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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Rufe der Mannen, die aus den Höhlen herauskamen und den Feind vor sich hertrieben. Heraus kamen alle Mannen, die auf dem Felsen geblieben waren. Und immer noch hallte der Klang blasender Hörner in den Bergen wider.
    Voran ritten sie, der König und seine Gefährten. Hauptleute und Kämpfer fielen oder flohen vor ihnen. Weder Ork noch Mensch hielt ihnen stand. Ihre Rücken waren den Schwertern und Speeren der Reiter und ihre Gesichter dem Tal zugewandt. Sie weinten und jammerten, denn Furcht und großes Staunen waren über sie gekommen mit dem Anbruch des Tages.
    So ritt König Théoden von Helms Klamm und bahnte sich den Weg zum großen Deich. Dort hielt das Heer an. Es war nun heller Tag. Sonnenstrahlen flammten über den östlichen Bergen auf und glitzerten auf ihren Speeren. Aber sie saßen stumm auf ihren Pferden und starrten hinunter auf das Klammtal.
    Das Land war verwandelt. Wo vorher das grüne Tal gelegen hatte und seine grasbedeckten Hänge sich die emporsteigenden Berge hinaufzogen, ragte jetzt ein Wald auf. Große Bäume, kahl und still, standen dort in einer Reihe hinter der anderen mit verschlungenen Zweigen und altersgrauen Wipfeln; ihre gewundenen Wurzeln waren in dem langen, grünen Gras vergraben. Dunkelheit war unter ihnen. Zwischen dem Deich und dem Saum dieses namenlosen Waldes lagen nur zwei Achtelmeilen. Dort kauerten jetzt Sarumans stolze Heere, voll Schrecken vor dem König und voll Schrecken vor den Bäumen. Sie strömten herab von Helms Tor, bis das ganze Gelände oberhalb des Deichs von ihnen frei war, aber unterhalb waren sie dicht zusammengedrängt wie schwärmende Fliegen. Vergeblich krochen und kletterten sie an den Wänden der Talmulde herum und versuchten, zu entkommen. Im Osten war die Seite des Tals zu steil und steinig; auf der linken Seite, von Westen her, näherte sich ihr endgültiges Verhängnis.
    Dort erschien plötzlich auf einem Grat ein Reiter, in Weiß gekleidet, schimmernd in der aufgehenden Sonne. Über die niedrigen Berge erklangen die Hörner. Hinter ihm, über die langen Hänge eilend, kamen tausend Mann zu Fuß; ihre Schwerter hatten sie in den Händen. In ihrer Mitte schritt ein Mann, groß und stark. Sein Schild war rot. Als er an den Rand des Tals kam, setzte er ein großes schwarzes Horn an die Lippen und blies schmetternd.
    »Erkenbrand!«, riefen die Reiter. »Erkenbrand!«
    »Seht, der Weiße Reiter!«, rief Aragorn. »Gandalf ist wiedergekommen!«
    »Mithrandir, Mithrandir!«, sagte Legolas. »Das ist wahrlich Zauberei! Kommt! Ich möchte mir diesen Wald anschauen, ehe der Zauber vergeht.«
    Die Heere von Isengart brüllten, lenkten ihre Schritte hierhin und dorthin und fielen von einem Schrecken in den anderen. Wieder erschallte das Horn vom Turm. Hinab durch die Bresche im Deich griff das Heer des Königs an. Hinab von den Bergen sprang Erkenbrand, der Herr von Westfold. Hinab sprang Schattenfell wie ein Hirsch, der trittsicher im Gebirge läuft. Der Weiße Reiter kam über sie, und der Schrecken seiner Ankunft erfüllte den Feind mit Wahnsinn. Die wilden Menschen fielen vor ihm zu Boden. Die Orks wichen zurück und schrien und warfen Schwert und Speer beiseite. Wie ein schwarzer Rauch, von einem aufsteigenden Wind getrieben, flohen sie. Jammernd verschwanden sie unter dem wartenden Schatten der Bäume; und aus diesem Schatten kam keiner jemals zurück.

ACHTES KAPITEL
    DER WEG NACH ISENGART
    S o trafen sich im Lichte eines schönen Morgens König Théoden und Gandalf, der Weiße Reiter, auf dem grünen Gras neben dem Klammbach wieder. Auch Aragorn, Arathorns Sohn, war da, und Legolas der Elb und Erkenbrand von Westfold und die Ritter der Goldenen Halle. Um sie scharten sich die Rohirrim, die Reiter der Mark; ihr Erstaunen übertraf ihre Siegesfreude, und ihr Blick war auf den Wald gerichtet.
    Plötzlich erhob sich ein lauter Ruf, und herab vom Deich kamen jene, die in die Klamm zurückgetrieben worden waren. Es kam der alte Gamling und Éomer, Éomunds Sohn, und neben ihm ging Gimli, der Zwerg. Er hatte keinen Helm, und um seinen Kopf war ein blutbefleckter Leinenverband geschlungen; aber seine Stimme war laut und kräftig.
    »Zweiundvierzig, Herr Legolas!«, rief er. »Leider ist meine Axt jetzt schartig: Der zweiundvierzigste hatte einen eisernen Kragen um den Hals. Wie steht es bei dir?«
    »Du hast mein Ergebnis um eins übertroffen«, antwortete Legolas. »Aber ich missgönne dir die Beute nicht, so froh bin ich, dich auf den Beinen zu

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