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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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hatten. Er rannte zur anderen Seite und schaute über den Rand in einen dunklen, finsteren Abgrund. »Nun sitzen wir zuletzt in der Falle«, sagte er. Er sank auf den Boden und beugte den Kopf.
    »Scheint so«, sagte Sam. »Na, wir können nur abwarten und sehen, was kommt.« Und damit setzte er sich neben Frodo unter den Schatten der Felswand.
    Sie brauchten nicht lange zu warten. Die Orks gingen sehr schnell. Die in den vordersten Reihen trugen Fackeln. Heran kamen sie, rote Flammen im Dunkeln, und wurden rasch größer. Jetzt beugte auch Sam den Kopf und hoffte, dadurch würde sein Gesicht verdeckt, wenn der Fackelschein sie erreichte; und er stellte ihre Schilde vor ihre Knie, um ihre Füße zu verdecken.
    »Wenn sie bloß in Eile sind und ein paar müde Krieger in Frieden lassen und weitergehen!«, dachte er.
    Und so schien es zuerst. Die vordersten Orks kamen angelaufen, keuchend und mit gesenkten Köpfen. Es war eine Rotte von der kleineren Rasse, die wider ihren Willen in den Krieg ihres Dunklen Herrschers getrieben wurden; ihnen lag nur daran, den Marsch hinter sich zu bringen und nicht gepeitscht zu werden. Neben ihnen, die Reihen auf und ab laufend, gingen zwei der großen grimmigen Uruks, mit den Peitschen knallend und brüllend. Reihe um Reihe zog vorüber, und das verräterische Fackellicht war schon ein Stück voraus. Sam hielt den Atem an. Jetzt war schon die Hälfte der Gruppe an ihnen vorbei. Da plötzlich erspähte einer der Sklavenaufseher die beiden Gestalten am Wegrand. Er schlug mit der Peitsche nach ihnen und schrie: »He, ihr da, steht auf!« Sie antworteten nicht, und mit einem Ruf ließ er die ganze Schar anhalten.
    »Los, ihr Faulpelze!«, schrie er. »Jetzt ist nicht die Zeit, um herumzusitzen.« Er machte einen Schritt auf sie zu, und sogar in der Düsternis erkannte er die Abzeichen auf ihren Schilden. »Fahnenflüchtig, was?«, knurrte er. »Oder habt es vor? Ihr Leute solltet alle schon vor gestern Abend in Udûn sein. Das wisst ihr ganz genau. Auf mit euch, und tretet ins Glied, sonst lasse ich mir eure Nummern sagen und melde euch.«
    Mühsam kamen sie auf die Beine, hielten sich gebückt, und wie fußwunde Krieger humpelnd schlurften sie zurück zum letzten Glied. »Nein, nicht nach hinten!«, schrie der Sklavenaufseher. »Drei Reihen weiter nach vorn. Und bleibt da, sonst werdet ihr’s spüren, wenn ich die Reihen auf und ab gehe!« Er ließ seine lange Peitsche über ihren Köpfen knallen; mit einem weiteren Knall und einem Schrei ließ er dann die ganze Gruppe in flottem Trab weitergehen.
    Es war schlimm genug für den armen Sam, so müde wie er war. Aber für Frodo war es eine Qual und bald ein Albtraum. Er biss die Zähne zusammen und bemühte sich, nicht mehr zu denken, und stolperte weiter. Der Gestankder schwitzenden Orks um ihn herum war zum Ersticken, und er begann vor Durst zu keuchen. Immer weiter und weiter ging es, und er richtete seine ganze Willenskraft darauf, Luft zu holen und seine Beine dazu zu bringen, sich zu bewegen; und er wagte nicht daran zu denken, zu welchem bösen Ende er sich quälte und das alles erduldete. Es bestand keine Hoffnung, sich unbemerkt zu verdrücken. Immer wieder kam der Orkaufseher und verhöhnte sie.
    »Na, geht doch!«, lachte er und schlug ihnen an die Beine. »Wo eine Peitsche ist, da ist ein Wille, ihr Faulpelze! Haltet euch ran! Ich würde euch ja jetzt eine nette kleine Auffrischung geben, nur werdet ihr so viel Hiebe kriegen, wie eure Haut nur aushält, wenn ihr zu spät in euer Lager kommt. Tut euch gut. Wisst ihr nicht, dass wir Krieg haben?«
    Sie waren einige Meilen gegangen, und die Straße führte schließlich einen langen Abhang hinunter in die Ebene, als Frodos Kraft versagte und sein Wille nachließ. Er taumelte und stolperte. Verzweifelt versuchte Sam, ihm zu helfen und ihn aufrecht zu halten, obwohl er das Gefühl hatte, dass er selbst diese Geschwindigkeit kaum noch länger durchhalten würde: Sein Herr würde ohnmächtig werden oder hinfallen, und alles würde entdeckt werden und ihre bitteren Mühen wären umsonst gewesen. »Aber diesen teuflischen Sklavenaufseher werde ich jedenfalls kriegen«, dachte er.
    Dann, als er gerade die Hand auf das Heft seines Schwertes legte, kam unerwartete Hilfe. Sie waren jetzt schon auf der Ebene und näherten sich dem Eingang von Udûn. Ein Stück Wegs vor ihnen, vor dem Tor am Ende der Brücke, kreuzte die von Westen kommende Straße mit anderen von Süden und von Barad-dûr

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