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Der Herr des Traumreichs

Der Herr des Traumreichs

Titel: Der Herr des Traumreichs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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dachte das wohl auch«, murmelte Joseph. Die vier hatten in den vergangenen Tagen, wenn Maximilian am Lagerfeuer schlief, Beobachtungen und Vermutungen ausgetauscht; inzwischen waren sie alle überzeugt, daß Maximilian auf Cavors Veranlassung hin entführt und in die Adern verschleppt worden war – warum sonst hätte der König gerade Fennon Furst zum Aufseher bestellt? Warum sonst hätte man so gewaltige Anstrengungen unternommen, um einen einzelnen Sträfling wieder einzufangen?
    Maximilian sah der Reihe nach in die Gesichter. »Was ist?«
    fragte er leise, aber jeder Zoll ein Gebieter. »Was gibt es?«
    Vorstus machte sich zum Sprecher der Gruppe. »Maximilian, wir glauben, daß Cavor es war, der Euch verschleppen und in die Glomm-Minen werfen ließ.«
    »Nein!« Maximilian sprang auf und stellte sich vor das Feuer, damit die anderen sein Gesicht nicht sehen konnten.
    »Nein! Das will ich nicht glauben!«
    »Maximilian«, sagte Vorstus streng, »der Persimius-Orden hielt Euch viele Jahre lang für tot und trauerte um Euch. Doch dann rief man mich ans Sterbebett von« – er zögerte, entschied sich dann aber, den Namen preiszugeben – »Baron Norinum, dessen Besitzungen östlich von Harton liegen.«

    Maximilian drehte sich um. Sein Gesicht war völlig ausdruckslos. »Ich kenne… ich kannte ihn.«
    »Nun«, fuhr Vorstus fort, »Norinum verlangte, daß ihm der Abt unsers Ordens die Beichte abnehme, denn die Sünde, die ihm auf der Seele liege, betreffe uns am meisten. Maximilian, Norinum war einer der Männer ohne Gesicht und ohne Namen, die Euch an jenem Tag vor langer Zeit umzingelten.«
    Maximilians Schultern sanken nach vorn. »Nein!«
    »Viel verriet er uns nicht«, fuhr Vorstus erbarmungslos fort.
    »Aber es war genug. Der Mann, der ihn für diese Tat angeworben – oder dazu erpreßt – hatte, sei von edler Geburt.
    So edel, daß Norinum nicht einmal auf dem Sterbebett wagte, seinen Namen zu nennen. Und Ihr wißt so gut wie ich, daß Norinum und Cavor enge Freunde waren.«
    »Cavor leidet seit vielen Jahren unter seinem Königsmal«, nahm Joseph den Faden auf. »Es bereitet ihm Höllenqualen.
    Und als die Gefahr drohte, Garth und der Persimius-Orden könnten das Geheimnis lüften, fing es von neuem zu schwären an.« Er zuckte die Achseln. »Das kann ein Zufall sein, vielleicht aber auch nicht.«
    »Und wer sonst hätte Fennon Furst zum Aufseher der Adern gemacht, Prinz?« fragte Garth und beugte sich vor. »Und warum?«
    »Ich will es nicht glauben«, wehrte Maximilian störrisch ab.
    »Cavor war mein Freund.«
    »Wird er das immer noch sein, wenn Ihr seinen Thronsaal betretet, Maximilian Persimius?« fragte Ravenna leise. »Wird er sich über Eure Rückkehr freuen? Eure Forderung begrüßen?«
    Maximilian sah sie nur vorwurfsvoll an und wandte sich wieder dem Feuer zu. »Ich will es nicht glauben«, wiederholte er.

    Schweigen. »Aber Ihr werdet den Thron fordern«, sagte Vorstus endlich. Es war keine Frage.
    Diesmal dauerte das Schweigen noch länger. Nur das gleichgültige Prasseln des Feuers war zu hören.
    »Euer Vater ist tot«, stellte Joseph fest. Er betonte jedes Wort. »Ihr seid der rechtmäßige König von Escator.«
    »Verdammt!« schrie Maximilian und fuhr herum. »Was kläfft Ihr wie die Höllenhunde und schnappt nach meinen Fersen? Ja! Ja, verdammt! Ich werde den Thron fordern. Seid Ihr jetzt zufrieden?«
    »Gut«, sagte Vorstus so ruhig, als hätte Maximilian nie die Stimme erhoben. »Dann wird der Orden Eure Forderung unterstützen und alle hier Anwesenden werden Eure Zeugen sein.«
    Maximilians Zorn war so schnell verflogen, wie er gekommen war. Er setzte sich wieder und lächelte verschämt.
    »Vergebt mir, daß ich Euch als Höllenhunde beschimpft habe«, sagte er. »Ich verdanke Euch mein Leben und mehr als nur das.«
    »Es sei Euch verziehen«, lächelte Joseph. Garth konnte sich einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen, aber er grinste, um seinen Worten den Stachel zu nehmen.
    »Seit ich Euch gefunden habe, mußte ich mich daran gewöhnen, von Euch angebrüllt zu werden.«
    Maximilians Verlegenheit wuchs. »Dann müßte mich mein Vater wegen meiner schlechten Manieren tadeln, meine Freunde. Kein König kann es sich erlauben, gerade die Menschen schlecht zu behandeln, die ihm ihre Treue und Freundschaft so deutlich bewiesen haben.«
    Er warf einen Blick auf Ravenna, und sie nickte ihm ernst zu.
    »Mich habt Ihr noch nie angebrüllt, Maximilian Persimius.«
    »Und das werde ich

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