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Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition)

Titel: Der Herr der Ringe: Neuüberarbeitung der Übersetzung von Wolfgang Krege, überarbeitet und aktualisiert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John R Tolkien
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eine Erscheinung vors innere Auge getreten, drehte Gandalf sich um und schaute nach Norden, wo der Himmel blass und klar war. Dann hob er die Hände und rief mit lauter Stimme, den Schlachtlärm übertönend: Die Adler kommen! Und von vielen Stimmen wurde der Ruf wiederholt: Die Adler kommen! Die Adler kommen! Mordors Kriegsknechte blickten auf und fragten sich, was dies Zeichen bedeuten mochte.
    Und da kamen Gwaihir, der Windfürst, und sein Bruder Landroval, der größte von allen Adlern des Nordens, mächtigster Nachfahr des alten Thorondor, der seine Horste auf den unbezwinglichen Gipfeln der Umzingelnden Berge baute, als Mittelerde noch jung war. Ihnen folgten in langen Reihen, von einem auffrischenden Wind schnell herangetragen, alle ihre Vasallen aus den Bergen des Nordens. Geradewegs gegen die Nazgûl flogen sie an, jäh aus den hohen Lüften herabstoßend; und das Rauschen ihrer weiten Schwingen über dem Schlachtfeld war wie ein Sturmwind.
    Doch die Nazgûl drehten ab und flohen, verschwanden in Mordors Schatten, denn plötzlich war ein Schreckensruf aus dem Dunklen Turm zu ihnen gedrungen; und im gleichen Moment kamen alle Reihen Mordors ins Wanken. Zweifel griff den Kriegern ans Herz, das Lachen blieb ihnen im Halse stecken, die Hände zitterten ihnen, und die Glieder erschlafften. Die Macht, die sie vorantrieb und sie mit Hass und Wut erfüllte, wankte selbst und hatte ihren Willen von ihnen abgezogen; und als sie nun ihren Feinden in die Augen blickten, funkelte ihnen tödlicher Zorn entgegen und nahm ihnen allen Mut.
    Da riefen die Heerführer des Westens laut zum Angriff, denn in der düstersten Stunde erwachte ihnen eine neue Hoffnung. Von den umlagerten Hügeln herab gingen sie vor, die Ritter von Gondor, die Reiter von Rohan und die Dúnedain des Nordens, in dicht geschlossenen Reihen, und durchpflügten das Gedränge der verstörten Feinde mit ihren scharfen Speeren. Doch Gandalf hob wieder die Arme und rief mit hallender Stimme:
    »Halt, ihr Männer des Westens! Haltet ein und wartet! Dies ist die Stunde des Schicksals.«
    Und während er noch sprach, begann der Boden unter ihren Füßen zu schwanken. Hoch über den Türmen des Schwarzen Tors und über den Bergen stieg etwas Großes, Dickes und Dunkles zum Himmel auf, flammenumzüngelt, das schnell immer höher hinaufstrebte. Die Erde stöhnte und bebte. Die Zahntürme wackelten, wankten und kippten, der mächtige Festungswall zerbröckelte, das Schwarze Tor wurde zertrümmert und herausgeschleudert; und von fern kam, zuerst leise, dann lauter und bis an die Wolken hämmernd, ein trommelndes Rumoren, ein Dröhnen, ein lange nachhallender Ton mahlender Zerstörung.
    »Saurons Reich ist vergangen«, sagte Gandalf. »Der Ringträger hat seinen Auftrag erfüllt.« Und als die Heerführer nach Süden über Mordor hinblickten, glaubten sie dort eine riesige Schattengestalt aufsteigen zu sehen, undurchdringlich schwarz gegen die Wolkendecke und von Blitzen gekrönt, den ganzen Himmel einnehmend. Ungeheuerlich bäumte sie sich über die Welt auf und streckte drohend die Pranke nach ihnen aus, schrecklich, aber ohnmächtig: Denn als sie sich eben über sie beugte, wurde sie von einem starken Wind gepackt, davongeweht und zerstreut; und dann wurde es still.
    Die Heerführer senkten die Köpfe, und als sie wieder aufblickten, da sahen sie die Feinde in wilder Flucht; und Mordors Macht verflog wie Staub vor dem Winde. Wie Ameisen ziellos umherirren und bald jämmerlich verenden, wenn der Tod die dick angeschwollene Brüterin ereilt hat, die den ganzen wimmelnden Haufen in der Gewalt hat, so rannten Saurons Kreaturen, all die Orks, Trolle und durch Zauberbann geknechteten Tiere, kopflos hin und her; und manche erschlugen sich untereinander, stürzten sich in Gruben oder flohen heulend heimwärts, um sich in ihren Höhlen und lichtlosen Löchern zu verkriechen, fern von jeder Hoffnung auf bessere Zeiten. Die Menschen aus Rhûn und Harad aber, die Ostlinge und die Südländer, erkannten, dass der Krieg für sie verloren war und dass aller Ruhmesglanz den Herren des Westens zufiel. Und diejenigen, die der Böse am längsten und zutiefst geknechtet hatte, die den Westen hassten und doch stolze und mutige Krieger waren, sammelten sich nun ihrerseits zum letzten verzweifelten Widerstand. Die meisten aber, soweit sie entkamen, flohen nach Osten, und manche warfen die Waffen weg und baten um Schonung.
    Da überließ Gandalf den Oberbefehl und alle kriegerischen

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