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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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daß ihn in der unnatürlichen Stille auf dem großen Platz fast jeder verstehen konnte. »Ich sehe schon: Nur ein Zweikampf auf Leben und Tod vermag diese Lügen für immer zum Verstummen zu bringen.«
    »Ach«, ließ sich über der Menge eine unbeschreiblich traurige Stimme vernehmen, »da wäre ich mir nicht so sicher.«
    Zum ersten Mal zuckte die nackte Angst über Cavors Gesicht. Doch er beherrschte sich sofort. Er hatte gewußt, daß Maximilian im Pavillon den Thron gefordert hatte, hatte durch sein Königsmal gespürt, wie der Prinz die Umrisse des Manteceros nachzeichnete. Was jetzt geschah, war eigentlich zu erwarten gewesen. Dennoch erschreckte ihn das Erscheinen des Manteceros mehr als alles, was ihm vorausgegangen war.
    Nun mußte die Prüfung entscheiden, und plötzlich fürchtete Cavor sich sehr. Für einen Moment glaubte er ein gespenstisches Echo der Schreie über den Platz hallen zu hören, die einst aus der Kehle des vierzehnjährigen Maximilian durch die Waldlichtung gegellt hatten.
    Der Manteceros war genau in der Mitte der Menschenmenge aufgetaucht, ohne jemanden zu verdrängen. Wie das zugegangen war, wußte niemand zu sagen.
    Die Menschen wurden unruhig und begannen zu tuscheln.
    Doch die Überraschung war nicht allzu groß. Dies war ein Tag, der alle Glaubenssätze und Treuebindungen auf den Kopf stellte, und der Auftritt des sagenhaften Manteceros verstärkte nur noch den Eindruck von Unwirklichkeit und Zauberei. Die Menge teilte sich, und das plumpe blaue Wesen trat vor.
    Cavor blieb im Sattel, aber er verneigte sich tief. »Sei mir willkommen, Manteceros, auch wenn mich dein Erscheinen überrascht. Hat der Thronräuber auch dich getäuscht?«
    Der Manteceros hielt vor ihm an. Aus seinen traurigen Zügen sprach Entschlossenheit. »Er hat seine Forderung gestellt, Cavor, und das muß ich respektieren. Nun ficht er dein Recht auf den Thron an. Auch das muß ich respektieren. Ich hätte es vielleicht vorgezogen, er hätte beides nicht getan, aber sein Anspruch könnte berechtigt sein, und so werde ich mich vor der Prüfung weder so noch so äußern.«
    »Und diese Prüfung«, fragte Cavor erwartungsvoll, »wie wird sie aussehen? Wirst du nur den Sieger des Zweikampfes prüfen oder uns beide?«
    Der Manteceros seufzte. »Nein, nein, Cavor. Ich denke, ihr habt beide nicht verstanden, worum es bei dieser Forderung geht. Maximilian brauchte dir lediglich seinen Anspruch vorzutragen. Das genügte, um mich zu zwingen, hier zu erscheinen und die Prüfung durchzuführen – die an sich keine Gefahr für Leib und Leben darstellt. Ihr braucht nicht mit klirrenden Schwertern aufeinander loszugehen, und es braucht kein Blut zu fließen.«

    Cavor kräuselte verächtlich die Lippen – das klang ja ziemlich harmlos – und sah Maximilian an. »Ich sehe, Ihr habt den Manteceros mit Euren jämmerlichen Ängsten angesteckt, Thronräuber. Wenn es Euch für einen Kampf – einen Zweikampf Mann gegen Mann – an Mut gebricht, so sagt es jetzt. Die hier Versammelten werden schon wissen, was sie davon zu halten haben.«
    Maximilian warf einen raschen Blick auf die Gesichter der Umstehenden. Wenn er jetzt klein beigäbe, könnte er niemals die Achtung dieser Menschen erringen, auch wenn er die mysteriöse Prüfung des Manteceros bestünde. Er würde immer der Mann bleiben, der zu feige gewesen war, es mit Cavor aufzunehmen. Der es nicht gewagt hatte, das Schwert entscheiden zu lassen.
    »Ich hatte immer die Absicht, mein Recht nicht nur mit Worten zu fordern, sondern auch mit dem Schwert, Cavor. Ein Zweikampf auf Leben und Tod, so soll es sein.«
    »Ach!« rief der Manteceros verärgert. Warum mußten die beiden so störrisch darauf beharren, mit Schwertern zu kämpfen anstatt mit Worten? »Da wäre ich mir wirklich nicht…«
    Maximilian wandte sich an den Manteceros. »Begreifst du denn nicht, daß ich so handeln muß?« fragte er leise. »Ich habe meine Forderung vorgetragen. Jetzt kann ich nicht mehr zurück.«
    Der Manteceros sah ihn fest an und fügte sich mit einem kurzen Nicken in das Unvermeidliche. »Ich kann es nicht billigen, aber ich kann es verstehen.« Seine blauen Augen streiften erst Cavor, dann Maximilian. »Aber den beiden Bewerbern sollte klar sein, daß ich mir die Prüfung ebensowenig werde ausreden lassen wie sie sich ihren Zweikampf. Habt ihr das verstanden?«

    Beide Männer beantworteten die scharfe Frage mit einem knappen Nicken.
    Nun ging die zweite vermummte Gestalt, die hinter

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