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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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viel Abenteuer hierher gelangt«, sagte er, »und nach einer Rast habe ich mich dann mit den Zwergen nach Thal aufgemacht: meine letzte große Reise. Nun will ich nicht mehr wandern. Der alte Balin war fort. Dann kam ich hierher zurück, und hier bin ich geblieben. Ich habe dies und das getan. Ich habe an meinem Buch weitergeschrieben, und, natürlich, ein paar Lieder gemacht. Sie singen sie gelegentlich: Nur um mir eine Freude zu machen, glaube ich; denn eigentlich sind sie nicht gut genug für Bruchtal. Und ich höre zu und denke nach. Die Zeit scheint hier nicht zu vergehen: Sie ist einfach. Alles in allem ein bemerkenswerter Ort.
    Ich höre allerlei Neuigkeiten, von jenseits des Gebirges und aus dem Süden, aber kaum vom Auenland. Natürlich habe ich von dem Ring gehört. Gandalf ist oft hier gewesen. Nicht, dass er mir viel erzählt hätte. Er war in den letzten Jahren zugeknöpfter denn je. Der Dúnadan hat mir mehr erzählt. Wenn man sich vorstellt, dass dieser Ring von mir eine solche Verwirrung stiftet! Schade, dass Gandalf nicht früher mehr darüber herausgefunden hat. Ich hätte den Ring schon längst selbst hierher bringen können ohne so viel Verdruss. Manches Mal habe ich daran gedacht, wieder nach Hobbingen zurückzugehen und ihn zu holen; aber ich werde alt, und sie ließen mich nicht: Gandalf und Elrond, meine ich. Sie schienen zu glauben, dass der Feind überall nach mir suche und mich in Stücke reißen würde, wenn er mich, durch die Wildnis wankend, fände.
    Und Gandalf sagte: ›Der Ring ist in andere Hände übergegangen, Bilbo. Es wäre weder für dich noch für andere gut, wenn du versuchen würdest, dich wieder einzumischen.‹ Komische Bemerkung, sieht Gandalf ähnlich. Aber er sagte, er würde sich um dich kümmern, also ließ ich die Sache laufen. Ich freue mich schrecklich, dich wohl und munter zu sehen.« Er hielt inne und sah Frodo zweifelnd an.
    »Hast du ihn da?«, fragte er flüsternd. »Ich kann’s nicht ändern, aber ich bin einfach neugierig nach allem, was ich gehört habe. Ich würde sehr gern nur eben mal wieder einen Blick darauf werfen.«
    »Ja, ich habe ihn«, antwortete Frodo, der ein seltsames Widerstreben empfand. »Er sieht genauso aus wie immer.«
    »Ach, lass ihn mich doch einen Augenblick anschauen«, sagte Bilbo.
    Beim Anziehen hatte Frodo festgestellt, dass ihm der Ring, während er schlief, an einer neuen Kette, die leicht, aber kräftig war, um den Hals gehängt worden war. Langsam zog er ihn jetzt heraus. Bilbo streckte die Hand aus. Aber Frodo zog den Ring rasch zurück. Bekümmert und verblüfft stellte er fest, dass er Bilbo gar nicht mehr sah; ein Schatten schien zwischen sie gefallen zu sein, und durch diesen Schatten sah er ein kleines, runzliges Geschöpf mit einem gierigen Gesicht und knochigen, grapschenden Händen. Er verspürte den Wunsch, ihn zu schlagen.
    Die Musik und das Singen um sie her schienen leiser zu werden, und es trat ein Schweigen ein. Bilbo warf einen raschen Blick auf Frodos Gesicht, dann fuhr er sich mit der Hand über die Augen. »Jetzt verstehe ich«, sagte er. »Steck ihn weg! Es tut mir leid; leid, dass du jetzt diese Bürde trägst, alles tut mir leid. Nehmen Abenteuer denn nie ein Ende? Wahrscheinlich nicht. Irgendjemand anderes muss die Geschichte fortsetzen. Nun, es lässt sich nicht ändern. Ich frage mich, ob es überhaupt lohnt, mein Buch fertigzuschreiben. Aber darüber wollen wir uns jetzt keine Sorgen machen – lass uns ein paar wirkliche Neuigkeiten hören! Erzähle mir alles vom Auenland!«
    Frodo steckte den Ring weg, der Schatten verging und hinterließ kaum eine Erinnerung. Das Licht und die Musik von Bruchtal umfingen ihn wieder. Bilbo lächelte und lachte glücklich. Jede kleinste Kleinigkeit, die Frodo aus dem Auenland nur zu berichten wusste – hin und wieder von Sam unterstützt und berichtigt –, interessierte ihn aufs höchste, angefangen vom Fällen des geringsten Baums bis zu den Streichen des kleinsten Kindes in Hobbingen. Sie waren so in die Geschehnisse der Vier Viertel vertieft, dass sie das Kommen eines in dunkelgrünes Tuch gekleideten Mannes gar nicht bemerkten. Mehrere Minuten stand er da und schaute lächelnd auf sie herab.
    Plötzlich blickte Bilbo auf. »Ah, da bist du ja endlich, Dúnadan!«, rief er.
    »Streicher!«, sagte Frodo. »Du scheinst eine Menge Namen zu haben.«
    »Nun, Streicher habe ich jedenfalls noch nie gehört«, sagte Bilbo. »Warum nennst du ihn so?«
    »So nennen sie

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