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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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kommt über uns!«
    Weiter unten wurden Warnglocken geläutet, und alle Menschen flohen bei Aragorns grimmigem Anblick; die graue Schar aber jagte an alldem vorüber, bis die Pferde vor Müdigkeit zu stolpern anfingen. Und so, kurz vor Mitternacht und in einer Finsternis, schwarz wie in den tiefsten Höhlen unterm Gebirge, kamen sie endlich zum Hügel von Erech.
    Seit langem lastete das Grauen vor den Toten auf diesem Hügel und auf den verlassenen Feldern ringsum. Denn auf dem Gipfel lag ein schwarzer Stein, groß und kugelrund, immer noch mannshoch, obwohl zur Hälfte in den Boden versunken. Unirdisch sah er aus, als wäre er, wie manche glaubten, vom Himmel gefallen; doch diejenigen, die sich noch der Kunde von Westernis erinnerten, sagten, aus dem Untergang von Númenor sei er gerettet und von Isildur nach seiner Landung hierher gebracht worden. Niemand von den Bewohnern des Tals wagte, sich ihm zu nähern oder in seiner Nachbarschaft ein Haus zu bauen; denn man sagte, dies sei ein Ort, wo die Schattenmenschen in Schreckenszeiten zusammenkämen, wo sie sich um den Stein drängten und tuschelten.
    Zu diesem Stein kam die graue Schar und hielt dort mitten in der Nacht. Und Elrohir reichte Aragorn ein silbernes Horn, und er stieß hinein, und die nahebei Stehenden glaubten antwortende Hörner zu hören, oder vielleicht war es ein Echo aus den tiefen Höhlen in der Ferne. Keinen anderen Laut hörten sie und gewahrten dennoch, dass sich rings um den Hügel, auf dem sie standen, ein großes Heer versammelt hatte; und wie Geisteratem blies ein kalter Wind von den Bergen herab. Aragorn aber stieg vom Pferd, trat zu dem Stein und rief mit lauter Stimme:
    »Eidbrecher, warum seid ihr gekommen?«
    Und aus der Nacht antwortete ihm eine Stimme, die aus weiter Ferne zu kommen schien:
    »Unseren Eid zu erfüllen und Ruhe zu finden.«
    Da sagte Aragorn: »Die Stunde ist da. Ich will nun nach Pelargir am Anduin reiten, und ihr sollt mir folgen. Und wenn dies ganze Land von Saurons Knechten rein ist, will ich den Eid für erfüllt achten, und ihr sollt Ruhe finden und für immer hinscheiden. Denn ich bin Elessar, Isildurs Erbe und Erbe von Gondor.«
    Und mit diesen Worten ließ er Halbarad die große Fahne entrollen, die er mitgebracht hatte; und man sah nur, dass sie schwarz war, denn sofern sie ein Wappen trug, war es in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Dann wurde es still, und während der ganzen langen Nacht war nicht das geringste Flüstern oder Seufzen mehr zu hören. Die Schar kampierte neben dem Stein, aber wegen des Grauens vor den Schatten, die sie umringten, schliefen sie nur wenig.
    Doch als der Morgen kalt und blass heraufdämmerte, war Aragorn wieder auf den Beinen, und er führte seine Schar in einem Eilritt, wie ihn härter und erschöpfender keiner von ihnen außer ihm selbst je erlebt hatte; und nur sein Wille hielt sie aufrecht. Keine andern Sterblichen als die Dúnedain des Nordens hätten solche Strapazen ertragen, und mit ihnen Gimli der Zwerg und Legolas von den Elben.
    Durch Tarlangs Hals kamen sie nach Lamedon, dicht gefolgt von dem Schattenheer; und Schrecken ging ihnen voraus. Als die Sonne blutrot im Westen hinter den Pinnath Gelin unterging, erreichten sie Calembel am Ciril. Den Ort und die Cirilfurt fanden sie verlassen, denn viele Menschen waren in den Krieg gezogen, und alle übrigen waren in die Berge geflohen bei dem Gerücht, der Totenkönig nahe. Und am nächsten Tag gab es keine Morgendämmerung, und die graue Schar ritt weiter in den von Mordor heraufziehenden dunklen Sturm hinein, wo sie den Blicken sterblicher Augen entschwand und wohin nur die Toten ihr folgten.

DRITTES KAPITEL

    DIE HEERSCHAU VON ROHAN
    A lle waren sie nun nach Osten unterwegs, dem nahenden Krieg und dem Ansturm des Schattens entgegen. Und zur gleichen Zeit, als Pippin am Stadttor von Minas Tirith stand und den Fürsten von Dol Amroth mit seinen Heerbannern einreiten sah, kam der König von Rohan von den Bergen herab.
    Der Tag ging zur Neige. In den letzten Sonnenstrahlen warfen die Reiter lange, spitze Schatten, die vor ihnen hergingen. In den murmelnden Fichtenwald, der die steilen Berghänge bedeckte, war die Dunkelheit schon hineingekrochen. Am Ende des Tages ritt der König nun langsam. Bald wand sich der Pfad um eine große, kahle Felsschulter und tauchte ins Dämmerlicht zwischen den leise rauschenden Bäumen ein. Abwärts und immer weiter abwärts schlängelte sich die lange Reihe. Als sie endlich den Grund der

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