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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Menschenkönige regieren, wenn sie sich in den Bergen verstecken, bis sie alle zu Tod gehetzt werden.«
    Männer kamen an die Tür und riefen nach dem Statthalter. »Nein, ich komme nicht hinunter«, sagte er. »Ich muss bei meinem Sohn bleiben. Vielleicht spricht er noch einmal, bevor es zu Ende geht. Aber das wird bald sein. Gehorcht, wem ihr wollt, meinetwegen auch dem Grauen Narren, obwohl seine Hoffnung getrogen hat. Ich bleibe hier.«
    Also übernahm Gandalf den Befehl im letzten Abwehrkampf der Hauptstadt von Gondor. Wo immer er auftauchte, fassten die Menschen wieder Mut und dachten nicht mehr ständig an die geflügelten Schatten. Unermüdlich lief er herum, von der Zitadelle zum Tor, von der Nordseite zur Südseite der Mauern; und mit ihm ging der Fürst von Dol Amroth in seiner schimmernden Rüstung. Denn er und seine Ritter verhielten sich noch immer wie Herren vom reinen númenórischen Stamme. Wenn die Menschen sie sahen, flüsterten sie: »Es wird wohl doch stimmen, was die alten Geschichten sagen; die haben elbisches Blut in den Adern, weil in ihrem Land vor langer Zeit einmal Nimrodels Leute gewohnt haben.« Und mitten in der Düsternis sang dann manchmal einer Verse aus dem Nimrodel-Lied oder andere Lieder aus dem Anduintal der entschwundenen Zeiten.
    Und doch, wenn sie vorüber waren, schlossen sich die Schatten wieder um die Menschen, die Herzen erkalteten, und Gondors Ruhm zählte nicht mehr. Und langsam dämmerten sie so aus einem trüben Tag voller Schrecken in die dunkle Nacht der Verzweiflunghinüber. Brände wüteten ungelöscht im ersten Ring der Stadt, und den Mannschaften auf der Außenmauer war an vielen Stellen schon der Rückzug abgeschnitten. Aber nur wenige treue Seelen blieben dort auf ihren Posten; die meisten waren schon hinter das zweite Tor geflohen.
    Weit hinter dem Schlachtfeld waren rasch Brücken über den Fluss geschlagen worden, und den ganzen Tag waren neue Truppen und neues Kriegsgerät herübergeströmt. Nun endlich, um Mitternacht, wurde der Sturmangriff entfesselt. Durch viele gewundene Gassen, die man zwischen den Feuergräben frei gelassen hatte, marschierte die Vorhut heran. Ohne Rücksicht auf die eigenen Verluste kamen sie näher, immer noch in dichten Haufen, bis in Reichweite der Bogenschützen auf der Mauer. Dort freilich waren allzu wenige zurückgeblieben, um noch viel Schaden zu stiften, obwohl sich den Meisterschützen, deren Gondor sich einst hatte rühmen können, im Feuerschein so manch ein Ziel geboten hätte. Dann, als er erkannte, dass der Kampfesmut der Stadt schon tief gesunken war, führte der verborgene Feldherr seine stärksten Waffen heran. Langsam rollten die großen in Osgiliath erbauten Belagerungstürme vorwärts.
    Wieder kamen Boten zur Kammer im Weißen Turm, und Pippin ließ sie ein, denn sie verlangten es dringend. Denethor wandte langsam den Kopf von Faramirs Gesicht ab und sah sie stumm an.
    »Gebieter«, sagten sie, »der erste Ring der Stadt steht in Flammen. Welches sind deine Befehle? Noch immer bist du der Herr und Statthalter. Nicht alle wollen Mithrandir gehorchen. Die Mannen flüchten und lassen die Mauern unbewehrt.«
    »Warum? Was flüchten die Narren?«, sagte Denethor. »Lieber früher verbrennen als später, denn verbrennen müssen wir ja doch! Geht nur zurück zu eurem Freudenfeuer! Und ich? Ich geh zu meinem, zu meinem Scheiterhaufen! Kein Grabgewölbe für Denethor und Faramir! Kein Gewölbe, kein ewiger Schlaf der einbalsamierten Leiber! Brennen werden wir wie die Barbarenkönige, bevor je einSchiff von Westen hier landete. Der Westen ist am Ende. Geht und verbrennt!«
    Ohne Verbeugung oder Antwort machten die Boten kehrt und flohen.
    Nun stand Denethor auf und ließ Faramirs fieberglühende Hand los, die er in der seinen gehalten hatte. »Er brennt, er brennt jetzt schon«, sagte er traurig. »Das Haus seines Geistes stürzt ein.« Dann trat er langsam zu Pippin und sah auf ihn hinab.
    »Lebe wohl!«, sagte er. »Lebe wohl, Peregrin, Paladins Sohn! Dein Dienst ist kurz gewesen und geht nun zu Ende. Ich entbinde dich von dem wenigen, das noch zu tun bleibt. Geh nun und stirb, so wie dir’s am liebsten ist! Und mit wem du willst, meinetwegen mit deinem Freund, dessen Narrheit dich zu diesem Ende gebracht hat. Lass meine Diener kommen, und dann geh! Lebe wohl!«
    »Ich will nicht Lebewohl sagen, mein Gebieter«, sagte Pippin und kniete nieder. Doch gleich besann er sich wieder auf seine Hobbitart, stand auf und sah dem

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