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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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scheinen wahrlich in einen großen Sturm geraten zu sein. Ich hoffe, sie überstehen ihn!«
    »Und wie ist es mit Euch selbst?«, fragte Merry.
    »Hum, hm, ich habe mich nicht um die Großen Kriege gekümmert«, sagte Baumbart. »Sie betreffen hauptsächlich Elben und Menschen. Das ist die Angelegenheit von Zauberern: Zauberer kümmern sich immer um die Zukunft. Ich mache mir nicht gern Sorgen um die Zukunft. Ich bin nicht ganz und gar auf der Seite von irgendjemandem, denn niemand ist ganz und gar auf meiner Seite, wenn ihr versteht, was ich meine: Niemandem liegen die Wälder so am Herzen, wie sie mir am Herzen liegen, nicht einmal den Elbenheutzutage. Dennoch habe ich freundlichere Gefühle für die Elben als für andere, denn die Elben waren es, die uns vor langer Zeit von der Stummheit heilten, und das war ein großes Geschenk, das nicht vergessen werden kann, obwohl unsere Wege sich seitdem getrennt haben. Und dann gibt es natürlich einige Lebewesen, auf deren Seite ich ganz und gar nicht bin: diese – burárum«, wieder gab er einen tiefen, grummelnden Laut des Missfallens von sich, »diese Orks und ihre Herren.
    Ich war damals besorgt, als der Schatten über Düsterwald lag, doch als er sich nach Mordor zurückzog, machte ich mir eine Weile keine Gedanken mehr: Mordor ist weit. Doch scheint es, dass der Wind von Osten weht, und es mag sein, dass das Verdorren aller Wälder näherrückt. Es gibt nichts, was ein alter Ent tun kann, um den Sturm aufzuhalten: Er muss ihn überstehen oder zugrunde gehen.
    Aber Saruman jetzt! Saruman ist ein Nachbar: Ihn kann ich nicht übersehen. Ich muss etwas tun, nehme ich an. In letzter Zeit habe ich mich oft gefragt, was ich mit Saruman tun soll.«
    »Wer ist Saruman?«, fragte Pippin. »Wisst Ihr denn etwas über seine Geschichte?«
    »Saruman ist ein Zauberer«, antwortete Baumbart. »Mehr als das kann ich nicht sagen. Ich kenne die Geschichte der Zauberer nicht. Sie tauchten zuerst auf, nachdem die Großen Schiffe über das Meer gekommen waren; aber ob sie mit den Schiffen kamen, kann ich nicht sagen. Saruman galt als groß unter ihnen, glaube ich. Vor einiger Zeit – ihr würdet es vor sehr langer Zeit nennen – gab er es auf, herumzuwandern und sich um die Angelegenheiten der Menschen und Elben zu kümmern; und er ließ sich in Angrenost oder Isengart, wie die Menschen von Rohan es nennen, nieder. Er war zunächst sehr friedlich, aber sein Ruhm begann zu wachsen. Er wurde zum Haupt des Weißen Rats gewählt, heißt es; aber das ging nicht allzu gut aus. Ich frage mich jetzt, ob Saruman nicht schon damals böse Wege einschlug. Aber jedenfalls machte er seinen Nachbarn keine Scherereien. Ich pflegte mich mit ihm zu unterhalten. Es gab eine Zeit, da er immer in meinen Wäldern wanderte. Er war höflich in jenen Tagen, bat stets um meine Erlaubnis (zumindest, wenn er mich traf); und er war immer interessiert daran zuzuhören. Ich erzählte ihm viele Dinge, die er allein nie herausgefunden hätte; aber ich bekam nie eine Gegenleistung. Ich kann mich nicht erinnern, dass er mir jemals etwas erzählt hat. Und er wurde immer zugeknöpfter; sein Gesicht, wie ich es in Erinnerung habe – ich habe es seit so manchem Tag nicht gesehen –, wurde wie Fenster in einer Steinmauer: mit Fensterläden auf der Innenseite.
    Ich glaube, ich verstehe jetzt, was er vorhat. Er schmiedet Ränke, um eine Macht zu werden. Er hat nur Metall und Räder im Sinn: Und ihm liegt nichts an wachsenden Lebewesen, es sei denn insoweit, als sie ihm im Augenblicknützen. Und jetzt ist es klar, dass er ein schändlicher Verräter ist. Er hat sich mit üblem Volk eingelassen, mit den Orks. Brm, hum! Schlimmer als das: Er hat etwas mit ihnen gemacht; etwas Gefährliches. Denn diese Isengarter sind eher wie schlechte Menschen. Es ist ein Kennzeichen der bösen Wesen, die in der Großen Dunkelheit kamen, dass sie die Sonne nicht ertragen können; aber Sarumans Orks können sie aushalten, obwohl sie sie hassen. Ich frage mich, was er gemacht hat. Sind es Menschen, die er verdorben hat, oder hat er die Rassen der Orks und der Menschen gekreuzt? Das wäre ein böses Verhängnis!«
    Baumbart grummelte einen Augenblick, als ob er irgendeine tiefe, unterirdische entische Verwünschung ausstieße. »Vor einiger Zeit begann ich mich zu fragen, wie die Orks es wagen konnten, so schlankweg durch meine Wälder zu gehen«, fuhr er fort. »Erst später erriet ich, dass Saruman dafür verantwortlich war und dass er

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