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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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verstehe selbst nicht alles, was vorgeht, deshalb kann ich es euch nicht erklären. Einige von uns sind immer noch wahre Ents und auf unsere Weise lebendig genug, aber viele werden schläfrig, werden baumisch, könnte man sagen. Die meisten Bäume sind natürlich einfach Bäume; aber viele sind halb wach. Manche sind hellwach, und ein paar, nun ja, werden richtig entisch. Das geschieht immer.
    Wenn das einem Baum widerfährt, stellt man fest, dass einige schlechte Herzen haben. Das hat nichts mit ihrem Holz zu tun: Das meine ich nicht. Nun ja, ich kannte ein paar gute alte Weiden unten an der Entwasser, sie sind schon lange tot, leider! Sie waren ganz hohl, sie brachen tatsächlich auseinander, aber sie waren so friedlich und gutartig wie ein junges Blatt. Und dann gibt es einige Bäume in den Tälern unter dem Gebirge, gesund wie ein Fisch im Wasser und dennoch durch und durch schlecht. Diese Sache scheint sich auszubreiten. Früher gab es einige sehr gefährliche Gegenden in diesem Land. Noch immer gibt es ein paar sehr finstere Stellen.«
    »Wie der Alte Wald im Norden, meint Ihr das?«, fragte Merry.
    »Ja, freilich, so ähnlich, aber viel schlimmer. Ich zweifle nicht, dass noch ein Schatten der Großen Dunkelheit da oben im Norden liegt; und böse Erinnerungen werden überliefert. Doch gibt es enge Täler in diesem Land, von denen die Dunkelheit niemals hinweggezogen wurde, und die Bäume sind älter als ich. Immerhin, wir tun, was wir können. Wir halten Fremde und die Waghalsigen fern. Und wir lehren und unterrichten, wir wandern und sehen nach dem Rechten.
    Wir sind Baumhirten, wir alten Ents. Wenig genug sind heute von uns noch übrig. Schafe werden wie Schafhirten und Schafhirten wie Schafe, heißt es; aber langsam, und beide weilen nicht lange auf dieser Welt. Es geht schneller und gründlicher bei Bäumen und Ents, und gemeinsam wandeln sie durch die Zeitalter. Denn Ents sind mehr wie Elben: weniger auf sich selbst bezogen als Menschen, und sie vermögen sich besser in andere hineinzuversetzen. Und dennoch sind Ents wiederum den Menschen ähnlicher, wandelbarer als Elben, und sie nehmen rascher, könnte man sagen, die Farbe der Außenwelt an. Oder besser als beide: Denn sie sind standhafter und verfolgen ihre Ziele länger.
    Manche von meiner Sippe sehen jetzt genau wie Bäume aus, und es braucht etwas Großes, um sie aufzurütteln; und wenn sie sprechen, flüstern sie nur. Aber manche von meinen Bäumen sind astgeschmeidig, und viele können mit mir reden. Natürlich begannen die Elben damit, die Bäume aufzuwecken und sie das Sprechen zu lehren und ihre Baumsprache zu lernen. Sie wollten immer mit allem reden, die alten Elben. Aber dann kam die Große Dunkelheit, und sie zogen über das Meer oder flohen in ferne Täler und verbargen sich und machten Gedichte über die Tage, die niemals wiederkommen werden. Niemals wieder. Freilich, freilich, einstmals war alles ein Wald von hier bis zu den Bergen von Luhn, und dies hier war einfach das Ostende.
    Das waren damals helle Tage! Die Zeit ist vorbei, da ich den ganzen Tag wandern und singen konnte und nichts hörte als den Widerhall meiner eigenen Stimme in den schluchtenreichen Bergen. Die Wälder waren wie die Wälder von Lothlórien, nur dichter, kräftiger, jünger. Und wie die Luft duftete! Ich verbrachte manchmal eine ganze Woche nur mit Atmen.«
    Baumbart verfiel in Schweigen, schritt mächtig aus und machte dennoch mit seinen großen Füßen kaum ein Geräusch. Dann begann er wieder zu summen, und daraus entstand eine murmelnde Melodie. Allmählich merkten die Hobbits, dass er ihnen vorsang:
    Ich ging durch die Fluren von Tasarinan im Frühling .
    Ah! Der Duft und die Farben des Frühlings in Nan-tasarion!
    Und ich sagte: Dieses ist gut.
    Ich zog durch die Ulmenwälder von Ossiriand im Sommer.
    Ah! Die Musik und das Licht im Sommer an den Sieben Strömen von Ossir!
    Und ich dachte: Dies ist das Beste.
    Zu den Buchen von Neldoreth kam ich im Herbst.
    Ah! Das Gold und das Rot und das Seufzen der Blätter im Herbst in Taur-na-neldor!
    Jeder Wunsch war gestillt.
    Zu den Kiefern im Hochland von Dorthonion stieg ich im Winter hinauf.
    Ah! Der Wind und das Weiß und das schwarze Geäst des Winters auf Orod-na-Thôn!
    Zum Himmel stieg meine Stimme hinauf und sang.
    Nun aber liegen all jene Länder unter der Woge,
    Und ich wandre in Ambaróna, in Tauremorna, in Aldalómë,
    In meinem eigenen Reich, im Fangornlande,
    Wo Wurzeln tief hinabreichen.
    Und die Jahre

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