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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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und brennenden Augen. »Ich habe gesagt, ich würde ihn tragen, und wenn mir der Rücken dabei bricht«, murmelte er, »und ich werde es auch tun.
    Komm, Herr Frodo«, rief er. »Ihn kann ich nicht für dich tragen, aber ich kann dich und ihn zusammen tragen. Steh auf! Komm, Herr Frodo, mein Lieber! Sam lässt dich reiten. Sag ihm nur, wo er hingehen soll, und dann geht er.«
    Als Frodo auf seinem Rücken lag, die Arme lose um seinen Hals, die Beine unter seinen Armen fest angepresst, stand Sam unsicher auf; und dann merkte er zu seiner Überraschung, dass die Last leicht war. Er hatte gefürchtet, dass er kaum die Kraft haben würde, seinen Herrn allein hochzuheben, und darüber hinaus hatte er erwartet, dass ein Teil des schrecklich drückenden Gewichts des verfluchten Ringes auf ihn entfallen würde. Aber dem war nicht so. Ob es daran lag, dass Frodo so geschwächt war durch seine langen Qualen, die Dolchwunde und den giftigen Stich, und durch Kummer, Angst und obdachloses Wandern, oder dass Sam eine letzte Kraft verliehen war, jedenfalls hob er Frodo mit nicht mehr Schwierigkeit auf, als wenn er beim Herumtollen auf dem Rasen oder einer Wiese im Auenland ein Hobbitkind huckepack trüge. Er holte tief Luft und ging los.
    Sie hatten den Fuß des Berges an seiner Nordseite und ein wenig nach Westen erreicht; dort waren seine langen grauen Hänge zwar zerklüftet, aber nicht steil. Frodo sprach nicht, und so kämpfte sich Sam voran, so gut er konnte, da er keine Führung hatte, aber den Willen, so hoch wie möglich zu klettern, ehe seine Kraft nachließ oder sein Wille erlahmte. Weiter quälte er sich, hinauf und immer weiter hinauf, einmal hier lang und einmal da lang gehend, um die Steigung zu vermindern. Oft stolperte er, und zuletzt kroch er wie eine Schnecke mit einer schweren Last auf dem Rücken. Als sein Wille ihn nicht mehr weitertreiben konnte und seine Glieder nachgaben, hielt er an und ließ seinen Herrn sanft heruntergleiten.
    Frodo öffnete die Augen und holte tief Luft. Das Atmen war leichter hier oben über den Dünsten, die unten wogten und hinabtrieben. »Danke, Sam«, sagte er mit einem heiseren Flüstern. »Wie weit ist es noch?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Sam, »weil ich nicht weiß, wo wir hingehen.«
    Er schaute sich um und dann hinauf; und er sah zu seinem Erstaunen, wie weit seine letzte Anstrengung ihn gebracht hatte. Solange der Berg so drohend und für sich gestanden hatte, war er ihm höher erschienen. Sam merkte jetzt, dass er weniger hoch war als die Pässe des Ephel Dúath, die Frodo und er erklommen hatten. Die durcheinandergewürfelten und zerklüfteten Felsschultern seines großen Sockels erhoben sich vielleicht dreitausend Fuß über die Ebene, und noch einmal um die Hälfte höher stieg über ihnen der hohe Mittelkegel auf wie eine große Darre oder ein Kamin, gekrönt mit einem gezackten Krater. Doch vom Sockel hatte Sam schon mehr als die Hälfte bewältigt, und die Ebene von Gorgoroth lag düster unter ihnen, in Dunst und Schatten eingehüllt. Als er hinaufschaute, hätte er einen Schrei ausgestoßen, wenn seine ausgetrocknete Kehle es zugelassen hätte; denn inmitten der felsigen Buckel und Höcker dort oben sah er deutlich eine Straße oder einen Weg. Er kletterte wie ein aufsteigender Gürtel von Westen empor und zog sich schlangenförmig um den Berg, und bevor er hinter dem Berg verschwand, erreichte er den Fuß des Kegels auf seiner östlichen Seite.
    Seinen Verlauf unmittelbar über ihm, wo er am tiefsten herabreichte, konnte Sam nicht sehen, denn ein Steilhang lag dazwischen; aber er vermutete, dass sie, wenn er sich nur noch ein kleines Stück hinaufquälen könnte, auf diesen Weg stoßen würden. Er schöpfte wieder eine Spur Hoffnung. Vielleicht würden sie den Berg doch besiegen. »Na, der könnte mit Absicht dort angelegt worden sein«, sagte er zu sich selbst. »Wenn er nicht da wäre, würde ich sagen müssen, ich sei zuletzt doch geschlagen worden.«
    Der Weg war nicht für Sams Zwecke angelegt worden. Er wusste es nicht, aber er blickte auf Saurons Straße, die von Barad-dûr zu den Sammath Naur, den Kammern des Feuers, führte. Aus dem riesigen Westtor des Dunklen Turms gelangte sie auf einer gewaltigen Eisenbrücke über einen tiefen Abgrund und dann in die Ebene; dort verlief sie auf eine Wegstunde zwischen zwei rauchenden Spalten und erreichte so einen langen, ansteigenden Dammweg, der zur östlichen Seite des Berges führte. Von dort zog sie in Kehren

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