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Der Herr der Ringe

Der Herr der Ringe

Titel: Der Herr der Ringe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien
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Tageslicht natürlich, wenn die Bäume schläfrig sind und ziemlich ruhig.«
    »Na, tut, was ihr für richtig haltet«, sagte Fredegar. »Ich habe mehr Angst vorm Alten Wald als vor allem anderen: die Geschichten darüber sind ein Albdruck; aber meine Stimme zählt wohl kaum, da ich nicht mit auf die Reise gehe. Immerhin bin ich froh, dass einer zurückbleibt, der Gandalf sagen kann, was ihr getan habt, wenn er kommt, was gewiss bald geschehen wird.«
    So gern er Frodo hatte, so verspürte Dick Bolger doch kein Verlangen, das Auenland zu verlassen oder zu sehen, was draußen in der Welt war. Seine Familie stammte aus dem Ostviertel, aus Balgfurt in Brückenfelde sogar, aber er war nie über die Brandyweinbrücke hinausgekommen. Nach dem ursprünglichen Plan der Verschwörer sollte es seine Aufgabe sein, hierzubleiben, neugierige Leute abzuwimmeln und so lange als möglich den Schein aufrechtzuerhalten, dass Herr Beutlin noch in Krickloch wohne. Er hatte sogar ein paar alte Kleidungsstücke von Frodo mitgebracht, die ihm helfen sollten, dessen Rolle zu spielen. Sie ahnten nicht, wie gefährlich diese Rolle werden könnte.
    »Ausgezeichnet«, sagte Frodo, als ihm der Plan erklärt worden war. »Wir hätten sonst keine Nachricht für Gandalf hinterlassen können. Ich weiß natürlich nicht, ob diese Reiter lesen können, aber ich hätte es nicht gewagt, eine schriftliche Nachricht zu hinterlassen, falls sie eindringen und das Haus durchsuchen. Aber wenn Dick bereit ist, die Stellung zu halten, und ich sicher sein kann, dass Gandalf erfährt, welchen Weg wir gewählt haben, dann gibt das für mich den Ausschlag. Gleich morgen früh breche ich in den Alten Wald auf.«
    »So, das ist erledigt«, sagte Pippin. »Im Großen und Ganzen ist mir unsere Aufgabe lieber als die von Dick – hier zu warten, bis Schwarze Reiter kommen.«
    »Warte du nur, bis du richtig im Wald bist«, antwortete Fredegar. »Morgen um diese Zeit werdet ihr wünschen, wieder hier bei mir zu sein.«
    »Es hat keinen Zweck, noch länger darüber zu streiten«, sagte Merry. »Wir haben noch aufzuräumen und das letzte bisschen zu packen, ehe wir ins Bett gehen. Ich wecke euch alle vorm Morgengrauen.«
    Als Frodo endlich zu Bett gegangen war, konnte er zunächst nicht einschlafen. Seine Beine taten ihm weh. Er war froh, dass er morgen reiten würde. Zu guter Letzt sank er in einen undeutlichen Traum, in dem er aus einem hohen Fenster über ein dunkles Meer dicht stehender Bäume zu blicken schien. Unten zwischen den Wurzeln hörte man Geschöpfe herumkriechen und schnüffeln. Er war sicher, dass sie ihn früher oder später aufspüren würden.
    Dann hörte er ein Geräusch in der Ferne. Zuerst dachte er, es sei ein starker Wind, der durch die Blätter des Waldes rauschte. Doch merkte er, dass es nicht Blätter waren, sondern das Rauschen des fernen Meeres, ein Geräusch, das er in seinem Leben, wenn er wach war, nie gehört hatte, obwohl er es oft in seinen Träumen vernommen hatte. Plötzlich stellte er fest, dass er im Freien war. Es waren überhaupt keine Bäume da. Er war auf einer dunklen Heide, und es lag ein seltsamer Salzgeruch in der Luft. Als er aufschaute, sah er einen großen weißen Turm vor sich, der einsam auf einem hohen Bergrücken stand. Ein starkes Verlangen überkam ihn, auf den Turm zu steigen und das Meer zu sehen. Er begann, den Berg zu erklimmen, um zu dem Turm zu gelangen: Aber plötzlich zuckte ein Blitz über den Himmel, und es donnerte.

SECHSTES KAPITEL
    DER ALTE WALD
    F rodo wachte plötzlich auf. Es war noch dunkel im Zimmer. Merry stand da mit einer Kerze in der einen Hand, und mit der anderen ballerte er gegen die Tür. »Schon gut! Was ist denn?«, fragte Frodo, noch immer mitgenommen und verstört.
    »Was ist?«, rief Merry. »Zeit zum Aufstehen ist’s. Es ist halb fünf und sehr neblig. Nun los! Sam macht schon Frühstück. Sogar Pippin ist auf. Ich will gerade die Ponys satteln und das eine holen, das Gepäckträger spielen soll. Weck du Dick, diesen Faulpelz! Zumindest muss er aufstehen und uns ein Stück begleiten.«
    Kurz nach sechs Uhr waren die fünf Hobbits bereit. Dick Bolger gähnte immer noch. Sie stahlen sich leise aus dem Haus. Merry ging voran mit einem beladenen Pony und schlug einen Pfad ein, der durch ein Gebüsch hinter dem Haus führte und dann über mehrere Wiesen. Die Blätter auf den Bäumen glänzten, und von jedem Zweig tropfte es; das Gras war grau von kaltem Tau. Alles war still, und weit

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