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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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ihnen wurde es hell, und langsam kroch das Licht nach Norden. Ein Krieg tobte oben in den hohen Lüften. Die aufgetürmten Wolken aus Mordor wurden zurückgetrieben, ihre Ränder rissen ein, als ein Wind aus der Welt der Lebenden aufkam und den Qualm und Dunst zum dunklen Land hinschob, wo er herkam. Die Säume der dunklen Wolkendecke hoben sich und ließen ein trübes Licht nach Mordor hineinsickern, wie ein blasser Morgenstrahl durch die schmutzigen Fenster eines Gefängnisses dringt.
    »Sieh dir das an, Herr Frodo!«, sagte Sam. »Sieh dir das an! Der Wind hat gedreht. Da ist was los. Es geht nicht alles nach Wunsch für ihn. In der Welt draußen verfliegt sein Dunkel. Ich wollte, ich könnte sehen, was da vorgeht!«
    Es war der Morgen des fünfzehnten März, und über dem Anduintal stieg die Sonne über die östlichen Schatten auf, und der Südwestwind wehte. Théoden lag sterbend auf den Feldern des Pelennor.
    Während Frodo und Sam stehen blieben und schauten, rückte der schmale Streifen Licht die ganze Kette des Ephel Dúath hinauf, und dann sahen sie etwas mit hoher Geschwindigkeit von Westen heranfliegen, zuerst nur ein schwarzer Fleck gegen den schimmernden Streifen über den Berggipfeln, dann größer werdend, bis es wie ein Pfeil in die schwarzen Wolken hineinstieß und hoch über sie hinwegzog. Einen langgezogenen schrillen Schrei stieß es aus, die Stimme eines Nazgûl; doch diesmal hatte sie für die Hobbits keinen Schrecken mehr: Es war ein Schrei des Unmuts und der Wehklage, schlechte Nachrichten für den Dunklen Turm. Den Fürsten der Ringgeister hatte sein Schicksal ereilt.
    »Was hab ich dir gesagt? Da passiert was!«, rief Sam. »Der Krieg soll gutgehn, hat Schagrat gesagt; aber Gorbag war nicht so sicher. Und auch da hat er wieder recht gehabt. Nun sieht alles schon freundlicher aus, Herr Frodo. Hast du nicht auch wieder ein bisschen Hoffnung?«
    »Eher nein, nicht viel, Sam«, seufzte Frodo. »Das ist drüben hinter den Bergen. Wir gehn nach Osten, nicht nach Westen. Und ich bin so müde! Und der Ring ist so schwer, Sam. Und allmählich steht er mir jetzt immerzu wie ein großes feuriges Rad vor Augen.«
    Sams Begeisterung legte sich gleich wieder. Er sah seinen Master besorgt an und nahm seine Hand. »Komm, Herr Frodo!«, sagte er. »Jedenfalls hab ich jetzt eines von dem, was ich mir gewünscht habe, ein wenig Licht. Genug, um uns weiterzuhelfen, aber ich nehme an, gefährlich ist es auch. Versuchen wir noch ein Stück weiterzukommen, und dann legen wir uns dicht beisammen hin und ruhen uns aus. Aber jetzt iss erst mal einen Happen, ein bisschen von dem Elbenbrot; vielleicht gibt dir das neuen Mut.«
    Während sie weitergingen, verzehrten sie zusammen eine Waffel Lembas, so gut sie sie mit ihren ausgedörrten Mündern herunterbekamen. Das Licht, obwohl nicht viel mehr als ein graues Dämmern, zeigte ihnen immerhin, dass sie sich tief unten in der Talrinne zwischen den beiden Bergketten befanden. Nach Norden stieg das Tal sachte an, und auf dem Grund verlief das Bett eines jetzt ausgetrockneten Baches. Auf der andern Seite des steinigen Bachbetts sahen sie einen ausgetretenen Pfad, der sich zu Füßen der westlichen Felswände dahinwand. Hätten sie es gewusst, hätten sie ihn früher erreichen können, denn er zweigte an der Westseite der Brücke von der Morgulstraße ab und führte über eine lange, in den Fels gehauene Treppe auf den Talgrund hinab. Er wurde von Streifen oder Meldegängern als kürzester Weg zu den kleineren Forts und Wachtposten weiter nördlich benutzt, zwischen Cirith Ungol und dem Engpass von Isenmaul, dem eisernen Rachen des Carach Angren.
    Es war gefährlich für die Hobbits, einen solchen Pfad zu benutzen, aber sie mussten vorankommen, und Frodo glaubte, dass er das Herumstolpern zwischen den Felsen und durch die unwegsamen Schluchten des Morgai nicht lange aushalten könnte. Und er schätzte, dass die Richtung nach Norden wohl diejenige sei, in der ihre Jäger sie am wenigsten suchen würden. Auf der Straße nach Osten über die Ebene oder auf dem Pass zurück nach Westen, dort würden sie zuallererst und am gründlichsten nach ihnen fahnden. Erst wenn er ein gutes Stück weit nördlich vom Turm wäre, gedachte er einen Weg zu suchen, der ihn nach Osten brächte, zur letzten verwegenen Etappe seiner Fahrt. Also durchschritten sie jetzt das steinige Bachbett und folgten dem Orkpfad; und auf ihm blieben sie einige Zeit. Die Felswände zur Linken hingen über, und von

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