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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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verlassen.«
    »Was wird geschehen?«, fragte Merry. »Werden sie das Gasthaus angreifen?«
    »Nein, das glaube ich nicht«, antwortete Streicher. »Sie sind noch nicht alle hier. Und jedenfalls ist das nicht ihre Art. In Dunkelheit und Einsamkeit sind sie am stärksten; sie werden nicht offen ein Haus angreifen, in dem Licht brennt und viele Leute sind – nicht, ehe sie ganz verzweifelt sind, nicht, während noch all die langen Meilen Eriadors vor uns liegen. Aber ihre Macht beruht auf Schrecken, und einige in Bree sind schon in ihren Klauen. Sie werden diese Unglücklichen zu bösen Taten anstiften: Farning und einige von den Fremden und vielleicht auch den Torwächter. Sie sprachen am Montag mit Heinrich am Westtor. Ich habe sie beobachtet. Er war weiß und zitterte, als sie ihn verließen.«
    »Wir scheinen Feinde ringsum zu haben«, sagte Frodo. »Was sollen wir tun?«
    »Hier bleiben und nicht in Eure Zimmer gehen! Sie haben bestimmt herausgefunden, welche das sind. Die Hobbitzimmer haben Fenster nach Norden und dicht am Boden. Wir werden alle zusammen hierbleiben und Fenster und Tür versperren. Aber zuerst werden Kunz und ich Euer Gepäck holen.«
    Während Streicher weg war, berichtete Frodo Merry rasch über alles, was sich seit dem Abendessen ereignet hatte. Merry hatte gerade Gandalfs Brief gelesen und dachte darüber nach, als Streicher und Kunz zurückkamen.
    »So, meine Herren«, sagte Kunz, »ich habe das Bettzeug aufgewühlt und in jedes Bett der Länge nach eine Schlummerrolle gelegt. Und eine hübscheNachahmung Eures Kopfes habe ich mit einer braunen Wolldecke gemacht, Herr Beut– Unterberg«, fügte er grinsend hinzu.
    Pippin lachte. »Sehr naturgetreu!«, sagte er. »Aber was wird geschehen, wenn sie den Mummenschanz durchschaut haben?«
    »Das werden wir sehen«, antwortete Streicher. »Wir hoffen, dass wir bis morgen früh die Stellung halten können.«
    »Gute Nacht«, sagte Kunz und ging, um seinen Wachposten an der Tür zu beziehen.
    Ihre Rucksäcke und Kleider stapelten sie auf dem Fußboden. Vor die Tür schoben sie einen niedrigen Sessel und schlossen das Fenster. Als Frodo hinausschaute, sah er, dass die Nacht noch klar war. Die Sichel 5 stand hell über den Hängen des Breeberges. Dann schloss und verriegelte er die schweren Innenläden und zog die Vorhänge zu. Streicher legte das Feuer nach und blies die Kerzen aus.
    Die Hobbits legten sich auf ihre Decken mit den Füßen zum Kamin; aber Streicher setzte sich auf den Sessel vor der Tür. Sie unterhielten sich noch eine Weile, denn Merry hatte noch verschiedene Fragen.
    »Sprang übern Mond!«, kicherte er, als er sich in seine Decke einwickelte. »Wie albern von dir, Frodo! Aber ich wollte, ich wäre dabei gewesen. Die würdigen Breeländer werden in hundert Jahren noch davon reden.«
    »Das hoffe ich«, sagte Streicher. Dann schwiegen sie, und einer nach dem anderen einschliefen die Hobbits.

ELFTES KAPITEL
    EIN MESSER IM DUNKELN
    A ls sie sich im Gasthaus in Bree zum Schlafen fertig machten, lag Bockland in Dunkelheit; Dunst hing über den Tälern und dem Flussufer. Das Haus in Krickloch lag still da. Dick Bolger öffnete vorsichtig die Tür und spähte hinaus. Den ganzen Tag war ein Angstgefühl in ihm immer mächtiger geworden, und er konnte einfach nicht ruhig sitzen bleiben oder ins Bett gehen. Eine schwerlastende Drohung war in der windstillen Nacht. Als er in die Finsternis hinausstarrte, bewegte sich ein schwarzer Schatten unter den Bäumen; das Gatter schien sich ganz von selbst zu öffnen und schloss sich wieder lautlos. Dick wurde von Grauen gepackt. Er wich zurück und stand einen Augenblick zitternd in der Halle. Dann schloss er die Tür und verriegelte sie.
    Die Nacht wurde schwärzer. Nun war ein leises Geräusch von Pferden zu vernehmen, die in aller Heimlichkeit den Fußweg entlanggeführt wurden. Vor dem Tor hielten sie an, und drei schwarze Gestalten kamen herein, wie Schatten der Nacht, die über den Boden krochen. Eine ging zur Tür, je eine stellte sich zu beiden Seiten an die Ecken des Hauses; und dort standen sie, still wie Schatten aus Stein, während die Nacht langsam voranschritt. Das Haus und die unbewegten Bäume schienen atemlos zu warten.
    Dann regte sich ein schwaches Lüftchen in den Blättern, und ein Hahn krähte in der Ferne. Die kalte Stunde vor dem Morgengrauen verging. Die Gestalt an der Tür regte sich. In der mond- und sternenlosen Finsternis glänzte ein Schwert, als ob ein kaltes Licht

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