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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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Gefühl, in dem Staunen und Abscheu sich mischten, blickten Frodo und Sam über das verhasste Land hin. Zwischen ihnen und dem rauchumwölkten Berg und auch nach Norden und Süden zu schien alles tot und verfallen, eine Wüste der verbrannten und erstickten Erde. Sie fragten sich, wie der Herrscher über dieses Reich seine Sklaven und Kriegsknechte überhaupt unterhalten und ernähren konnte. Doch Heere hatte er genug. So weit das Auge reichte, an den Rändern des Morgai entlang und weiter südwärts, sahen sie Feldlager, manche aus Zelten, andere wie kleine Städte aufgebaut. Eines der größten lag unmittelbar vor ihnen. Kaum eine Meile entfernt, ballte es sich in der Ebene wie ein großes Insektennest, mit geraden, trostlosen Straßen zwischen Hütten und langen, niedrigen, schmutzigbraunen Gebäuden. Ringsum wimmelte es von Leuten, die hierhin und dorthin liefen; und eine breite Straße führte vom Lager nach Südosten, der Morgulstraße entgegen, und viele Reihen kleiner schwarzer Gestalten waren darauf unterwegs.
    »Sieht gar nicht gut aus«, sagte Sam. »Ziemlich aussichtslos, würd ich sagen – abgesehen davon, dass es bei solchen Ansammlungen auch Brunnen und Wasser geben muss, von essbaren Dingen ganz zu schweigen. Und das sind Menschen da unten, wenn mich mein Auge nicht trügt, und keine Orks.«
    Weder Sam noch Frodo wussten etwas von den großen, von Sklaven bestellten Ackerflächen im Süden dieses weiten Landes, etwas abseits vom Dunstkreis des Berges, an den trüben dunklen Wassern des Núrnen-Meers, oder von den großen Straßen nach Süden und Osten, auf denen die Söldner des Turms lange Wagenkolonnen mit Vorräten, Waren und frischen Sklaven aus den tributpflichtigen Ländern heranschafften. Hier in den nördlichen Regionen befanden sich die Bergwerke, Schmieden und Rüstkammern für den lange vorbereiteten Krieg; und hier sammelte die dunkle Macht ihre Heere, um sie dann wie Figuren auf einem Schachbrett hin und her zu schieben. Ihren ersten Zügen, den ersten zur tastenden Kraftprobe nach Westen vorgestreckten Fangarmen, war im Süden und im Norden Einhalt geboten worden. Fürs Erste nahm sie diese Kräfte daher zurück, führte neue heran und zog sie bei Cirith Gorgor für einen Vergeltungsschlag zusammen. Und hätte sie außerdem die Absicht verfolgt, den Flammenberg vor jeder feindlichen Annäherung zu schützen, so hätte sie dies wirksamer kaum tun können.
    »Egal«, fuhr Sam fort, »was immer die dort zu essen und zu trinken haben, wir bekommen nichts davon ab. Ich sehe nicht, auf welchem Weg wir hinuntergelangen könnten. Und selbst wenn wir runterkämen, könnten wir nicht dies große Stück offenes Gelände durchqueren, wo es von Feinden nur so wimmelt.«
    »Trotzdem müssen wir es versuchen«, sagte Frodo. »Es ist nicht schlimmer, als ich es erwartet hatte. Ich hatte nie eine Hoffnung durchzukommen. Ich sehe auch jetzt keine. Aber trotzdem muss ich mein Bestes tun. Im Augenblick heißt das, so lange wie möglich vermeiden, gefangen genommen zu werden. Darum müssen wir, glaube ich, noch weiter nach Norden gehn und schauen, wie es dort aussieht, wo die Ebene schmaler ist.«
    »Ich kann mir denken, wie es dort aussieht«, sagte Sam. »Wo die Ebene schmaler ist, wird das Gewimmel von Orks und Menschen eben noch dichter. Wirst du sehn, Herr Frodo!«
    »Das werd ich wohl, falls wir jemals so weit kommen«, sagte Frodo und wandte sich zum Gehen.
    Sie merkten bald, dass es unmöglich war, auf dem Kamm des Morgai oder in den höheren Lagen voranzukommen, durch wegloses und von tiefen Rinnen zerfurchtes Gelände. Am Ende sahen sie sich gezwungen, wieder durch dieselbe Schlucht abzusteigen, die sie heraufgekommen waren, und sich einen Weg im Talgrund zu suchen. Er wurde mühsam, denn sie wagten sich nicht zu dem Pfad an der Westseite hinüber. Nach etwas mehr als einer Meile sahen sie in einer Mulde am Fuß der Felswände den Ork-Stützpunkt, den sie in der Nähe vermutet hatten: eine Mauer und einige steinerne Hütten vor dem dunklen Eingang einer Höhle. Keine Bewegung war dort zu sehen, aber die Hobbits schlichen sachte vorüber, wo immer es ging, im Schutz der dichten Dornbüsche, die an dieser Stelle zu beiden Seiten des alten Wasserlaufs standen.
    Sie gingen zwei, drei Meilen weiter, und der Ork-Stützpunkt hinter ihnen war schon außer Sicht; doch kaum wagten sie wieder frei zu atmen, als sie laute, rauhe Orkstimmen hörten. Rasch verschwanden sie hinter einem schwarzrindigen,

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