Der Herr der Ringel: Die Bewährten (German Edition)
heimtückischste von ihnen hieß Megavoll. Er mochte Keller, Abwasserkanäle, U -Bahnen und Höhlen. Er hatte einen Freund, der eine Spur normaler war, Megatoll. Die beiden haben diese Marotte mit sich reimenden Namen begründet, die Jahre später bei den Zwergen so beliebt werden sollte. Eines Tages spielten sie am Fluss Ork-Polo, als Megatoll einen hübschen goldenen Ring fand. Megavoll schlich sich hinter ihm an, erhaschte einen Blick auf das Kleinod und wusste sogleich, dass er vor nichts zurückschrecken würde, um es zu besitzen.
›Gib ihn uns, Megatoll, mein Lieber‹, sagte er.
›Brr, brr, brr!‹, sagte Megatoll. ›Da gibt es so ein paar Sachen in deinem Satz, mit denen ich nicht einverstanden bin. Am leichtesten fällt es mir, den Punkt anzusprechen, dass du meinen neuen Ring haben willst, ohne wenigstens Bitte zu sagen.‹
›Aber es ist mein Geburtstag, mein Lieber, und ich will ihn.‹
›Du kriegst vielleicht ein Gratisstück Kuchen bei Tombomba-Ditsch , wenn du vorgibst, Geburtstag zu haben, aber von mir bekommst du nichts. Und dass du mich mein Lieber nennst, muss sofort aufhören. Wir sind doch keine Elben oder so.‹
›Nein, mein Lieber, denn würde ein Elb dich so strangulieren wie ich?‹
›Würg!‹, sagte Megatoll. Als Megavoll seinen besten Freund zu Ende stranguliert hatte, lächelte er, steckte sich den Ring an den Finger und sagte: ›Nun bist du mein, sage ich, mein, mein Schatz! Hahaha!‹
Megavoll kehrte nach Hause zurück. Als seine Familie ihn noch weniger als sonst beachtete, fiel ihm allmählich auf, dass der Ring ihn unsichtbar machte, solange er ihn trug. Bald vermochte er nicht zu widerstehen, ihn zu benutzen, um anderen Leuten Streiche zu spielen. Meistens spielte er Gespenst oder sorgte dafür, dass die Leute sich gegenseitig des Furzens beschuldigten. Weder seine Freunde noch seine Familie fanden diese Scherze besonders lustig. Sie traten nach ihm, und er biss ihnen in die Füße, was gar nicht so leicht ist, wenn man gerade getreten wird. Er wurde zum Ladendieb und Identitätsbetrüger, und schließlich warf ihn seine strenge Großmutter aus der Stadt. Solange sein Geld reichte, quartierte er sich in schäbigen Motels ein. Dann zog er in ein bescheidenes Erdloch oder vielmehr eine Grube um. Bald grub er eine zweite Grube, wodurch er viel Lagerraum und ein vornehmes Esszimmer dazugewann. Dann grub er noch zwei weitere Zimmer und dann noch mehr. Schließlich grub er sich ins Herz der Kübelberge. Dort lebte er von rohem Fisch und unachtsamen Orks. Die Orks nannten ihn Go-Lump.«
»Warum?«, sagte Promo. »Weil er ständig so ein Gurgeln von sich gibt?«
»Seien Sie doch nicht albern. In diesem Fall hätten sie ihn doch Herr Ähm oder Meister Hm-mhm genannt. Aber nein, sie nannten ihn Go-Lump, denn so bezeichnete er sich selbst. Er nahm den Kosenamen seiner Großmutter an, um sich neu zu erfinden, und zwar in dem passiv-aggressiven Versuch, sich an seiner Oma für den Rauswurf zu rächen. Manche behaupten, dass seine Freunde ihn Lump nennen, weil seine Haut so bleich und schmierig wie ein Wischlappen ist, aber auch das ist lachhaft, denn seit Jahrhunderten hat er keine Freunde mehr gehabt.«
»Also war der Ring bei Go-Lump gefangen«, sagte Promo. »Warum hat er ihn für Milbo verlassen? Das ist nun wahrlich kein Aufstieg, höchstens eine Versetzung auf gleicher Ebene.«
»Der Ring erhielt einen Anruf von Saubohn und folgte ihm, weil er nicht wagte, seinen Meister mit einem Spruch auf den AB abzuspeisen. Deshalb verließ er Go-Lump für die unwahrscheinlichste Person, die man sich nur denken kann, und mit Person meine ich in diesem Fall einen Wobbit. Milbo war weder für den Ring noch für Saubohn eine kluge Wahl, weshalb wir davon ausgehen müssen, dass da noch etwas anderes dahintersteckt. Vielleicht – und das ist nur ein wildes Gedankenspiel – sollte Milbo den Ring finden, und zwar nicht nach dem Willen seines Schöpfers. In diesem Fall wären auch Sie ausersehen, ihn zu besitzen. Und das ist ein ermutigender Gedanke.«
»Für Sie vielleicht«, sagte Promo. »Sie haben ja auch nicht das gefährlichste Diebesgut von ganz Drittmittelerde an der Backe. Saubohn sucht also danach, weiß aber wahrscheinlich nicht, dass ich den Ring habe. Und ich nehme an, dass Go-Lump auch hinter ihm her ist.«
»Machen Sie sich wegen dem keine Sorgen«, sagte Ranndarf. »Der ist nach Schmoddor gegangen, um Sie bei Saubohn zu verpetzen.«
»Mist!«, sagte Promo. »Was mache
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