Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Herr der Welt

Der Herr der Welt

Titel: Der Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
willst du hinaus?«
    »Ich habe das Gefühl, daß wir zwar immer weiter gehen, aber nicht recht vorwärtskommen. Vielleicht bewegen wir uns im Kreis. Es gibt hier nicht den geringsten Punkt, den man sich merken kann.«
    Jetzt fiel auch bei Kierszan der Groschen.
    »Es könnte eine Falle sein«, sagte er. »Eine von Anums magischen Fallen. Es gibt nur Legenden darüber, aber man sagt, daß dieser ganze Palast eine einzige Menschenfalle ist. Eine davon haben wir bereits kennengelernt .«
    Sie gingen weiter. Diesmal noch vorsichtiger und konzentrierter als zuvor. Aber nun hatte auch Kierszan das Gefühl, daß sie sich nur im Kreis bewegten. Er hielt an und riß sich einen Stoffetzen von seinem Hemd ab.
    »Was hast du vor?« fragte Nona.
    »Eine kleine Gedächtnisstütze, daß wir schon mal hier gewesen sind«, antwortete er und ließ den Fetzen fallen. Dann gingen sie weiter. Kierszan verteilte dabei immer mehr Stoffteile von seinem Hemd.
    »Ich hoffe nicht, daß du das Gleiche von mir erwartest«, sagte Nona. »Ich habe keine Lust, nackt dazustehen.« Eigentlich war ihr nicht zum Scherzen zumute.
    Plötzlich schrie Kierszan überrascht auf.
    »Dort!« sagte er und wies auf eine Stelle am Boden. Ein weißer, halbtransparenter Fleck war dort zu sehen. Kierszan kniete nieder und wollte danach greifen.
    »Es ist einer der Stoffetzen!«, sagte er.
    Seine Hand griff hindurch, als handelte es sich um einen Schemen. Auch Nona kniete sich nun hin. Sie machte die gleiche Erfahrung. Es war ohne Zweifel ein Teil von Kierszans Hemd.
    Aber es war nicht greifbar.
    Nona fühlte ein unbestimmbares Grauen.
    »Es ist das Gespenst deines Hemdes«, sinnierte sie. »Der Stoff und wir befinden sich auf zwei verschiedenen Realitätsebenen.«
    Kierszan sah sie noch düsterer als zuvor an.
    »Ich glaube eher, daß wir die Gespenster sind«, sagte er. »Und was wir hier vor uns sehen, ist ein Relikt aus unserer unmittelbaren Vergangenheit. Schau!«
    Er wies nach vorn. Dort waren noch mehr Stoffetzen zu sehen. Alle wirkten sie seltsam durchscheinend und unwirklich.
    »Das ist der Beweis«, sagte Nona. »Wir haben tatsächlich die ganze Zeit über ein und denselben Gang durchschritten. Und dabei haben wir uns in der Zeit bewegt. Entweder in die Vergangenheit oder in die Zukunft .«
    »Ich verstehe das alles nicht«, sagte Kierszan. »Ich weiß nur, daß wir hier raus müssen.«
    »Wir müssen die Schnittstelle finden«, sagte Nona. »Jene Stelle, die uns immer wieder an den Ausgangspunkt zurückführt.«
    Sie setzte all ihre Instinkte ein, aber es war Kierszan, der sie plötzlich zurückhielt.
    »Hier ist es«, sagte er. »Ich spüre es ganz genau. Wenn wir nur einen Schritt weitergehen, gelangen wir wieder an den Anfang.«
    »Markiere die Stelle!« sagte Nona.
    Kierszan riß einen weiteren Stoffetzen von seinem Hemd.
    »Dies ist hoffentlich der letzte«, brummte er. Er befestigte den Fetzen an einem scharfen Wandvorsprung. Dann nahm er Nonas Hand, und gemeinsam gingen sie einen Schritt vorwärts.
    Sie spürten nichts. Es war, als wären sie einfach weitergegangen. Nona zählte die Schritte. Nach exakt fünfzig Schritten waren sie wieder an der gleichen Stelle. Der Stoff, den Kierszan dort hinterlassen hatte, bewegte sich leicht im Luftzug. Er wirkte dadurch noch gespenstischer, denn er war durchscheinend geworden. Als Nona nach ihm greifen wollte, faßte sie hindurch.
    »Was machen wir nun?« fragte sie ratlos. »Wir kennen zwar jetzt die Stelle, an der wir immer wieder in Zeit und Raum zurückgeworfen werden, aber wir können nichts dagegen tun.«
    »Und wenn wir einfach in die andere Richtung gehen?« schlug Kierszan vor.
    »In die Richtung, aus der wir gekommen sind?« fragte Nona verblüfft. »Du könntest recht haben ...«
    Sie drehten sich um und gingen den Weg zurück. Diesmal spürte auch Kierszan keine weitere magische Falle. Nach einer Weile erreichten sie eine Gangkreuzung.
    »Und nun? Rechts oder links?« fragte Kierszan.
    »Hast du keine Münze dabei?« schlug Nona vor. Auch ihr behagte es nicht, eine Entscheidung zu treffen. Eine Entscheidung, die vielleicht sogar über Tod oder Leben entschied.
    »Leider nicht« sagte Kierszan. Auch er hatte ein ungutes Gefühl.
    »Es ist merkwürdig, daß wir uns beide zieren«, sagte Nona.
    »Wir sind uns beide der Gefahr bewußt«, sagte Kierszan. Er nahm Nona kurz in die Arme. »Ich möchte ungern deinen Tod auf dem Gewissen haben. Deshalb sage ich: Ladies first!«
    Nona atmete tief

Weitere Kostenlose Bücher