Der Herr der Ringe
nicht kommen konnte. Als ich vor vielen Tagen zurückkehrte, hörte ich die schlechten Nachrichten. Die Neuigkeit war weit und breit bekannt, dass Gandalf vermisst wurde und die Reiter gesichtet worden waren. Das Elbenvolk von Gildor hat mir das erzählt; und später berichteten sie mir, dass Ihr von zu Hause aufgebrochen seid; aber es gab keine Nachricht, ob Ihr Bockland verlassen hattet. Ich habe die Oststraße ängstlich beobachtet.«
»Glaubt Ihr, dass die Schwarzen Reiter etwas damit zu tun haben – mit Gandalfs Abwesenheit, meine ich?«, fragte Frodo.
»Ich weiß nicht, was ihn sonst abgehalten haben könnte, wenn nicht der Feind selbst«, sagte Streicher. »Aber gebt die Hoffnung nicht auf. Gandalf ist größer, als ihr im Auenland wisst – in der Regel seht ihr nur seine Scherze und Spielereien. Aber diese unsere Angelegenheit wird seine größte Aufgabe sein.«
Pippin gähnte. »Entschuldigung«, sagte er, »aber ich bin todmüde. Trotz aller Gefahr und Sorge muss ich ins Bett, oder ich schlafe im Sitzen ein. Wo ist dieser alberne Merry? Das fehlt gerade noch, dass wir im Dunkeln hinausgehen müssen und nach ihm suchen.«
In diesem Augenblick hörten sie eine Tür schlagen; dann Schritte, die den Gang entlangrannten. Gefolgt von Kunz kam Merry hereingestürzt. Er schloss hastig die Tür und lehnte sich dagegen. Er war außer Atem. Sie starrten ihn erschreckt einen Augenblick an, bis er hervorstieß: »Ich habe sie gesehen, Frodo! Ich habe sie gesehen! Schwarze Reiter!«
»Schwarze Reiter!«, rief Frodo. »Wo?«
»Hier. Im Dorf. Ich bin eine Stunde hier sitzen geblieben. Als ihr dann immer noch nicht kamt, machte ich einen kleinen Bummel. Ich war schon wieder zurück und stand gerade außerhalb des Lichtscheins der Laterne und betrachtete die Sterne. Plötzlich überlief mich ein Schauer und ich spürte, dass etwas Entsetzliches näher kroch: Da war sozusagen ein tieferer Schatten zwischen den Schatten jenseits der Straße, gleich hinter dem Lichtkreis der Lampe. Er verschwand sofort geräuschlos im Dunkeln. Ein Pferd war nicht da.«
»In welcher Richtung ging er?«, unterbrach ihn Streicher abrupt.
Merry fuhr zusammen, denn er hatte den Fremden vorher nicht bemerkt. »Rede nur weiter«, sagte Frodo. »Er ist ein Freund von Gandalf. Ich erkläre es dir nachher.«
»Er schien die Straße nach Osten entlangzugehen«, fuhr Merry fort. »Ich versuchte, ihm zu folgen. Natürlich verschwand er sofort; aber ich ging um die Ecke und dann weiter bis zum letzten Haus an der Straße.«
Streicher sah Merry erstaunt an. »Ihr seid sehr beherzt«, sagte er. »Aber es war töricht.«
»Ich weiß nicht«, sagte Merry. »Weder tapfer noch dumm, glaube ich. Ich konnte kaum anders. Irgendwie schien ich gezogen zu werden. Jedenfalls ging ich, und plötzlich hörte ich Stimmen an der Hecke. Eine murmelte, und die andere flüsterte oder zischte. Ich konnte kein Wort verstehen, das gesprochen wurde. Ich kroch nicht näher, weil ich überall zu zittern begann. Dann bekam ich Angst und wandte mich um und wollte gerade nach Hause stürzen, als etwas hinter mir herkam und ich … ich fiel um.«
»Ich habe ihn gefunden, Herr«, mischte sich Kunz ein. »Herr Butterblumehatte mich mit einer Laterne hinausgeschickt. Ich ging hinunter zum Westtor und dann zurück in Richtung Südtor. Ganz nahe bei Lutz Farnings Haus glaubte ich, etwas auf der Straße liegen zu sehen. Ich könnte es nicht beschwören, aber mir war so, als ob sich zwei Männer über etwas bückten und es aufhoben. Ich rief, aber als ich zu der Stelle kam, war keine Spur mehr von ihnen, und nur Herr Brandybock lag am Straßenrand. Er schien zu schlafen. ›Ich glaubte, ich sei in tiefes Wasser gefallen‹, sagte er zu mir, als ich ihn schüttelte. Sehr komisch war er, und kaum hatte ich ihn aufgeweckt, da stand er auf und rannte hierher zurück wie ein Hase.«
»Das stimmt, fürchte ich«, sagte Merry. »Obwohl ich nicht weiß, was ich gesagt habe. Ich hatte einen hässlichen Traum, an den ich mich nicht erinnern kann. Ich war fix und fertig. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.«
»Ich weiß es«, sagte Streicher. »Der Schwarze Atem. Die Reiter müssen ihre Pferde draußen gelassen haben und heimlich durch das Südtor wieder hereingekommen sein. Sie werden jetzt über alles Bescheid wissen, denn sie haben Lutz Farning besucht; und wahrscheinlich war auch der Südländer ein Späher. Es mag noch etwas geschehen in der Nacht, ehe wir Bree
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