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Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition)

Titel: Der Herr der Unterstadt: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Polansky
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werden muss. Er wurde von einer oder mehreren unbekannten Personen getötet, auf eine Weise, die noch geklärt werden muss. Du bist zufällig zu dem Mord dazugekommen, wurdest aber bewusstlos geschlagen, bevor du die Identität des Täters oder der Täter feststellen konntest.«
    »Eine oder mehrere unbekannte Personen? Hast du den Verstand verloren? Glaubst du etwa, der Kirener wurde erstochen? Du weißt so gut wie ich, dass diese Sache nach Magie stinkt.«
    »Sicher weiß ich das.«
    »Selbst deine Vorgesetzten können nicht so dumm sein, etwas anderes anzunehmen.«
    »Sind sie auch nicht.«
    »Wovon redest du dann? Der Fall ist abgeschlossen, sagst du?«
    Crispin rieb sich die Schläfen, als wollte er einen tief sitzenden Schmerz lindern. »Du hast doch lange genug hier gearbeitet. Muss ich da noch deutlicher werden? Niemand reißt sich darum, sich mit einer derart hässlichen Geschichte zu befassen, vor allem nicht auf die Aussage eines Drogendealers hin. Der Kirener hat Tara umgebracht, und jetzt ist er selbst tot. Ende der Geschichte.«
    Es war lange her, seit ich etwas derart Empörendes erlebt hatte. Um das zu akzeptieren, war ich nicht abgebrüht genug. »Verstehe. Wie sollte es auch anders sein? War ja nur ein Kind aus dem Slum. Aber in der Unterstadt geht etwas um, das aus dem Zentrum der Leere ausgespuckt wurde. Die Leute müssen informiert werden.«
    »Niemand wird etwas erfahren. Die Leiche wird verbrannt, du hältst den Mund, und nach einer Weile wird die Erscheinung wieder verschwinden.«»
    »Wenn du glaubst, dieses Wesen sei hier fertig, dann bist du genauso dumm wie deine Vorgesetzten.«
    »Weißt du so gut Bescheid?«
    »Gut genug, um Taras Mörder zu finden, während ihr hier rumgesessen seid und euch am Sack gekratzt habt.«
    »Warum erzählst du mir nicht, wie sich alles zugetragen hat? Oder willst du mir etwa einreden, du seist durch die Gassen des Kirenerviertels gestreift und dabei zufällig auf den Mann gestoßen, der das Mädchen ermordet hat?«
    »Natürlich habe ich Ermittlungen angestellt, um ihn ausfindig zu machen, Crispin. Ich hätte nicht gedacht, dass ich dir als Angehörigem einer elitären Ermittlungsbehörde das wie einem Kind in allen Einzelheiten erklären muss.«
    Seine Oberlippe geriet ins Zucken. »Ich habe gesagt, du sollst nicht nach ihm suchen.«
    »Und ich habe es vorgezogen, deinen Vorschlag zu ignorieren.«
    »Das war kein Vorschlag, das war der Befehl eines offiziellen Vertreters der Krone.«
    »Deine Befehle waren schon damals nicht viel wert, als ich noch als Ermittlungsbeamter gearbeitet habe, und daran hat sich auch nach fünf Jahren nichts geändert.«
    Crispin langte über den Tisch und schlug mich aufs Kinn, auf fast beiläufige Art, aber immerhin so heftig, dass ich beinahe vom Stuhl gefallen wäre. Verdammt noch mal, der Mann war immer noch ganz schön schnell.
    Ich fuhr mir mit der Zunge über einen lockeren Zahn und hoffte, er würde nicht ausfallen. »Leck mich doch am Arsch! Ich bin dir nicht das Geringste schuldig.«
    »Ich habe die letzten fünfundvierzig Minuten damit verbracht, den Hauptmann davon abzuhalten, dich der Spezialabteilung zu übergeben. Wenn ich nicht gewesen wäre, würden die dich jetzt gerade mit einem Skalpell auseinandernehmen.« Er lächelte höhnisch, was ihm allerdings nicht gut gelang. Crispin neigte von Natur aus nicht dazu, sich am Unglück anderer zu weiden. »Du weißt, wie sehr diese Bestien danach gieren, dich in die Finger zu bekommen?«
    Das konnte ich mir lebhaft vorstellen. Gegen Ende meiner Zeit als Ermittlungsbeamter hatte ich für die Spezialabteilung gearbeitet, deren Aufgabe darin bestand, sich mit Dingen zu befassen, die außerhalb des normalen Zuständigkeitsbereichs der Polizei lagen. Ihre Altersversorgung bestand gewöhnlich aus einem gewaltsamen Tod und einem anonymen Grab, und dieses Schicksal zu vermeiden hatte wesentlich mehr Glück erfordert, als man normalerweise erwarten durfte. Ich verdankte es Crispin, dass mir eine Wiederbegegnung mit den Leuten von der Spezialabteilung erspart blieb. Das konnte ich nicht leugnen, mochte meine Undankbarkeit auch noch so ausgeprägt sein.
    Crispin zog ein Schriftstück aus dem Mantel und warf es auf den Tisch. »Hier ist deine Aussage. Man geht davon aus, dass die illegalen Waren, die in der Gasse gefunden wurden, Shang Jue gehörten, und wird diese Sachen den Bestimmungen gemäß vernichten.« Klar, sie hatten meinen Ranzen gefunden – vermutlich war ich Crispin

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