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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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und er sagte: »Euer Sohn ist nun zurückgekehrt, Herr, von großen Taten«; und er berichtete von allem, was er gesehen hatte. Denethor aber standauf, blickte seinem Sohn ins Gesicht und schwieg. Er ließ in seiner Kammer ein Bett herrichten und Faramir hineinlegen; dann schickte er alle fort. Er selbst aber stieg in die geheime Kammer an der Spitze des Turms hinauf; und viele, die zu dieser Zeit emporblickten, sahen einen fahlen, flackernden Lichtschein, der eine Weile durch die schmalen Fenster hinausdrang, bis er nach einem hellen Aufblitzen erlosch. Und als Denethor wieder hinunterkam, trat er zu Faramir und setzte sich an sein Bett; und sein Gesicht war grau, totenähnlicher als das seines Sohnes.
    Nun war also die Stadt belagert und von Feinden umringt. Die Rammas, die Außenmauer, war durchbrochen und der ganze Pelennor dem Feind preisgegeben. Die letzte Meldung von draußen brachten die Männer, die auf der Nordstraße geflohen kamen, kurz bevor das Stadttor geschlossen wurde. Sie waren ein Rest der Wache an der Stelle, wo der Weg von Anórien und Rohan ins Stadtland einmündete. Ingold führte sie an, derselbe, der Gandalf und Pippin vor noch nicht fünf Tagen eingelassen hatte, als der Morgen noch Hoffnung und den Sonnenaufgang brachte.
    »Nichts zu melden von den Rohirrim«, sagte er. »Rohan kommt jetzt nicht. Oder wenn es kommt, wird es uns nichts nützen. Das neue Heer, von dem wir Nachricht hatten, kam zuerst, wie es heißt, über Andros. Es ist stark: einige Bataillone Orks des Auges und unzählige Kompanien Menschen von einer Art, wie wir sie noch nicht gesehen haben: nicht groß, aber breit und stark, bärtig wie Zwerge und mit großen Äxten bewaffnet. Aus irgendeinem wilden Land im weiten Osten kommen sie, nehmen wir an. Sie halten die Straße nach Norden besetzt, und viele sind nach Anórien hineingezogen. Die Rohirrim können gar nicht kommen.«
    Das Stadttor wurde geschlossen. Die ganze Nacht hörten die Posten auf den Mauern die Feinde rumoren, die draußen herumstreiften, Felder und Bäume in Brand steckten und jeden Menschen in Stücke hackten, den sie antrafen, auch wenn er schon tot war. Wie vieleüber den Fluss gesetzt hatten, ließ sich im Dunkeln nicht ausmachen, doch als der Morgen, oder sein blasser Schatten, über die Ebene schlich, wurde klar, dass selbst die schlimmsten Befürchtungen während der Nacht kaum übertrieben gewesen waren. Auf der Ebene wimmelte es von aufmarschierenden Truppen, und so weit das Auge im Dämmerlicht reichte, wuchsen rings um die belagerte Stadt wie stinkende Krebsgeschwüre große Zeltlager, schwarz oder dunkelrot, aus dem Boden.
    Emsig wie Ameisen machten die Orks sich ans Graben. Reihen von tiefen Gräben zogen sie in einem großen Ring um die Stadt, knapp außer Bogenschussweite von den Mauern, und jeder Graben wurde mit Feuer gefüllt, doch wie es entzündet oder genährt wurde, ob durch Hand- oder Teufelswerk, konnte man nicht sehen. Den ganzen Tag schritten die Arbeiten voran, während die Menschen von Minas Tirith zuschauten, ohne sie behindern zu können. Und hinter jedem Grabenstück, sobald es fertig war, sahen sie große Wagen heranfahren, und bald kamen weitere Trupps der Feinde, die im Schutze der Gräben rasch große Wurfmaschinen aufstellten. Auf den Stadtmauern gab es keine Maschinen, die groß und weittragend genug waren, um die Arbeiten zu stören.
    Zuerst lachten die Menschen und zeigten wenig Furcht vor solchen Geräten. Die Hauptmauer der Stadt war überaus hoch und wunderbar dick, denn sie war schon zu einer Zeit erbaut worden, als die Kunst und Tüchtigkeit der númenórischen Baumeister im Exil noch nicht geschwunden waren; und die Außenwand glich der des Orthanc-Turms: hart, dunkel und glatt, unangreifbar für Stahl oder Feuer, unzerstörbar, es sei denn durch eine Erschütterung, die den Boden selbst aufrisse, auf dem sie stand.
    »Nein«, sagten die Leute, »und wenn der Namenlose selbst käme, könnte er doch hier nicht eindringen, solange wir noch am Leben sind.« Aber manche antworteten: »Solange wir am Leben sind? Aber wie lange sind wir das? Er hat eine Waffe, die seit Anbeginn der Welt schon viele Festungen erobert hat, den Hunger. Alle Straßen sind uns versperrt. Rohan wird nicht kommen.«
    Und die Maschinen verschwendeten kein Geschoss an die unbezwingliche Mauer. Es war kein Straßenräuber und kein Orkhäuptling, der den Angriff auf Mordors stärksten Feind befehligte. Ein starker, böser Verstand leitete das

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