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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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»Wenn ich nur diesen widerlichen Boten damit niederstrecken könnte, dann würde ich mit dem alten Merry fast gleichziehen. Na, ehe alles zu Ende ist, werde ich noch einige von dieser viehischen Brut niederstrecken. Ich wünschte, ich könnte noch einmal kühles Sonnenlicht und grünes Gras sehen!«
    Und als er das eben dachte, prallte der erste Angriff auf sie. Die Orks, durch die vor den Hügeln liegenden Sümpfe behindert, waren stehengeblieben und hatten die Reihen der Verteidiger mit Pfeilen überschüttet. Aber zwischen ihnen hindurch kam, wie Tiere brüllend, eine große Schar Bergtrolle aus Gorgoroth. Größer und stämmiger als Menschen waren sie und nur mit einem engsitzenden Netz aus hornigen Schuppen bekleidet, oder vielleicht war das ihre abscheuliche Haut; aber sie trugen Rundschilde, die groß und schwarz waren, und hatten schwere Hämmer in ihren knorrigen Händen. Unbekümmert sprangen sie in die Tümpel und wateten hindurch und schrien laut, als sie herankamen. Wie ein Sturm brachen sie über die Reihen der Mannen von Gondor herein und hieben auf Helm und Kopf, Arm und Schild wie Schmiede, die auf glühendes Eisen schlagen. An Pippins Seite wurde Beregond getroffen, er sackte zusammen und stürzte zu Boden;und der große Trollführer, der ihn niedergeschlagen hatte, beugte sich über ihn und streckte seine krallige Klaue aus, denn diese grausamen Geschöpfe bissen demjenigen, den sie niederstreckten, die Kehle durch.
    Da führte Pippin einen Stoß nach oben, und die beschriftete Klinge von Westernis drang durch die Haut und tief hinein in die Weichteile des Trolls, und sein schwarzes Blut sprudelte hervor. Er kippte nach vorn und krachte nieder wie ein stürzender Fels und begrub diejenigen, die unter ihm lagen. Schwärze und Gestank und ein zermalmender Schmerz überkamen Pippin, und seine Sinne schwanden in einer großen Dunkelheit.
    »So endet es, wie ich es mir vorgestellt hatte«, sagte sein Denken, als es eben davonflatterte; und es lachte ein wenig in ihm, ehe es floh, fast fröhlich anscheinend, weil es endlich allen Zweifel und alle Sorge und Angst abschütteln konnte. Und als es sich eben emporschwang in Vergessenheit, hörte es Stimmen, und sie schienen in irgendeiner vergessenen Welt hoch oben zu schreien:
    »Die Adler kommen! Die Adler kommen!«
    Noch einen Augenblick verharrte Pippins Gedanke. »Bilbo«, sagte er. »Aber nein! Das war ja in seiner Geschichte, vor langer, langer Zeit. Dies hier ist meine Geschichte, und nun ist sie zu Ende. Lebt wohl!« Und sein Gedanke floh in weite Ferne, und seine Augen sahen nichts mehr.



ERSTES KAPITEL
    DER TURM VON CIRITH UNGOL
    S am rappelte sich mühsam vom Boden auf. Im ersten Augenblick wusste er gar nicht, wo er war, und dann fiel ihm all das Elend und die Hoffnungslosigkeit wieder ein. Er war in der tiefen Dunkelheit draußen vor dem unteren Tor der Orkfestung; seine ehernen Türflügel waren geschlossen. Er musste bewusstlos hingefallen sein, als er sich dagegengeworfen hatte; aber wie lange er dort gelegen hatte, ahnte er nicht. Vorher war ihm in seiner Verzweiflung und Wut glühend heiß gewesen; jetzt zitterte er und fror. Er kroch zu dem Tor und presste das Ohr dagegen.
    Weit drinnen hörte er undeutlich Orkstimmen schreien, aber bald hörten sie auf oder waren außer Hörweite, und alles war still. Sein Kopf tat ihm weh, und vor seinen Augen tanzten in der Dunkelheit gespenstische Lichter, doch er bemühte sich, ruhiger zu werden und nachzudenken. Jedenfalls war klar, dass keine Hoffnung bestand, durch dieses Tor in die Orkfestung zu kommen; tagelang könnte er warten, bis es geöffnet wurde, aber warten konnte er nicht: Zeit war verzweifelt kostbar. Er hatte keinen Zweifel mehr über seine Pflicht: Er musste seinen Herrn retten oder bei dem Versuch sterben.
    »Das Sterben ist wahrscheinlicher und wird jedenfalls erheblich einfacher sein«, sagte er grimmig zu sich selbst, als er Stich in die Scheide steckte und den ehernen Türen den Rücken kehrte. Langsam tastete er sich in der Dunkelheit durch den unterirdischen Gang und wagte nicht, das Elbenlicht zu benutzen; und während er ging, versuchte er, die Ereignisse aneinanderzureihen, seit Frodo und er den Scheideweg verlassen hatten. Er hätte gern gewusst, wie spät es war. Irgendwie zwischen einem Tag und dem nächsten, nahm er an; aber sogar die Tage konnte er nicht mehr nachrechnen. Er war in einem Land der Dunkelheit, wo die Tage der Welt vergessen waren und wo alle, die

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