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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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gesprochen hat?«, fragte er. »Ihr habt Gandalf überhaupt nicht erwähnt, ehe dieser Brief kam. Ihr könntet ein schauspielernder Späher sein, soweit ich sehen kann, um uns zum Mitgehen zu bewegen. Ihr könntet den richtigen Streicher umgebracht und die Kleider genommen haben. Was habt Ihr dazu zu sagen?«
    »Dass du ein wackerer Bursch bist«, antwortete Streicher. »Aber ich fürchte, meine einzige Antwort an dich, Sam Gamdschie, ist dies: Wenn ich den richtigen Streicher getötet hätte, könnte ich auch dich töten. Und ich hätte dich ohne so viel Gerede getötet. Wenn ich hinter dem Ring her wäre, könnte ich ihn haben – JETZT!«
    Er stand auf und schien plötzlich größer zu werden. In seinen Augen blitzte es auf, stark und gebieterisch. Er warf seinen Mantel zurück und legte die Hand auf das Heft des Schwertes, das verborgen an seiner Seite gehangen hatte. Sie wagten sich nicht zu rühren. Sam saß mit offenem Munde da und starrte ihn stumm an.
    »Aber ich bin zum Glück der richtige Streicher«, sagte er, schaute zu ihnen herab, und sein Gesicht wurde sanft durch ein plötzliches Lächeln. »Ich bin Aragorn, Arathorns Sohn, und wenn ich euch durch mein Leben oder meinen Tod retten kann, dann will ich es tun.«
    Es trat ein langes Schweigen ein. Zögernd sprach Frodo schließlich. »Schon ehe der Brief kam, glaubte ich, dass Ihr ein Freund seid«, sagte er. »Oder zumindest wünschte ich es. Ihr habt mich heute Abend mehrmals erschreckt, aber niemals so, wie es die Diener des Feindes tun würden, oder so stelle ich es mir jedenfalls vor. Ich glaube, einer seiner Späher würde – nun ja, anständiger aussehen und gemeiner denken, wenn Ihr das versteht.«
    »Ich verstehe schon«, lachte Streicher. »Ich sehe gemein aus und denke anständig. Ist es so? Nicht alles, was Gold ist, funkelt, nicht jeder, der wandert, verlorn.«
    »Beziehen sich die Verse denn auf Euch?«, fragte Frodo. »Ich habe nicht begriffen, worum es sich dabei handelte. Aber woher wusstet Ihr, dass sie in Gandalfs Brief stehen, wenn Ihr ihn gar nicht gesehen habt?«
    »Ich wusste es nicht«, antwortete er. »Aber ich bin Aragorn, und dieseVerse gehören zu dem Namen.« Er zog sein Schwert hervor, und sie sahen, dass die Klinge tatsächlich einen Fuß unter dem Heft geborsten war. »Nicht viel nütze ist es, nicht wahr, Sam?«, fragte Streicher. »Aber die Zeit ist nahe, da es neu geschmiedet werden wird.«
    Sam erwiderte nichts.
    »So«, sagte Streicher, »mit Sams Erlaubnis werden wir das als erledigt betrachten. Streicher wird euer Führer sein. Und nun, denke ich, ist es Zeit, dass ihr ins Bett geht und schlaft, so gut ihr könnt. Morgen haben wir ein hartes Stück Weg vor uns. Selbst wenn man uns ungehindert aus Bree hinauslässt, können wir kaum hoffen, es unbemerkt zu verlassen. Aber ich werde versuchen, sobald als möglich unterzutauchen. Ich kenne noch ein paar andere Wege als nur die Hauptstraße, die aus dem Breeland hinausführen. Sobald wir die Verfolger einmal abgeschüttelt haben, werde ich auf die Wetterspitze zuhalten.«
    »Die Wetterspitze?«, fragte Sam. »Was ist denn das?«
    »Ein Berg, nördlich nahe bei der Straße, etwa auf halbem Wege zwischen hier und Bruchtal. Von dort hat man eine weite Aussicht nach allen Seiten, und dort werden wir Gelegenheit haben, uns umzuschauen. Gandalf wird auch dorthin kommen, wenn er uns folgt. Hinter der Wetterspitze wird unsere Reise schwieriger werden, und wir werden uns entscheiden müssen zwischen verschiedenen Gefahren.«
    »Wann habt Ihr Gandalf zuletzt gesehen?«, fragte Frodo. »Wisst Ihr, wo er ist oder was er tut?«
    Streicher sah ernst aus. »Was er tut, weiß ich nicht«, sagte er. »Ich kam im Frühjahr mit ihm nach dem Westen. In den letzten Jahren habe ich oft an den Grenzen des Auenlands Wache gehalten, wenn er anderweitig beschäftigt war. Er ließ das Auenland selten unbewacht. Zuletzt trafen wir uns am ersten Mai: bei Sarnfurt unten am Brandywein. Er sagte mir, seine Angelegenheit mit Euch sei gutgegangen, und Ihr würdet Euch in der letzten Septemberwoche auf den Weg nach Bruchtal machen. Da ich wusste, dass er auf Eurer Seite war, begab ich mich auf eine Wanderung in meinen eigenen Angelegenheiten. Und das erwies sich als unheilvoll; denn es war klar, dass ihn irgendwelche Nachrichten erreichten, und ich war nicht da, um zu helfen.
    Ich bin beunruhigt, zum ersten Mal, seit ich ihn kenne. Wir hätten Botschaften von ihm erhalten müssen, auch wenn er selbst

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