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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Tag zu sein, um sich aufzumachen und ihm zu folgen. Bilbo zu folgen, lag ihm am meisten im Sinn, und es war das Einzige, was den Gedanken wegzugehen erträglich machte. An den Ring dachte er so wenig wie möglich und auch daran nicht, wo er ihn letztlich hinführen würde. Aber er sagte Gandalf nicht alles, was ihn bewegte. Was der Zauberer erriet, war immer schwer zu sagen.
    Er sah Frodo an und lächelte. »Sehr schön«, sagte er. »Das wird gehen, glaube ich – aber es darf nicht später werden. Ich mache mir allmählich große Sorgen. Inzwischen sei vorsichtig und lass ja nichts darüber verlauten, wo du hingehst! Und sorge dafür, dass Sam Gamdschie nichts verrät. Wenn er das tut, werde ich ihn wirklich in eine Kröte verwandeln.«
    »Auszuplaudern, wohin ich gehe«, sagte Frodo, »wäre wirklich schwierig, denn ich habe selbst noch keine klare Vorstellung.«
    »Sei nicht albern!«, sagte Gandalf. »Ich warne dich doch nicht davor, deine Anschrift beim Postamt zu hinterlassen! Aber du willst das Auenland verlassen – und das sollte nicht bekannt werden, ehe du weit fort bist. Schließlich musst du entweder nach Norden, Süden, Westen oder Osten gehen, oder zumindest dorthin aufbrechen – und die Richtung sollte unter keinen Umständen bekannt werden.«
    »Ich war so von dem Gedanken erfüllt, Beutelsend zu verlassen und Lebewohl zu sagen, dass ich mir die Richtung noch gar nicht überlegt habe«, sagte Frodo. »Denn wo soll ich überhaupt hingehen? Welches Ziel soll ich ansteuern? Wohin soll diese Reise mich führen? Bilbo ging, um einen Schatz zu finden, hin und wieder zurück; aber ich gehe, um einen zu verlieren und nicht zurückzukehren, soweit ich sehen kann.«
    »Aber du kannst nicht sehr weit sehen«, sagte Gandalf. »Und ich auch nicht. Es mag deine Aufgabe sein, die Schicksalsklüfte zu finden; doch kann es auch sein, dass diese Reise anderen übertragen wird: Ich weiß es nicht. Jedenfalls bist du jetzt noch nicht bereit für diesen langen Weg.«
    »Nein, wirklich nicht«, erwiderte Frodo. »Aber welche Richtung soll ich einstweilen einschlagen?«
    »Der Gefahr entgegen, aber nicht zu rasch und nicht zu geradewegs«, antwortete der Zauberer. »Wenn du meinen Rat hören willst, dann mach dich nach Bruchtal auf. Dieser Weg sollte nicht allzu gefahrvoll sein, obwohl die Straße nicht mehr so bequem ist, wie sie war, und schlechter werden wird, je weiter das Jahr fortschreitet.«
    »Bruchtal!«, sagte Frodo. »Sehr gut: Ich werde nach Osten gehen und mich nach Bruchtal aufmachen. Ich werde Sam mitnehmen, und er kann die Elben besuchen; er wird sich freuen.« Er sagte das leichthin; aber im Grunde seines Herzens verspürte er plötzlich den Wunsch, das Haus Elronds des Halbelben zu sehen und die Luft jenes tiefen Tales zu atmen, wo noch viele des Schönen Volkes in Frieden lebten.
    Eines Abends im Sommer erreichte eine erstaunliche Neuigkeit den Efeubusch und den Grünen Drachen. Riesen und andere bedrohliche Anzeichen an den Grenzen des Auenlands waren wegen wichtigerer Dinge vergessen: Herr Frodo verkaufte Beutelsend, er hatte es sogar schon verkauft – und zwar an die Sackheim-Beutlins!
    »Für ein schönes Stück Geld«, sagten manche. »Zu einem Spottpreis«, sagten andere, »und das ist auch wahrscheinlicher, wenn Frau Lobelia die Käuferin ist.« (Otho war vor ein paar Jahren gestorben, im reifen, aber unerfüllten Alter von 102.)
    Warum Herr Frodo eigentlich seine schöne Höhle verkaufte, war sogar noch umstrittener als der Preis. Ein paar vertraten die Ansicht – gestützt auf Winke und Andeutungen von Herrn Beutlin selbst –, dass Frodo das Geld ausgegangen sei: Er wolle Hobbingen verlassen und drüben in Bockland bei seinen Verwandten, den Brandybocks, bescheiden von dem Erlös des Verkaufs leben. »So weit weg von den Sackheim-Beutlins wie nur möglich«, fügten manche hinzu. Aber die Vorstellung von dem unermesslichen Reichtum der Beutlins auf Beutelsend hatte sich so in den Köpfen festgesetzt, dass die meisten es kaum glauben konnten, weniger als jeden anderen vernünftigen oder unvernünftigen Grund, den ihre Phantasie ihnen eingeben konnte: Die meisten vermuteten einen dunklen und noch unenthüllten Plan von Gandalf. Obwohl er sich sehr ruhig verhielt und bei Tage nicht ausging, war es wohlbekannt, dass er sich »oben in Beutelsend versteckte«. Aber welche Rolle ein Umzug bei den geheimnisvollen Plänen des Zauberers auch immer spielen mochte, an der Tatsache bestand kein

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