, der Hobbit, Hamfasts Sohn.
    »Nun komm, du Miststück!«, rief er. »Du hast meinen Master verwundet, du Biest, und das soll dich teuer zu stehn kommen! Wir gehn gleich weiter, aber erst mal rechnen wir mit dir ab. Komm schon, koste noch mal meine Klinge!«
    Als hätte sein unbezähmbarer Mut die Kräfte des Glases auf den Plan gerufen, flammte es plötzlich auf wie eine weiße Fackel in seiner Hand. Wie wenn ein Stern vom Firmament herabspränge, durchglühte es die düstere Luft mit einem unerträglichen Licht. Kein solches Schrecknis vom Himmel hatte Kankra je ins Gesicht gebrannt. Die Strahlen drangen in ihren verwundeten Kopf und durchsengten ihn mit unerträglichem Schmerz, und die furchtbare Entzündung sprang von Auge zu Auge über. Sie wich zurück, wild mit den Vorderbeinen fuchtelnd, das Augenlicht gesprengt von inneren Blitzen, der Geist in Qualen. Dann wandte sie den verstümmelten Kopf ab, taumelte beiseite und begann, Klaue vor Klaue setzend, zu der Öffnung in der dunklen Felswand hinter ihr zu kriechen.
    Sam ging auf sie los. Er torkelte wie ein Betrunkener, aber er ging auf sie los. Und Kankra gab sich endlich geschlagen. Geduckt und ganz klein geworden vor Furcht, versuchte sie, ihm mit ruckenden, zittrigen Sprüngen zu entkommen. Sie erreichte ihr Loch, presste sich flach auf den Boden und kroch hinein, eine gelbgrüne Schleimspur hinterlassend. Sam versetzte ihr einen letzten Hieb auf die nachschleifenden Beine; dann fiel er zu Boden.
    Kankra war fort; und ob sie lange in ihrer Höhle lag und sich der Wehmut ihrer Wunden und ihrer Bosheit hingab, ob die langen Jahre der Finsternis sie von innen heraus heilten und ihre Augentrauben nachwachsen ließen, bis sie, hungrig wie der Tod, von neuem in den Schluchten des Schattengebirges ihre grausigen Schlingen legte, davon wird in dieser Erzählung nicht berichtet.
    Sam war allein. Müde schleppte er sich zurück zu Frodo, als der Abend des Namenlosen Landes sich über den Kampfplatz senkte.»Master, mein lieber Master!«, sagte er, aber Frodo gab keine Antwort. Als er den Weg entlangrannte, voll Freude, wieder im Freien zu sein, war Kankra mit fürchterlicher Geschwindigkeit von hinten herangekommen und hatte ihn einmal kurz in den Hals gestochen. Nun lag er da, bleich im Gesicht, hörte nicht und rührte sich nicht.
    »Master, mein lieber Master!«, sagte Sam noch einmal, und dann horchte er lange auf ein Lebenszeichen, aber vergebens.
    So schnell er konnte, schnitt er die dicken Spinnenfäden durch, mit denen Frodo gefesselt war. Dann legte er ihm das Ohr auf die Brust und an den Mund, aber keine Lebensregung war zu spüren, nicht das leiseste Klopfen des Herzens. Immer wieder rieb er Frodo die Hände und Füße und strich ihm über die Stirn, aber alles blieb kalt.
    »Frodo, Herr Frodo!«, rief er. »Lass mich doch hier nicht allein! Ich bin’s, Sam. Geh nirgendwo hin, wo ich nicht mit kann! Wach auf, Herr Frodo! O wach doch auf, Frodo, mein Lieber, wach auf!«
    Dann überlief ihn die heiße Wut, und er stapfte um Frodo herum, fuchtelte mit dem Schwert in der Luft, hieb auf die Steine los und brüllte Schimpfworte ins Schwarze Land hinüber. Bald kam er zu Frodo zurück, beugte sich über ihn und betrachtete sein Gesicht, wie es bleich in der Dämmerung lag. Und plötzlich sah er, dass er in dem Bild war, das ihm Galadriels Spiegel in Lórien gezeigt hatte: Frodo, bleich im Gesicht, fest schlafend am Fuß einer dunklen Felswand. Oder jedenfalls hatte er damals geglaubt, dass er fest schlafe. »Tot«, sagte er. »Er schläft nicht, er ist tot.« Und als ob seine Worte das Gift zu neuer Wirkung gebracht hätten, schien es ihm, dass Frodos Gesicht sich fahlgrün verfärbte.
    Da warf er sich zu Boden und zog sich die graue Kapuze über den Kopf. In seinem Herzen wurde es Nacht, und er wusste von nichts mehr.
    Als er wieder zur Besinnung kam und aufblickte, lagen Schatten ringsum, aber wie viele Minuten oder Stunden die Welt sich ohne ihn weitergeschleppt hatte, konnte er nicht sagen. Er lag noch immeram selben Platz, und sein Master lag noch immer tot neben ihm. Die Berge waren nicht eingestürzt und die Welt nicht untergegangen.
    »Was soll ich nur machen, was soll ich machen?«, sagte er. »Bin ich umsonst den ganzen Weg mit ihm

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