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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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gingen plötzlich wie Fackeln in Flammen auf. Überall vor den Mauern zu beiden Seiten des Tors war der Boden mit Trümmern und Leichen bedeckt; doch wie vom Wahnsinn getrieben stürmten immer neue Scharen heran.
    Grond kroch näher. Das Gestell, in dem er aufgehängt war, fing kein Feuer; und wenn ab und zu eines der großen Zugtiere scheute und einige von den unzähligen Orks niederstampfte, die ihm die Flanken deckten, wurden ihre Leichen beiseitegeworfen, und andere traten an ihre Stelle.
    Grond kroch näher. Die Trommeln wirbelten schneller. Über den Bergen von Leichen erschien eine Schreckgestalt: ein Reiter, groß, in Kapuze und schwarzem Mantel. Langsam, über die Gefallenen hinwegtrampelnd, kam er geritten, die Pfeile nicht mehr beachtend. Er hielt an und hob sein langes, fahles Schwert. Lähmende Furcht packte Freund und Feind: Die Menschen ließen die Arme sinken, und kein Bogen sang mehr. Für einen Augenblick war alles still.
    Die Trommeln wirbelten und ratterten. Mit weitem Anlauf wurde Grond von Riesenpranken vorangeschleudert. Er war vor dem Tor. Er prallte dagegen. Ein tiefes Krachen, wie wenn Donner durch die Wolken läuft, rollte durch die Stadt. Aber die eisernen Torflügel und die stählernen Pfosten hielten stand.
    Da erhob sich der schwarze Feldherr in den Steigbügeln, und mit lauter, misstönender Stimme rief er Kraft- und Schreckensworte in einer vergessenen Sprache, Herz und Stein zermalmend.
    Dreimal rief er. Dreimal donnerte der große Rammbock ans Tor von Minas Tirith. Und plötzlich, beim dritten Mal, brach es. Wie von einem Zauber gesprengt, barst es auseinander: Ein blendend heller Blitz flammte auf, und die Flügel fielen in Stücken zu Boden.
    Hinein ritt der Fürst der Nazgûl. Als ein großer schwarzer Umriss vor den Feuern, die hinter ihm brannten, kam er näher und schwoll an zu einer riesigen Drohgestalt der Verzweiflung. Durch den Torbogen kam er, den noch kein Feind je passiert hatte, und alle flohen vor seinem Anblick.
    Alle bis auf einen. Gleich hinter dem Tor, still und abwartend, saß Gandalf auf Schattenfell, dem einzigen von allen freien Pferden der Welt, das dem Schrecken standzuhalten vermochte, regungslos wie auf einer Bildsäule in der Rath Dínen.
    »Du kannst hier nicht herein«, sagte Gandalf, und der riesige Schatten hielt. »Zurück mit dir in den Abgrund, wo dein Platz ist! Zurück! Stürze ins Nichts, das dich und deinen Gebieter erwartet! Fort!«
    Der Schwarze Reiter warf die Kapuze zurück, und man sah, er trug eine Königskrone, doch er trug sie auf keinem sichtbaren Kopf. Der rote Feuerschein fiel zwischen ihr und den dunklen, breiten Mantelschultern hindurch. Aus unsichtbarem Mund kam ein tödliches Gelächter.
    »Alter Narr!«, rief er. »Alter Narr! Dies ist meine Stunde. Erkennst du den Tod nicht, wenn er dir begegnet? Stirb und fluche vergebens!« Damit hob er sein Schwert, und Flammen züngelten die Klinge entlang.
    Gandalf rührte sich nicht. Und im gleichen Augenblick, irgendwo hinter ihm auf einem Hof in der Stadt, krähte ein Hahn. Hell und klar krähte er, unbekümmert um Krieg und Zauberei, nur um den Morgen zu begrüßen, der von fern über den Todesschatten am Himmel heraufdämmerte.
    Und wie zur Antwort kam von fern her ein anderer Ton. Hörner, Hörner, Hörner. Schwach hallten sie von den Hängen des dunklen Mindolluin wider. Große Hörner des Nordens, stürmisch geblasen. Rohan war gekommen.

FÜNFTES KAPITEL

    DER RITT DER ROHIRRIM
    E s war dunkel, und Merry konnte nichts sehen. Er lag in eine Decke eingerollt auf dem Boden; doch obwohl die Nacht stickig und windstill war, seufzten rings um ihn unsichtbare Bäume. Er hob den Kopf. Dann hörte er es wieder: ein Geräusch wie fernes Trommeln von den bewaldeten Hügeln und Bergstufen, ein Pochen, das jäh abbrach und dann an anderer Stelle wiederaufgenommen wurde, bald näher, bald ferner. Er fragte sich, ob die Wachen es auch hörten.
    Er konnte nichts sehen, aber er wusste, ringsum lagerten die Schwadronen der Rohirrim. Er konnte im Dunkeln die Pferde riechen, hörte ihre Bewegungen und ihr leises Hufstampfen auf dem nadelbedeckten Boden. Das Heer biwakierte in den Kiefernwäldern um den Eilenach, einen der Leuchtfeuerberge, der sich über die langen Hügelkämme des Drúadan-Waldes neben der großen Straße in Ost-Anórien erhob.
    So müde er war, konnte er doch nicht schlafen. Vier Tage hintereinander war er nun geritten, und allmählich drückte die immer dunklere Dämmerung ihm

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