Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)
unglücklich auf und verletzte mich am Fuß. Nachdem ich mich hochgerappelt hatte, rannte ich in den nächsten Raum und bezog im Dunkeln Stellung, weil ich hoffte, dass meine Verfolger so dumm waren, mir hinterherzuspringen.
Eine halbe Minute verstrich. Dann hörte ich einen jungenhaften Schrei und sah, wie zwei von ihnen auf dem Fußboden aufkamen, ohne dass ihre langen Umhänge sie bei dem Manöver sonderlich behindert hätten. Schnell sprangen sie hoch und hetzten mir hinterher, da sie offenbar wussten, wie gefährlich es sein konnte zu zaudern.
Nach dem Ersten, der durch die Tür kam, warf ich einen meiner Dolche, der sich ihm in die Kehle bohrte, obwohl ich auf seine Brust gezielt hatte – manchmal, wenn auch selten, macht sich Unfähigkeit eben doch bezahlt. Er fiel zu Boden und hauchte unter Schmerzen sein Leben aus. Ich verschwendete keine Zeit daran, ihn zu betrauern, sondern wandte mich dem Nächsten zu, der sich auch nicht lange halten konnte. Ich drängte ihn in Richtung Fenster und streckte ihn mit einem Hagel von Schwerthieben nieder.
Dann stand ich an einem der kaputten Fenster und spielte mit dem Gedanken, die zwei Stockwerke nach unten zu springen und in der Nacht zu verschwinden, war mir aber nicht sicher, ob mein Fußgelenk das aushalten würde. Und um die Wahrheit zu sagen, wollte ich auch den Letzten erwischen, wollte sein Gesicht sehen, wenn ihm klar wurde, dass ich die anderen beiden erledigt hatte, wollte jemanden in die Hände bekommen, nachdem ich tagelang im Dunkeln herumgetappt war.
Deshalb rannte ich zum Treppenabsatz des ersten Stocks hinunter, wo ich genau in dem Moment ankam, als er unten die Eingangstür auftrat. Irgendwann hatte er seine Kapuze verloren, trug aber nach wie vor die schwarze Maske, die ihn unkenntlich machte. Er war größer und massiger als seine Kameraden und hielt statt der schmalen Duellklinge, mit der sie bewaffnet gewesen waren, einen langen Säbel mit einem Korb aus dicker Bronze in der Hand.
Ich griff in meinen Stiefel, um mein zweites Wurfmesser herauszuholen. Weg – irgendwann während des Kampfes musste es herausgerutscht sein. Ich hob meine Grabklinge, Dann würden wir es eben auf altmodische Weise abmachen. Vorsichtig umkreisten wir einander, um uns zu taxieren. Er täuschte einen Stoß nach meiner Brust vor, und schon klirrte Stahl gegen Stahl.
Er war gut, seine schwere Waffe schien der meinen ebenbürtig. Erschwerend kam noch der Schmerz in meinem Fußgelenk hinzu, sodass es mir Mühe bereitete, mit ihm mitzuhalten. Dagegen musste ich etwas unternehmen.
Als sich unsere Schwerter kreuzten, drängte ich mich gegen ihn und spuckte ihm einen dicken Schleimklumpen ins Gesicht. Ich bemerkte, dass ihn das durcheinanderbrachte, obwohl er immerhin die Disziplin besaß, den Schleim nicht abzuwischen.
Ich bewegte mich ein Stück zurück. »Waren die, die ich getötet habe, Ihre Freunde?«
Er gab keine Antwort, sondern drang erneut auf mich ein. Voller Unbehagen stellte ich fest, wie eingeschränkt meine Manövrierfähigkeit war. Rasch führte ich einen Hieb nach seinem Kopf aus, den er jedoch mühelos abwehrte und mit einem Gegenangriff beantwortete, der mich fast in Bedrängnis brachte. Beim Erstgeborenen, er war wirklich schnell. Das würde ich nicht mehr lange durchhalten.
»Bin mir ziemlich sicher, dass sie es waren. Vermutlich alte Schulkameraden.«
Abermals gingen wir aufeinander los, abermals zog ich den Kürzeren und erhielt einen Hieb gegen den linken Arm. Er war einfach schneller als ich. Ich tat so, als machte mir die Verwundung nichts aus, und fuhr fort, ihn zu provozieren. »Vergessen Sie nicht, dem Ersten die Hand mit ins Grab zu geben. Sonst verbringt er die Ewigkeit als Krüppel.«
Der Blutgeruch spornte ihn an, und er stürzte sich brüllend auf mich. Ich griff in meine Tasche und packte den Schlagring. Gleichzeitig gelang es mir mit Müh und Not, einen heftigen, mit beiden Händen ausgeführten Schlag zu parieren, der mir den Schädel gespalten hätte. Als er kurz aus dem Gleichgewicht geriet, verpasste ich seinem Körper zwei Haken mit dem Schlagring. Jedes Mal, wenn ich meine Faust zurückzog, war sie feucht von Blut. Er presste die Hand gegen die Seite, und ich rammte ihm den Schlagring ins Gesicht, dessen Spitzen sich durch die Maske ins Fleisch bohrten. Er schrie auf. Ich ließ einen Hieb mit meiner Grabenklinge folgen, bei dem ihm ein Stück Knochen vom Brustkorb absplitterte. Er schrie erneut auf und brach zusammen.
Ihre
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