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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Vorstus.«
    Maximilian setzte sich folgsam auf den Boden. Garth und Ravenna trugen trockenes Holz zusammen und hatten bald ein Feuer in Gang gebracht. Als das Wasser kochte und der Tee aufgegossen war, machte sich Ravenna daran, Maximilian das Gesicht zu waschen.
    Joseph zog fragend die Augenbrauen hoch. »Die Schminke verläuft allmählich«, erklärte sie, »und sein Bart scheint bereits durch. Kein Mensch, dem wir jetzt begegneten, ließe sich noch täuschen.«
    Joseph nickte. Maximilian schnitt eine Grimasse, duldete aber, daß sie ihm mit einem Tuch die Wangen abrieb. Dann zog sie ihm die Perücke vom Kopf und verstaute sie in ihrem Bündel. »Vielleicht finden wir dafür noch eine andere Verwendung.«
    Als Maximilians Gesicht endlich sauber war, fuhr er sich mit den Fingern durch das Haar und strich es glatt.
    »Am besten schürt Ihr das Feuer damit«, sagte er und sah Ravenna an. Sein Gesicht blieb ernst, aber in seinen Augen blitzte der Schalk.
    Ravenna freute sich über den kleinen Scherz und lachte. »Ihr zieht besser auch das Kleid aus, Prinz. Mit Eurem wahren Gesicht sehr Ihr darin noch schlimmer aus als vorher.«

    Maximilian knöpfte das hochgeschlossene Gewand auf, streifte es ab und reichte es Ravenna, die es zusammen mit der Perücke verpackte. Darunter trug er ein einfaches Bauernhemd und eine enge Kniehose. Ravenna warf ihm eine Jacke aus braunem Wollstoff zu.
    Garth half Joseph, Brot und Schinken aufzuschneiden – Anya und ihre Mädchen hatten sie großzügig mit Proviant versorgt –, während Ravenna den Tee in die Becher goß und Maximilian seine Arme in die Jacke zwängte.
    »Warum nennt Ihr mich Prinz?« fragte er leise, aber alle hörten die Spannung in seiner Stimme.
    Joseph und Ravenna wollten antworten, doch Garth kam ihnen zuvor. »Was wißt Ihr noch von Eurem Leben als Maximilian Persimius?« fragte er mit freundlichem Blick und sanfter Stimme.
    Maximilian riß die Augen auf, und Garth sah die tiefe Angst darin. »Ich… ich…« Sein Blick wanderte wie gehetzt von einem zum anderen, seine Züge verzerrten sich qualvoll.
    Ravenna beugte sich zu ihm und reichte ihm einen Becher Tee.
    Maximilian umklammerte ihn wie eine Rettungsleine. »Tee«, murmelte er, »ja, das ist Tee.« Er holte tief Atem, und als er die Lider wieder hob, war sein Blick ruhiger geworden. »Mein Name ist Maximilian Persimius.« Er schwieg lange. »Was ich von jenem Leben noch weiß? Ich erinnere mich an rote Mauern und lange, von Lachen erfüllte Korridore.« Die Augen wurden ihm feucht, die Finger, die den Becher hielten, bewegten sich. »Auch an Liebe erinnere ich mich. Ich wurde geliebt.«
    »Eine gute Erinnerung«, sagte Garth sehr leise.
    »Ja… nicht wahr?« Maximilian sah ihn überrascht, aber auch erleichtert an. »Das sind meine Erinnerungen. Liebe und Lachen.« Er holte tief Atem, seine Schultern sanken herab.

    Nachdenklich nippte er an seinem Tee. »Joseph Baxtor?« Er sprach den Namen so vorsichtig aus, als wäre er ihm eben erst wieder eingefallen.
    Joseph nickte. »Ja?«
    »Ihr wart mit einem älteren Mann zusammen, dessen Bart so dicht war wie heute der Eure.«
    »Mein Vater.« Joseph nickte. »Ihr wart etwa zwölf Jahre alt, als er starb.«
    »Ja.« Wieder nahm Maximilian einen Schluck. Der Tee schien ihm Mut zu machen. »Ihr wart mit Eurem Vater oft zum Essen bei… bei meinen Eltern und mir.«
    Joseph nickte nur, auch er hielt nun den Becher so fest, als wolle er ihn zerdrücken.
    Maximilian wandte sich wieder an Garth. »Ich kann mich jetzt an meine Eltern erinnern. Sie liebten mich.«
    »Ja«, sagte Garth. Seine Stimme klang rauh. »Sie trauerten sehr um Euch.«
    »Mein Vater«, sagte Maximilian langsam. Sein Blick war verschleiert. »Mein Vater kam oft ins Schulzimmer und las mir vor. Das Buch… das Buch, aus dem er las, langweilte mich, aber er bestand darauf, daß ich es studierte. Es… es hieß: ›Die Kunst der Staatsführung‹.«
    Lange war es still, dann sah Maximilian zu seinen Reisegefährten auf. »Mein Vater war ein König.« Er holte tief Atem. »Und ich war damals ein Prinz.«
    »Und das seid Ihr auch heute noch«, erklärte Garth und legte ihm die Hand auf den Arm. »Ihr seid der rechtmäßige Erbe des Throns von Escator.«
    Maximilians Augen wurden hart wie Kieselsteine. »Nein. Ich bin gar kein richtiger Prinz.« Er zögerte. »Ich erinnere mich nicht nur an die Lektionen meines Vaters.«

    »Maximilian«, mahnte Garth, doch in diesem Moment erschien Vorstus mit seinen

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