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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Dämmerung, und er trug darauf ein silbernes Diadem; seine Augen waren grau wie ein klarer Abend, und ein Licht leuchtete in ihnen wie Sternenlicht. Verehrungswürdig erschien er wieein König, der viele Winter erlebt hat, und doch rüstig wie ein kampferfahrener Krieger in der Fülle seiner Kraft. Er war der Herr von Bruchtal und mächtig unter Elben und Menschen.
    In der Mitte der Tafel vor den Wandteppichen stand ein Sessel unter einem Baldachin, und dort saß eine Frau, die lieblich anzuschauen war, und so ähnlich war sie Elrond, ins Weibliche übertragen, dass Frodo vermutete, sie müsse eine nahe Verwandte sein. Jung war sie, und doch wieder nicht. Die Flechten ihres dunklen Haares waren noch von keinem Reif berührt, ihre weißen Arme und ihr klares Gesicht waren makellos und glatt, und das Licht von Sternen war in ihren leuchtenden Augen, die grau wie eine wolkenlose Nacht waren; doch sah sie königlich aus, und in ihrem nachdenklichen Blick lag Weisheit wie bei jemandem, der viele Dinge kennt, die die Jahre bringen. Über ihrer Stirn war ihr Kopf bedeckt mit einer Kappe aus Silberspitze, besetzt mit kleinen, weiß glitzernden Edelsteinen. Doch ihr zartgraues Gewand hatte keinen Schmuck außer einem Gürtel aus silbergetriebenen Blättern.
    So kam es, dass Frodo sie erblickte, die wenige Sterbliche je gesehen hatten: Arwen, Elronds Tochter, mit der, wie es hieß, Lúthiens Ebenbild wieder auf die Erde gekommen war; und sie wurde Undómiel genannt, denn sie war der Abendstern ihres Volkes. Lange war sie im Land der Verwandten ihrer Mutter gewesen, in Lórien jenseits des Gebirges, und erst kürzlich war sie nach Bruchtal in ihres Vaters Haus zurückgekehrt. Doch ihre Brüder, Elladan und Elrohir, waren noch unterwegs in den Landen: Denn oft ritten sie mit den Waldläufern des Nordens weite Strecken und vergaßen niemals die Folter ihrer Mutter in den Höhlen der Orks.
    Soviel Lieblichkeit hatte Frodo niemals zuvor an einem lebenden Wesen gesehen oder sich vorstellen können; und er war überrascht und zugleich verlegen, dass er inmitten dieses edlen und schönen Volkes an Elronds Tafel saß. Obwohl er einen passenden Stuhl hatte und hoch auf mehrere Kissen gesetzt worden war, kam er sich sehr klein und ziemlich fehl am Platz vor; aber dieses Gefühl verging rasch. Das Festmahl war fröhlich und das Essen so, wie es sich sein Hunger nur wünschen konnte. Es dauerte einige Zeit, bis er wieder um sich blickte oder sich auch nur seinem Nachbarn zuwandte.
    Zuerst schaute er nach seinen Freunden. Sam hatte gebeten, seinem Herrn aufwarten zu dürfen, doch war ihm gesagt worden, dass er heute Ehrengast sei. Frodo sah ihn jetzt mit Pippin und Merry am oberen Ende eines der Seitentische dicht an der Estrade sitzen. Von Streicher entdeckte er keine Spur.
    Zur Rechten Frodos saß ein Zwerg, eine eindrucksvolle Erscheinung und reich gekleidet. Sein Bart, sehr lang und gegabelt, war weiß, fast so weiß wie das schneeweiße Tuch seines Gewands. Er trug einen silbernen Gürtel und um den Hals eine Kette aus Silber und Diamanten. Frodo hörte auf zu essen, um ihn zu betrachten.
    »Willkommen und sehr erfreut!«, sagte der Zwerg, indem er sich zu ihm umwandte. Dann erhob er sich sogar von seinem Stuhl und verbeugte sich. »Glóin zu Euren Diensten«, sagte er und verbeugte sich noch tiefer.
    »Frodo Beutlin zu Euren und Eurer Familie Diensten«, sagte Frodo, wie es sich gehörte, erhob sich überrascht und warf dabei alle Kissen herunter. »Vermute ich richtig, dass Ihr der Glóin seid, einer der zwölf Gefährten des großen Thorin Eichenschild?«
    »Ganz recht«, antwortete der Zwerg, sammelte die Kissen auf und half Frodo höflich, wieder Platz zu nehmen. »Und ich frage nicht, denn mir ist bereits gesagt worden, dass Ihr der Verwandte und Erbe unseres berühmten Freundes Bilbo seid. Erlaubt mir, Euch zu Eurer Genesung zu beglückwünschen.«
    »Danke vielmals«, sagte Frodo.
    »Ihr habt einige sehr seltsame Abenteuer erlebt, höre ich«, sagte Glóin. »Es verwundert mich sehr, was vier Hobbits wohl zu einer so langen Reise veranlasst. Nichts dergleichen hat es gegeben, seit Bilbo uns begleitete. Aber vielleicht sollte ich mich nicht allzu genau erkundigen, da Elrond und Gandalf nicht geneigt zu sein scheinen, darüber zu reden?«
    »Ich glaube, wir wollen nicht davon sprechen, zumindest jetzt noch nicht«, sagte Frodo höflich. Er vermutete, dass selbst in Elronds Haus die Angelegenheit des Ringes kein Thema zum Plaudern

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