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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Vorgehen. Kaum waren die großen Schleudern unter viel Geschrei und mit knarrenden Seilen und Winden aufgebaut, da begannen sie auch schon ihre Geschosse so wunderbar hoch über die Mauer hinwegzuwerfen, dass sie mit dumpfem Krachen im ersten Ring der Stadt niedergingen; und irgendeine geheime Kunst ließ viele von ihnen nach dem Sturz in Flammen aufgehen.
    Bald bestand hinter der Mauer große Feuergefahr, und alle, die irgend entbehrlich waren, mussten helfen, die Brände zu löschen, die an vielen Stellen ausbrachen. Dann hagelten zwischen den größeren Geschossen andere, weniger zerstörerische, aber noch entsetzlichere herab. Überall in den Straßen und Gassen hinter dem Tor prasselten sie nieder, kleine runde Kugeln, die sich nicht entzündeten. Doch wenn die Leute hinzuliefen, um zu sehen, was es sein mochte, schrien sie auf oder weinten. Es waren die Köpfe all derer, die in den Kämpfen bei Osgiliath, an der Rammas oder auf den Feldern gefallen waren. Es schmerzte, sie anzusehen, denn obwohl manche zerschmettert und entstellt oder wüst verstümmelt waren, ließen sich bei vielen doch die Gesichtszüge erkennen. Sie schienen unter Qualen gestorben zu sein, und alle trugen das böse Zeichen des lidlosen Auges eingebrannt. Und so sehr man sie verunstaltet und geschändet hatte, geschah es doch oft, dass einer das Gesicht eines Mannes wiedersah, den er kannte und der einmal stolz unter Waffen gestanden hatte, auf den Feldern hinterm Pflug gegangen oder an einem Festtag aus den grünen Gebirgstälern in die Stadt geritten war.
    Vergebens schüttelten die Menschen die Faust gegen die erbarmungslosen Feinde vor dem Tor. Ihre Flüche blieben unbeachtet, schon weil die Feinde die Sprache der Westmenschen nicht verstanden; und sie selbst schienen mit Tierstimmen oder wie Aasvögel zu krächzen. Doch bald gab es in Minas Tirith nur noch wenige, die im Herzen standhaft und bereit blieben, Mordors Heeren zu trotzen.Denn noch eine Waffe hatte der Herr vom Dunklen Turm, die schneller wirkte als der Hunger: Schrecken und Verzweiflung.
    Die Nazgûl kamen wieder, und so wie ihr Dunkler Herrscher nun erstarkt war und seine Kräfte ins Feld warf, so waren ihre Stimmen, aus denen nur sein böser Wille sprach, nun zum Bersten voller Gift und Grauen. Beständig kreisten sie über der Stadt wie Geier, die ihren Fraß vom Fleisch der Todgeweihten erwarten. Außer Sicht- und Schussweite flogen sie und waren doch allgegenwärtig, und ihre Todesstimmen zerrissen die Luft. Nicht, dass man sich an sie gewöhnte: Unerträglicher wurden sie mit jedem Schrei. Schließlich warfen selbst die Tapfersten sich zu Boden, wenn die unsichtbare Drohung über sie hinwegstrich; oder sie blieben zwar stehen, ließen aber die Waffen aus den kraftlosen Händen fallen, während ihr Sinn sich verdunkelte und sie nicht mehr daran dachten zu kämpfen, sondern nur noch, sich zu verkriechen und zu sterben.
    Den ganzen schwarzen Tag über lag Faramir in bösen Fieberträumen auf dem Bett in der Kammer des Weißen Turms. Im Sterben liege er, sagten einige, und bald sagten es alle auf den Mauern und in den Straßen. Und bei ihm saß sein Vater, sagte nichts, betrachtete ihn und kümmerte sich nicht mehr um die Verteidigung.
    So finstere Stunden hatte Pippin noch nie erlebt, nicht mal in den Klauen der Uruk-hai. Seine Pflicht war es, dem Statthalter aufzuwarten, und aufwarten hieß nun einfach warten, unbeachtet, an der Tür der unbeleuchteten Kammer zu stehen und die eigene Angst, so gut es ging, zu bezähmen. Und ihm schien, dass Denethor vor seinen Augen älter wurde, als habe irgendetwas seinen stolzen Sinn und seinen Willen gebrochen. Vielleicht waren es der Kummer und Selbstvorwürfe gewesen. Er sah Tränen auf dem einst so kühlen Gesicht: unerträglicher, als wenn es wutverzerrt gewesen wäre.
    »Weint doch nicht, Gebieter!«, stammelte er. »Vielleicht wird er wieder gesund. Habt Ihr Gandalf schon gefragt?«
    »Verschone mich mit Zauberern!«, sagte Denethor. »Die närrische Hoffnung hat getrogen. Der Feind hat das Ding gefunden, undnun wird er noch mächtiger; er kann schon unsere Gedanken lesen, und alles, was wir tun, führt ins Verderben.
    Meinen Sohn hab ich unbedankt und ohne Segen hinausgeschickt, in unnötige Gefahr, und da liegt er nun und hat Gift in den Adern. Nein, nein, wie immer dieser Krieg noch ausgehen mag, mein Geschlecht ist am Ende; auch das Haus der Statthalter erlischt. Gemeines Volk wird die letzten Reste vom Geschlecht der

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