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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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diesem mühseligen Marsch mit wenigen kurzen Unterbrechungen. Bei der ersten Andeutung von grauem Licht unter den Rändern des Schattendaches versteckten sie sich wieder in einer dunklen Mulde unter einem überhängenden Fels.
    Langsam nahm das Licht zu, und es wurde klarer, als es bisher je gewesen war. Ein starker Wind von Westen vertrieb nun den Rauch von Mordor aus den höheren Luftschichten. Es dauerte nicht lange, da konnten die Hobbits die Landschaft im Umkreis von einigen Meilen erkennen. Die Talmulde zwischen dem Gebirge und dem Morgai war ständig schmaler geworden, während sie anstieg, und der innere Grat war jetzt nicht mehr als ein Gesims in den Steilhängen des Ephel Dúath; aber östlich fiel sie so jäh nach Gorgoroth ab wie immer. Vor ihnen fand der Wasserlauf in unterbrochenen Felsstufen ein Ende; denn aus der Hauptkette stieß dort ein hoher, kahler Ausläufer vor und zog sich wie eine Mauer nach Osten. Ihm entgegen streckte sich aus der grauen und nebligen Nordkette des Ered Lithui ein langer, vorspringender Arm; und zwischen den beiden Enden war eine schmale Kluft: Carach Angren, die Isenmünde, hinter der das tiefe Tal Udûn lag. In diesem Tal hinter dem Morannon waren die Stollen und tiefen Waffenkammern, die Mordors Diener für die Verteidigung des Schwarzen Tors ihres Landes angelegt hatten; und dort sammelte jetzt ihr Herr in großer Eile Streitkräfte, um dem Angriff der Heerführer des Westens zu begegnen. Auf den vorgeschobenen Ausläufern waren Festungen und Türme erbaut, und Wachtfeuer brannten; und über die ganze Kluft hinweg war ein Erdwall aufgeschüttet und ein tiefer Graben ausgehoben worden, der nur auf einer einzigen Brücke überquert werden konnte.
    Einige Meilen weiter nördlich, hoch oben in dem Winkel, wo der westliche Ausläufer von der Hauptkette abzweigte, stand die alte Burg von Durthang, jetzt eine der vielen Orkfestungen, die sich über das Udûn-Tal verteilten. Eine Straße, die in dem zunehmenden Licht schon sichtbar war, schlängelte sich von Durthang herunter, bis sie, nur eine oder zwei Meilen von dem Punkt entfernt, wo die Hobbits lagen, nach Osten abbog und auf einem in den Hang des Ausläufers eingeschnittenen Gesims entlanglief und so hinunter in die Ebene und dann weiter zur Isenmünde führte.
    Den Hobbits schien, als sie dorthin blickten, ihre ganze Wanderung nach Norden nutzlos gewesen zu sein. Die Ebene zu ihrer Rechten war düster und rauchig, und sie konnten dort weder Lager noch marschierende Abteilungen sehen; aber das ganze Gebiet wurde von den Festungen von Carach Angren überwacht.
    »Wir sind in eine Sackgasse geraten, Sam«, sagte Frodo. »Wenn wir weitergehen, werden wir nur zu diesem Orkturm kommen, aber der einzige Weg, den wir einschlagen können, ist die Straße, die von dort herunterkommt – es sei denn, wir gehen zurück. Wir können nicht nach Westen hinauf- oder nach Osten hinunterklettern.«
    »Dann müssen wir eben auf dieser Straße gehen, Herr Frodo«, sagte Sam. »Wir müssen auf ihr gehen und unser Glück versuchen, wenn es überhaupt in Mordor Glück gibt. Wir könnten uns ebenso gut dem Feind ausliefern,wie weiter herumwandern oder versuchen zurückzugehen. Unser Essen wird nicht reichen. Wir müssen so schnell wie möglich zum Ziel kommen!«
    »In Ordnung, Sam«, sagte Frodo. »Geh du voraus, solange du noch etwas Hoffnung hast. Ich habe keine mehr. Aber ich kann nicht schnell laufen, Sam. Ich werde mich nur hinter dir herschleppen.«
    »Aber ehe du mit dem Hinterherschleppen anfängst, brauchst du etwas Schlaf und etwas zu essen, Herr Frodo. Tu das erst.«
    Er gab Frodo Wasser und eine zusätzliche Waffel von der elbischen Wegzehrung, und aus seinem Mantel machte er ein Kissen für den Kopf seines Herrn. Frodo war zu erschöpft, um über die Sache zu streiten, und Sam sagte ihm nicht, dass er den letzten Tropfen Wasser getrunken und Sams Anteil ebenso wie seinen eigenen gegessen hatte. Als Frodo schlief, beugte sich Sam über ihn, lauschte auf seinen Atem und betrachtete sein Gesicht forschend. Es war zerfurcht und hager, und dennoch sah es im Schlaf zufrieden und furchtlos aus. »Na, ich wage es, Herr!«, murmelte Sam leise. »Ich muss dich eine Weile verlassen und vertraue auf mein Glück. Wasser brauchen wir, oder wir kommen nicht weiter.«
    Sam kroch hinaus, und mit mehr als der üblichen Hobbit-Vorsicht von Stein zu Stein huschend ging er hinunter und ein Stück an dem nach Norden ansteigenden Wasserlauf entlang, bis

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