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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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hielten sie und setzten sich hin, Seite an Seite mit dem Rücken an einen Felsblock gelehnt. Beide schwitzten sie. »Selbst Schagrat würde ich jetzt die Hand schütteln, wenn er ein Glas Wasser für mich übrig hätte«, sagte Sam.
    »Sag nicht so was!«, sagte Frodo. »Das macht es nur noch schlimmer.« Dann streckte er sich auf dem Boden aus, benommen und müde, und sagte eine Weile nichts mehr. Schließlich kam er mühsam wieder auf die Beine. Erstaunt stellte er fest, dass Sam eingeschlafen war. »Wach auf, Sam!«, sagte er. »Komm, es wird Zeit, dass wir noch ein Stück hinter uns bringen!«
    Sam rappelte sich auf. »Na, so was!«, sagte er. »Ich muss eingenickt sein. Es ist schon lange her, Herr Frodo, dass ich mal richtig geschlafen habe, und die Augen müssen mir von selbst zugefallen sein.«
    Frodo ging nun voran, nach Norden, so gut er zwischen den Steinen und Felsblöcken, die dicht gesät auf dem Grund der tiefen Schlucht lagen, die Richtung ausmachen konnte. Aber bald hielt er wieder.
    »Es nützt nichts, Sam«, sagte er. »Ich halt es nicht aus. Dieses Panzerhemd, meine ich. Nicht in dem Zustand, in dem ich jetzt bin. Sogar mein Mithrilhemd kam mir schwer vor, wenn ich müde war. Das hier ist viel schwerer. Und wozu soll es gut sein? Mit Hauen und Stechen kommen wir hier nicht durch.«
    »Aber ganz ohne das wird es auch nicht abgehn«, sagte Sam. »Und denk nur an Messerstiche oder verirrte Pfeile! Dieser Gollum zum Beispiel ist noch nicht tot. Ich stell mir nicht gern vor, dass zwischen dir und einem Messer im Dunkeln nur ein bisschen Leder sein soll.«
    »Mein lieber Sam«, sagte Frodo, »ich bin hundemüde und habe gar keine Hoffnung mehr. Aber solange ich mich noch auf den Beinen halten kann, muss ich weiter versuchen, zu diesem Berg zu kommen. Der Ring ist schwer genug. Und dazu nun noch dieses Gewicht? Nein, das wär mein Tod. Weg damit! Aber halte mich nicht für undankbar! Ich denke nicht gern daran, wie du zwischen den Leichen hast herumwühlen müssen, um es für mich auszusuchen.«
    »Sprich doch nicht davon, Herr Frodo! Meine Güte, ich würde dich auf dem Rücken tragen, wenn ich könnte. Also weg damit!«
    Frodo legte seinen Umhang beiseite, zog das Ork-Panzerhemd aus und warf es weg. Ihn fröstelte ein wenig. »Was ich wirklich brauchen könnte, ist etwas Warmes«, sagte er. »Es ist kalt geworden, oder ich muss mich erkältet haben.«
    »Meinen Mantel kannst du haben, Herr Frodo«, sagte Sam. Er nahm seinen Rucksack ab und holte den Elbenmantel heraus. »Wiewär’s damit, Herr Frodo. Du wickelst dir diesen Orkfetzen dicht um den Leib, schnallst den Gürtel außen darüber; und der Mantel kommt dann über alles andere. Die Orks werden ihn nicht ganz nach der Mode finden, aber dafür hält er dich wärmer, und wahrscheinlich bewahrt er dich besser vor Schaden als alles andere Rüstzeug. Schließlich hat ihn die hohe Frau gemacht.«
    Frodo zog den Mantel an und verschloss ihn mit der Spange. »Das ist besser«, sagte er. »Ich fühle mich viel leichter. So kann ich weitergehn. Aber diese undurchdringliche Finsternis schlägt mir aufs Gemüt. Als ich gefangen lag, hab ich versucht, mich an den Brandywein zu erinnern, an Waldende und die Wässer, wie sie an der Mühle in Hobbingen vorüberfließt. Aber jetzt kann ich mir das alles gar nicht mehr vorstellen.«
    »Hör auf, Herr Frodo: Jetzt bist du’s, der von Wasser redet!«, sagte Sam. »Wenn die hohe Frau uns nur sehen oder hören könnte, dann würd ich zu ihr sagen: ›Gnädige Frau, alles, was wir brauchen, ist Licht und Wasser, bloß reines Wasser und gewöhnliches Tageslicht, besser, nimm’s mir nicht übel, als alle Edelsteine.‹ Aber Lórien ist weit von hier.« Seufzend schwenkte Sam die Hand zu den Höhen des Ephel Dúath hin, die jetzt eher zu vermuten als zu sehen waren, wo sich ein tieferes Schwarz in den schwarzen Himmel reckte.
    Sie gingen weiter, doch bald hielt Frodo wieder an. »Ein Schwarzer Reiter ist über uns«, sagte er. »Ich kann es spüren. Wir bleiben lieber eine Weile ganz still.«
    Sie setzten sich unter einen großen Felsblock, mit den Gesichtern nach Westen, und redeten eine Weile nicht. Dann atmete Frodo erleichtert auf. »Er ist vorüber«, sagte er. Sie standen auf, und dann machten sie beide große Augen. Weit links von ihnen, nach Süden zu, begannen die Gipfel und hohen Kämme der Gebirgskette sich dunkel bis schwarz als sichtbare Formen von einem Himmel abzuheben, der allmählich grau wurde. Hinter

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