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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Stimme gefaßter, und der fiebrige Glanz in seinen Augen war schwächer geworden.
    »Ist das, wo…« Er zögerte, es auszusprechen. Vorstus und Ravenna schwiegen und hielten nur seinen Blick fest. »Ist das der Raum unter dem Hangenden?«
    »So ist es, Maximilian.«
    Maximilian schaute ernst auf die Tischplatte nieder und dachte lange nach. »Ich war gern dort«, sagte er endlich. »Es war warm, und ich war nicht allein. Und die Dunkelheit war mein Freund. Sie erhielt mich am Leben.«
    Ravenna schluckte. Es fiel ihr schwer, den Blick nicht von ihm zu wenden. Dann spürte sie den leichten Druck seiner Hand.
    »Mein Name«, sagte er langsam, »ist Maximilian Persimius.«
    Vorstus blinzelte. Den Nachnamen hatte in Gegenwart des Prinzen bisher niemand erwähnt.
    »Und ein Maximilian Persimius« – Maximilian schaute auf –
    »gehört nicht unter das Hangende, nicht wahr?«
    »Nein, dort gehört ein Maximilian Persimius gewiß nicht hin.«
    Maximilian nickte und entzog Ravenna seine Hand. Dann stand er auf und sah sich den Raum unter dem Hügel an. Er fühlte sich hier deutlich unwohl. »Ich glaube, ich lege mich wieder hin. Könntet Ihr mich bitte wecken, wenn Garth Baxtor eintrifft?«
    »Gewiß doch, Maximilian Persimius.«

    Die Adern waren in hellem Aufruhr. Es kam nicht oft vor, daß einem Sträfling die Flucht gelang, und wenn, dann kauerte der Ausbrecher immer in einem Loch oder unter einem Überhang und wurde ziemlich schnell gefunden. Keinem war es bisher gelungen, über Tage zu kommen.
    Doch diesmal war der Sträfling nicht nur geflohen, sondern blieb spurlos verschwunden, und Furst konnte sich allmählich der unerfreulichen Erkenntnis nicht mehr entziehen, daß Sträfling Nummer achthundertneunundfünfzig (ausgerechnet Achthundertneunundfünfzig, verdammt!) längst nicht mehr in der Enge unter dem Hangenden weilte.
    Die beiden Wärter, die seiner Kolonne zugeteilt waren, hatten keine Ahnung, wie der Mann entkommen war.
    »Eben war er noch hier«, murmelte einer, während Furst wütend vor ihm auf und ab marschierte, »und im nächsten Moment war er verschwunden.«
    Sein Kollege kam ihm zu Hilfe. »Sträfling Nummer achthundertneunundfünfzig war immer gefügig. Willig, zu allem bereit«, sagte er. »Ich kann mir nicht denken, warum von allen Sträflingen gerade er auf einmal türmen sollte.«
    Furst verstand sehr gut, warum Achthundertneunundfünfzig den Wunsch hatte, den Himmel wiederzusehen, aber das behielt er natürlich für sich. Ihr Götter! Die Geschichte konnte ihn seine Stellung kosten!
    Er verstummte. Und nicht allein die Stellung! Verdammt, wo mochte der Kerl nur sein? »Ich will, daß niemand hinausgeht, ohne durchsucht zu werden«, schäumte er. »Und niemand verläßt das Gelände, ohne namentlich erfaßt zu werden. Wenn dieser Mann nicht wieder eingefangen wird, geht es euch allen an den Kragen. Ist das klar?«
    Die Wärter nickten begeistert.

    »Dann fangt endlich an!« schrie Furst, und die beiden eilten zur Tür hinaus.
    Der Aufseher ließ sich in seinen Stuhl sinken. Auf seinem Schreibtisch lag noch der Dienstplan, an dem er gearbeitet hatte, als… als die Alarmglocken anschlugen. Zunächst hatte er nur geflucht, weil er dachte, irgendein armer Teufel hätte sich eine kurze Atempause verschafft, für die er mit dem Leben bezahlen würde.
    Doch schon nach einer Frage hatte er begriffen, daß dieser Fall weitaus ernster war.
    »Verflucht sei deine elende Seele, Maximilian«, zischte er haßerfüllt. »Wenn ich dich erwische, sorge ich dafür, daß man dich in den tiefsten Schacht der Adern wirft. Verdammt!
    Warum habe ich das nicht schon vor Jahren getan?«
    Diese Frage sollte er sich in den nächsten Tagen noch öfter stellen.
    Joseph und Garth hatten das Haus der Heiler lange nach Einbruch der Dunkelheit verlassen. Irgendwie hatten sie den Tag hinter sich gebracht, obwohl es kaum etwas für sie zu tun gab. Die Aufregung über den Sträflingsausbruch war so groß, daß man sie ziemlich bald wieder über Tage geschickt hatte –
    niemand kümmerte sich um die Pilzseuche, wenn alles in Aufruhr war. Außerdem konnte man keine Wärter erübrigen, um sie zu begleiten.
    Und, beide dankten den Göttern, niemand schien sich der fremden Männer zu erinnern, die am Morgen mit eingefahren und danach nie wieder aufgetaucht waren.
    Joseph und Garth versuchten, keine Unsicherheit zu zeigen, als sie das Haus verließen. Bevor sie vom Tisch aufgestanden waren, hatten sie noch allen versammelten Heilern

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