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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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auf dem Fußboden. Sie haben ihn natürlich durchwühlt. Aber ich vermute, das Lembas hat ihnen schon vom Aussehen und Geruch her überhaupt nicht gefallen, noch weniger, als es Gollum geschmeckt hat. Sie haben es verstreut, und manches ist zertrampelt und zerbröselt, aber ich hab es aufgelesen. Es ist nicht viel weniger als deines. Aber Faramirs Proviant haben sie weggenommen, und meine Wasserflasche ist aufgeschlitzt.«
    »Na, mehr kann man dazu nicht sagen«, sagte Sam. »Fürs Erste haben wir genug. Aber mit dem Wasser sieht es schlecht aus. Aber komm endlich, Herr Frodo. Wir müssen hier weg, oder ein ganzer See nützt uns nichts mehr.«
    »Erst, wenn du einen Schluck getrunken hast, Sam«, sagte Frodo. »Vorher rühr ich mich nicht von der Stelle. Da, nimm dieses Elbenbrot, und trinke die letzten Tropfen aus deiner Flasche! Die ganze Sache ist sowieso ziemlich aussichtslos, also brauchen wir uns über morgen keine Gedanken zu machen. Wahrscheinlich kommt gar kein Morgen mehr.«
    Endlich brachen sie auf. Die Leiter nahm Sam, nachdem sie hinabgestiegen waren, und legte sie im Gang neben die verkrümmte Leiche des abgestürzten Orks. Die Treppe war dunkel, aber auf der Dach-Plattform sahen sie noch den Feuerschein des Berges, nun allerdings zu einem dunklen Rot niedergebrannt. Sie hoben zwei Schilde auf, um ihre Verkleidung zu vervollständigen, und gingen weiter.
    Sie schlichen die große Treppe hinunter. Die Kammer oben in der Turmhaube, wo sie sich wiedergefunden hatten, erschien ihnen im Nachhinein fast gemütlich; nun waren sie wieder zwischen den dunklen Wänden, wo die Furcht in allen Winkeln lauerte. Mochten auch alle tot sein im Turm von Cirith Ungol, blieb er doch wie durchtränkt von Grauen und Unheil.
    Als sie zur Tür in den Hof kamen, blieben sie stehen. Schon hier spürten sie, wie der böse Wille der Wächter sich gegen sie stemmte, der stummen schwarzen Figuren zu beiden Seiten des Tores, das der Glutschein von Mordor trüb erhellte. Als sie zwischen den verstümmelten Orkleichen hindurchgingen, fiel ihnen jeder Schritt schwerer als der vorige. Bevor sie noch den Torbogen erreichten, mussten sie anhalten. Jeder Zoll weiter quälte und erschöpfte den Willen und die Glieder.
    Frodo hatte nicht die Kraft für ein solches Ringen. Er sank zu Boden. »Ich kann nicht weiter, Sam«, murmelte er. »Ich werde ohnmächtig. Ich weiß nicht, was mit mir ist.«
    »Ich weiß es, Herr Frodo. Halte noch durch! Es ist das Tor. Irgend so eine Teufelei. Aber ich bin reingekommen, und ich komm auch wieder raus. Es kann nicht gefährlicher sein als voriges Mal. Nun los!«
    Er zog Galadriels Glas aus der Tasche. Als wollte es seiner Kühnheit Ehre erweisen und seine wackere braune Hobbithand nach allem, was sie geleistet hatte, in ein wohlverdientes Licht rücken, flammte es plötzlich auf, und der ganze dämmerige Hof wurde in blendend helles Licht getaucht, wie von einem Blitz, aber nicht flüchtig, sondern anhaltend.
    »Gilthoniel, A Elbereth!« , rief Sam. Denn ohne dass er wusste, warum, sprangen seine Gedanken mit einem Mal zurück zu den Elben im Auenland und ihrem Lied, das den Schwarzen Reiter im Wald verscheucht hatte.
    »Aiya elenion ancalima!«, rief Frodo, der wieder hinter ihm stand. Mit einem Ruck, wie wenn ein gespanntes Seil reißt, wurde der
    Wille der stummen Wächter gebrochen, und Frodo und Sam stolperten vorwärts. Dann rannten sie los. Durchs Tor und vorüber an den großen sitzenden Figuren mit den glitzernden Augen. Ein lautes Knacken. Der Schluss-Stein des Torbogens stürzte herab, den Hobbits fast auf die Fersen, und die Mauer darüber zerbröckelte und fiel in Trümmer. Um Haaresbreite waren sie entkommen. Eine Glocke dröhnte, und die Wächter stießen einen hohen, misstönenden Klageruf aus. Von hoch oben aus dem Dunkel kam Antwort. Wie ein Donnerkeil stürzte eine geflügelte Gestalt aus dem schwarzen Himmel herab, mit einem schrillen Schrei die Wolken zerfetzend.

ZWEITES KAPITEL

    DAS LAND DES SCHATTENS
    S am war so geistesgegenwärtig, die Phiole wegzustecken. »Lauf, Herr Frodo!«, rief er. »Nein, nicht da lang! Hinter der Mauer geht es steil runter. Mir nach!«
    Sie rannten vom Tor die Straße entlang. Nach fünfzig Schritten kam eine scharfe Biegung um einen vorspringenden Felsen, und sie waren außer Sicht vom Turm. Für den Augenblick waren sie entkommen. An den Felsen gekauert, schnappten sie nach Luft. Dann blieb ihnen fast das Herz stehen: Auf der Mauer neben dem

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