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Der Herr der Welt

Der Herr der Welt

Titel: Der Herr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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mich aufnehmen. Mein Gott, denke ich, was hält eine Frau wie sie in dieser Stadt? In dieser Stadt der Alten, der lebenden Toten.
    Ist es wirklich nur die Hoffnung, ihren verschwundenen Gatten wiederzufinden? Oder hat die morbide Ausstrahlung dieses Ortes längst schon einen Nerv bei ihr getroffen, der sie nicht mehr aus den Klauen läßt? Hat ihre innere Leere, ihr erloschener Lebensmut, hier ihr Pendant in der materiellen Welt gefunden? Ist es ihr erloschener Lebenswille, der sie für mich so verschlossen macht? Verschlossen und begehrenswert.
    Wie der Engel auf dem Friedhof . Als ich an ihn denke, erfüllt mich eine eigenartige Verstimmung, und ich verscheuche diesen Gedanken rasch wieder.
    Enttäuscht muß ich mitansehen, daß sie aus meinem Blickfeld verschwindet. Dieser Baum erweist sich zwar als gutes Versteck, aber als nicht sehr geeigneter Beobachtungspunkt. Ich warte noch eine halbe Stunde, dann wage ich es, abzusteigen.
    Rasch habe ich die Hausmauer erreicht und klettere an ihr hinauf. Ich bin mir bewußt, daß jeder weitere Passant mich nun sofort entdecken wird, aber meine Leidenschaft triumphiert über meine Vorsicht. Meine Füße finden auf einem nur zentimeterbreiten Vorsprung halt, während sich meine Hände wie Klauen am Fenstersims festkrallen. Langsam, Millimeter um Millimeter, schiebe ich meinen Kopf höher, bis ich in das erleuchtete Zimmer hineinsehen kann. Kaum ein Winkel ist mir nun mehr verwehrt.
    Meine euphorischsten Hoffnungen erfüllen sich. Ich sehe, wie sie sich auszieht, wie sie ihren Pulli abstreift, mit einer Geste, die mich in ihrer Anmutigkeit an ein Reh erinnert. Dann öffnet sie ihren BH, und ich sehe ihre vollendeten Brüste, deren Warzen sich steil nach oben richten, als spürten sie meinen geilen Blick. Dann entledigt sie sich ihres Kleides, streift sich die Strumpfhose herunter und schließlich ihren Slip. Nackt steht sie vor mir, fast zum Greifen nah, und ich spüre, wie wonnige Schauer meinen Körper erfassen.
    Sie durchquert das Zimmer, tritt an ihr Bett, schlägt die Decke zurück und greift zu einem Nachthemd. Bevor sie es überzieht, scheint ihr jedoch noch ein Gedanke zu kommen. Sie tritt näher, öffnet das Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Im letzten Moment ducke ich mich.
    »Kommen Sie herein«, sagt sie.
    *
    Der Friedhof hatte riesige Ausmaße. Trotz ihres erhöhten Standortes konnten Nona und Kierszan seine Größe nur erahnen. Die Grabkreuze und Statuen erstreckten sich bis zum Horizont.
    »Ist das jetzt die Wirklichkeit, oder träumen wir?« fragte Nona.
    »Offensichtlich träumen wir nicht«, sagte Kierszan. »Ich habe noch nie davon gehört, daß zwei Leute den gleichen Traum gleichzeitig träumen.«
    »Aber was hat dieser gigantische Friedhof zu bedeuten?«
    »Finden wir es doch heraus!«
    Vorsichtig begannen sie den Abstieg. Nur auf den ersten Blick hatte der Hang steil bergab geführt. Es gab genügend Vorsprünge und kleine Terrassen, die auch weniger geschickte Kletterer benutzen konnten.
    Nach zehn Minuten hatten sie es geschafft und standen unten. Als sie hinaufschauten, türmte sich Anums Festung hoch in den Nachthimmel.
    »Wahrscheinlich befinden wir uns auf der Rückseite«, mutmaßte Nona.
    »Das glaube ich nicht«, widersprach Kierszan. »Der Central Park hatte nie diese Ausmaße. Vielleicht ist es nur ein weiteres Vexierbild Anums. Zumindest ist es etwas, das man außerhalb der Festung nicht wahrnehmen kann.«
    Neugierig trat Nona an eines der Grabkreuze.
    »Es steht kein Name darauf«, sagte sie erstaunt.
    Rasch schauten sie auf weitere Grabkreuze und -steine. Nirgendwo war etwas eingeritzt.
    »Was mag das zu bedeuten haben?« wunderte sie sich. Der riesige Friedhof wurde ihr immer unheimlicher.
    Kierszan kniete nieder.
    »Was hast du vor?«
    »Ich schaue nach, was dort drin ist«, antwortete er und schaufelte mit den Händen die feuchte Erde beiseite.
    »Laß den Unsinn«, sagte Nona. »Du machst dir nur umsonst die Hände schmutzig.« Sie wies zu einem nicht weit entfernt stehenden Gebäude. Es war eine Gruft. »Wenn schon, dann werden wir dort fündig - und zwar ohne zu graben. Wir sind schließlich keine Ghouls.«
    Sie liefen in die Richtung, in die Nona gewiesen hatte. Es war totenstill auf dem gesamten Totenacker. Kein Lüftchen wehte. Eine geradezu unwirkliche Szenerie.
    Dann hatten sie die Gruft erreicht. Die Tür war durch ein verrostetes Schloß gesichert.
    Nona sah sich um und wurde fündig. Sie bückte sich und hielt einen

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