Der Herr der Ringe
heute überaus höflich«, lachte Legolas. »Aber wenn wir nicht gekommen wären, würdet ihr euch vielleicht schon gegenseitig wieder Gesellschaft leisten.«
»Mag sein, und warum auch nicht?«, sagte Pippin. »Wir wurden schlecht verköstigt bei den Orks und hatten schon vorher tagelang wenig genug gehabt. Es ist lange her, dass wir nach Herzenslust essen konnten.«
»Es scheint euch nicht geschadet zu haben«, sagte Aragorn. »Tatsächlich seht ihr gesund wie das blühende Leben aus.«
»Freilich, das tut ihr«, sagte Gimli und sah sie über den Rand seines Bechers scharf an. »Tatsächlich, euer Haar ist doppelt so dick und lockig wie vorher, als wir uns trennten; und ich könnte schwören, dass ihr beide etwas gewachsen seid, wenn das bei Hobbits euren Alters möglich ist. Dieser Baumbart hat euch jedenfalls nicht hungern lassen.«
»Das hat er nicht«, sagte Merry. »Aber Ents trinken nur, und trinken ist nicht genug, um einen zufriedenzustellen. Baumbarts Getränke mögen nahrhaft sein, aber man hat das Bedürfnis nach etwas Handfestem. Als Abwechslung ist da selbst lembas nicht zu schade.«
»Habt ihr von den Wassern der Ents getrunken?«, fragte Legolas. »Dann, glaube ich, ist es wahrscheinlich, dass Gimlis Augen ihn nicht getrogen haben. Seltsame Lieder sind von Fangorns Getränken gesungen worden.«
»Viele seltsame Geschichten sind über das Land erzählt worden«, sagte Aragorn. »Ich bin nie hineingekommen. Erzählt mir doch mehr davon und von den Ents.«
»Die Ents«, sagte Pippin, »die Ents sind – nun ja, die Ents sind vor allen Dingen ganz anders. Aber ihre Augen, ihre Augen sind sehr merkwürdig.« Er versuchte es noch mit ein paar tastenden Worten und gab es dann auf. »Na ja«, meinte er dann, »einige habt ihr ja schon aus der Ferne gesehen – jedenfalls haben sie euch gesehen und berichtet, dass ihr unterwegs wart –, und ihr werdet noch viele andere sehen, nehme ich an, ehe ihr von hier aufbrecht. Ihr müsst euch selbst ein Bild von ihnen machen.«
»Nun, nun«, sagte Gimli. »Wir beginnen die Geschichte in der Mitte. Ich möchte einen Bericht in der richtigen Reihenfolge haben, der mit dem seltsamen Tag beginnt, an dem unsere Gemeinschaft zerbrach.«
»Du sollst ihn bekommen, wenn Zeit dafür ist«, sagte Merry. »Aber zuerst einmal – wenn ihr mit dem Essen fertig seid – sollt ihr eure Pfeifen stopfen und anzünden. Und dann können wir eine Zeitlang so tun, als seien wir alle wieder heil und sicher in Bree oder in Bruchtal.«
Er zog einen kleinen, ledernen Tabaksbeutel heraus. »Wir haben haufenweise Tabak«, sagte er. »Und ihr alle könnt mitnehmen, soviel ihr wollt, wenn wir aufbrechen. Heute Morgen haben wir etwas Bergungsarbeit geleistet, Pippin und ich. Eine Menge Sachen schwimmen hier herum. Pippin war es, der zwei kleine Fässer fand, die aus irgendeinem Keller oder Vorratshaus heraufgeschwemmt worden waren, nehme ich an. Als wir sie öffneten, stellten wir fest, dass sie ein so gutes Pfeifenkraut enthielten, wie man es sich nur wünschen kann, und ganz unverdorben.«
Gimli nahm etwas, rieb es zwischen den Handflächen und schnupperte. »Es fühlt sich gut an und riecht gut«, sagte er.
»Es ist auch gut!«, sagte Merry. »Mein lieber Gimli, es ist Langgrund-Blatt!Die Hornbläser-Brandmarken waren auf den Fässern, so deutlich wie nur was. Wie es hierher kam, kann ich mir nicht vorstellen. Für Sarumans persönlichen Bedarf, nehme ich an. Ich wusste gar nicht, dass es so weit ins Ausland verschickt wurde. Aber jetzt kommt es uns gut zustatten, nicht wahr?«
»Würde es«, sagte Gimli, »wenn ich eine Pfeife dafür hätte. Leider habe ich meine in Moria oder noch früher verloren. Gibt es keine Pfeife unter all eurer Beute?«
»Nein, leider nicht«, sagte Merry. »Wir haben keine Einzige gefunden, nicht einmal hier in den Wachstuben. Saruman hat diese Köstlichkeit offenbar für seinen Eigenbedarf zurückgehalten. Und ich glaube nicht, dass es Zweck hätte, an den Türen von Orthanc zu klopfen und ihn um eine Pfeife zu bitten. Wir müssen uns die Pfeifen teilen, wie es gute Freunde in einer Notlage tun sollten.«
»Einen Augenblick mal«, sagte Pippin. Er fuhr mit der Hand in das Bruststück seiner Jacke und holte einen kleinen, weichen Beutel an einer Schnur heraus. »Ich trage ein paar Schätze auf der bloßen Haut, die für mich so kostbar sind wie Ringe. Hier ist einer: meine alte hölzerne Pfeife. Und hier ist noch ein Schatz: eine ungebrauchte
Weitere Kostenlose Bücher