Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Titel: Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Polansky
Vom Netzwerk:
Kleidung und ihre Waffen waren eigentlich schon Beweis genug dafür, dass Beaconfield hinter der Sache steckte. Zusätzliche Bestätigung erhielt ich, als ich dem Sterbenden die Maske abnahm und den Mann wiedererkannte, der am Morgen dieses Tages als Beaconfields Sekundant fungiert hatte.
    Ich hockte mich neben ihn, während sein Blut von meiner Waffe tropfte. »Warum bringt der Herzog Kinder um?«
    Er schüttelte den Kopf und keuchte: »Lecken Sie mich am Arsch.«
    »Beantworten Sie meine Frage, dann sorge ich dafür, dass Ihre Wunden verbunden werden. Andernfalls werde ich unangenehm.«
    »Quatsch«, stieß er mühevoll hervor. »Ich werde nicht als Verräter sterben.«
    Er hatte natürlich recht – ich würde es nicht schaffen, ihn zu einem Arzt zu bringen, bevor er sein Leben aushauchte. Und ich hielt es für unwahrscheinlich, dass ich fähig sein würde, ihn zu foltern.
    »Ich kann dafür sorgen, dass es schnell geht.«
    Es kostete ihn erhebliche Mühe zu nicken. »Tun Sie das.«
    Eine Grabenklinge ist eigentlich keine Stichwaffe, trotzdem würde es damit gehen. Ich bohrte ihm die Spitze durch die Brust. Er stöhnte auf und umklammerte die Klinge reflexartig mit den Händen, die er sich dabei aufschnitt. Dann starb er. Ich zog die Waffe aus seinem Brustkorb und erhob mich.
    Seit drei Jahren hatte ich keinen Mann mehr getötet. Zusammengeschlagen und verletzt hatte ich natürlich viele, aber Hasenscharte und seinesgleichen erfreuten sich nach wie vor bester Gesundheit, und falls nicht, dann war das nicht meine Schuld.
    Eine rundum beschissene Situation.
    Ich hatte den Herzog unterschätzt – er hatte schnell und gezielt gehandelt, und wenn es seiner Methode an Raffinesse gefehlt hatte, dann war dieser Mangel fast durch rücksichtslose Brutalität wettgemacht worden. Aber andererseits hatte er auch mich unterschätzt, wie die Leichen seiner Kumpane bewiesen. Ich bezweifelte zwar, dass Beaconfield die Mittel für einen weiteren Überfall zur Verfügung standen, hielt es aber trotzdem für unklug, jetzt zum Torkelnden Grafen zurückzugehen. Ich würde in einer der Wohnungen übernachten, die ich hier und da in der Stadt gemietet hatte, und erst morgen zurückkehren.
    Als die Erregung des Kampfes abzuklingen begann, rief mir mein Körper die Verletzungen, die er davongetragen hatte, in Erinnerung. Mein Fußgelenk schmerzte, desgleichen die Wunde in meinem Arm. Ich wischte meine Klinge mit einem Lappen ab und brach auf. Brennock war ein Gewerbegebiet, und ich hielt es für unwahrscheinlich, dass jemand den Kampflärm und die Schreie gehört hatte. Trotzdem hatte ich nicht die Absicht, hier zu warten, um festzustellen, ob meine Vermutung stimmte. Ich schlüpfte durch die eingetretene Tür nach draußen. Inzwischen war der Schneesturm noch heftiger geworden, sodass alle Spuren, die ich hinterließ, bald verweht sein würden.

35
    Als ich am nächsten Morgen in einer Einzimmerwohnung, die im schäbigeren Teil von Offbend lag, aufwachte, stellte ich fest, dass sich die Wunde in meinem Oberarm bläulich verfärbt hatte und höchst bedenklich aussah. Ich zog meine Sachen und den Mantel an, wobei ich versuchte, jede Berührung der Verletzung zu vermeiden. Beim Verlassen des Gebäudes stieß ich dann jedoch mit der Schulter gegen die Mauer und hätte fast aufgeschrien vor Schmerz.
    Wenn ich in diesem Zustand zum Torkelnden Grafen zurückkehrte, würde man mir nach einem halben Tag den Arm abnehmen müssen. Der Magierhorst kam auch nicht infrage, da ich Celia nicht noch mehr beunruhigen wollte. Stattdessen ging ich in Richtung Hafen, wo ich eine Quacksalberin kannte, eine alte Kirenerin, die im Hinterzimmer einer Schneiderei Wunden vernähte. Sie verstand kein Wort Rigunisch und sprach einen mir unbekannten häretischen Dialekt, sodass wir uns nicht miteinander verständigen konnten. Trotzdem und trotz ihres aufbrausenden Temperaments war sie mir sehr nützlich, da sie schnell und gekonnt arbeitete und dabei diskret blieb.
    Inzwischen hatte es aufgehört zu schneien, obwohl den größten Teil der Nacht Schnee gefallen zu sein schien. In ein oder zwei Stunden würde es wahrscheinlich wieder losgehen. Im Moment hatte man jedoch den Eindruck, als wäre die ganze Stadt unterwegs. Die Straßen waren voller Liebespaare, die Arm in Arm spazieren gingen, und es wimmelte von Kindern, die im Schnee spielten. Die feiertägliche Atmosphäre verlor sich allerdings, sobald ich ins Kirenerviertel gelangte, dessen Einwohner sich nicht für

Weitere Kostenlose Bücher